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Brief 9 (Briefkarte)
Ort und Datum: Auschwitz, 6.12.1944 (gestempelt 6.12.1944)
Adressat: Frau Irene Mengele, Günzburg/Donau, Am Stadtbach 4
Absender: J. Mengele, Auschwitz O/S, KL., SS-Revier
Mit Propaganda-Aufdruck unten links: Der Führer kennt nur Kampf, Arbeit und Sorge. Wir wollen
ihm den Teil abnehmen, den wir ihm abnehmen können.
^w[schwitz], 6.12.44
Liebe Irene!
Nun warte ich immer noch auf Nachricht von Dir Hoffentlich hast Du dich schon entschieden,
denn wenn Du kommst, mußt Du mir das wegen der langen Postwege rasch mitteilen. Weihnachten
steht auch vor der Tür. Gerade in der vorweihnachtlichen Zeit ist aber das Reisen so schwierig
! Ich bin schon fest am Einrichten der Wohnung. Die Nachricht eilt auch, weil ich für Rolf ein
Bettchen kaufen muß (Bei DAW [= Deutsche Ausrüstungswerke],).
Also schnell geantwortet und viele herzliche Grüße Dein Butz.
Transkriptions vorläge: Alexander Historical Auctions, Alexander Autographs, Stamford, USA,
Auktionskatalog der Auktion vom 8.5.2012, Nr. 9. Digitalisat: StadtAF, 2/541.
Brief 10
Ort und Datum: Auschwitz, 14.12.1944 (Feldpostbrief gestempelt 14.12.1944)
Adressat: Frau Irene Mengele, Günzburg/Donau, Am Stadtbach 4
Absender: SS-Hstuf. Mengele, Auschwitz O/S, KL., SS-Revier
Auschwitz, 14.12.44
Mein allerliebstes Butzele!
Nun sind inzwischen Deine Briefe vom 29. Nov. und vom 8. u. 9. Dez. angekommen. Ich danke
Dir für deine lieben Briefe allerherzlichst. In ihnen nimmst du nun Stellung zu der Frage der
Übersiedlung. Ich freue mich, daß wir beide in allen wesentlichen Punkten einer Meinung sind.
Nur die Terminfestlegung macht also gewisse Schwierigkeiten. Du möchtest nicht auf Weihnachten
, d.h. jetzt schon kommen, sondern erst nach dem Fest. Das halte ich aber für sehr ungünstig,
denn die Zeit zwischen den Festen ist für Reisen sicher denkbar schlecht. Zudem sind wir dann
wieder ein Weihnachten nicht zusammen! Denn ich kann natürlich nicht kommen. Auch kann ich
dich nicht abholen. Bestenfalls könnte ich [Eduard] Wirths bitten, Dir eine Schwester zu schicken,
mit der Du dann reist. Aber Du wirst verstehen, daß ich das nicht gerne tue. Wäre es wirklich
unmöglich, daß Dich Karl [Mengele]131 begleitet? Oder vielleicht Dein Vater? Als Evakuierungsmaßnahme
gesehen, würde er doch eine Reisegenehmigung erhalten! Deine Wünsche habe ich
bereits bei unserem Unterkunftsmann [Martin] (Wilks)132 angemeldet. Sie werden wohl alle be-
Karl Mengele jun. (1912-1949), Dr. jur., Josef Mengeies jüngerer Bruder, der während des Krieges und in
den Jahren danach die Firma Mengele in Günzburg leitete. Er war verheiratet mit Martha Enzmann, die
nach Karl Mengeies Tod die zweite Ehefrau von Josef Mengele wurde und diesen 1958 in Argentinien
heiratete.
Martin Wilks (1916-?), SS-Unterscharführer, ab Oktober 1941 in Auschwitz, zunächst Wachkompanie,
ab Frühjahr 1942 Rechnungsführer beim Standortarzt. Vgl. Klee (wie Anm. 66), S. 436.
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