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Ausführungen sind in den handschriftlichen Zeugnissen nicht enthalten). Demnach kam er am 1. August
1782 als Sohn von Bauern in Weisweil zur Welt. Von seinen beiden Brüdern starb der Jüngere schon früh.
Außer von der Schulzeit und vom Klarinettenunterricht ist die Rede von einem Augenleiden und seiner
Haltung gegenüber diesem Schicksal. Mit Musizieren bei Kirchweihen und Hochzeiten habe er gut verdient
.
Die lebendige, für heutige Leser eigenwillige Sprache und Rechtschreibung ist in der vorliegenden
Ausgabe zu Recht beibehalten worden. Deshalb würde dem tüchtigen Musiker und seinen Schriften keine
Besprechung gerecht werden, die ihn nicht wenigstens kurz selbst zu Wort kommen ließe. So sei hier aus
einer der wenigen privaten Textpassagen über das Jahr 1806 zitiert: Auch wurde ich in diesem Jahre willens
zu Heirathen, und versprach mich diesem schon bemeiden Mädche. Ich übertrug mein vorhaben unserm
H. Obrist-Leitenant von Borbeck, erhielte die Erlaubtniß, und wurde an Marggraff Ludwig einberichtet.
Jetzt güng es biß gegen Spätiahr, und der Krieg mit Frankreich und Preusen wurde erklärt, und man sprach
schon wieder vom Ausmarschieren: Aber von meinem Heiraths-geschäft war noch nichts heraus gegeben
[...] weil aber schon die Marsch-Orter da, und der Tag zum Ausmarsch bestimmt war, erlaubte mir die
Zeit nicht, selbst zu gehen, sondern meine zukünftige Frau nahm es vor, und güng nach Baaden (weil Ihm
Durchlaucht sich in Baaden befanden), überreichte ein Schreiben, darauf wurde nachgesucht und die schon
längst daliegente Schriften fanden sich: wurde Margraff Lui vorgelegt, und gabs ihr von Ihm unterschrieben
mitfolgente Worte in die Hand:, Geht in Gottes Namen geschwint nach Hause und laßt euch Kuplieren
den über-Morgen früh Marschieren sie abDen andern Nachmittag um 4 Uhr kam sie zu Hause, ich güng
darauf zum H. Pfarrer Sachs und in einer halben Stunde güngen wir in die Kirche, wo ich mich mit Susanna
Lammin, gebürdig von Spielberg, in den heiligen Ehestand begab. Des andern Morgens den 3ten October
früh mußte ich meine Frau schon verlasse, und mit nach Preusen zu Felde ziehen (S. 59).
Auch wenn dem einfachen Soldaten wohl bei manchem der Kriegszüge der militärische oder geogra-
fische Überblick fehlte, geben die Schilderungen doch die Erfahrungen des Kriegsteilnehmers auf sehr
unmittelbare Weise wieder und schreiben so eine Kriegsgeschichte aus der ansonsten häufig übergangenen
Perspektive eines unterprivilegierten Beteiligten. Manche Frage wie z.B. eine sichere Zuschreibung
der Handschriften an Eccardt muss die vorliegende Veröffentlichung zwar unbeantwortet lassen. Dennoch
stellt die Arbeit eine wichtige Ergänzung der Quellenbasis zu den napoleonischen Kriegszügen dar. Auch
für andere Fragestellungen etwa zur Musik- oder Sozialgeschichte, zur Wahrnehmung von Fremden oder
zur Literaturrezeption (Eccardt hatte offenbar Philippe-Paul de Segurs „Geschichte Napoleons und der
großen Armee im Jahre 1812" gelesen und zitiert daraus, vgl. S. 178) kann die Quelle herangezogen werden
. Die Edition wird vervollständigt durch vier farbige Abbildungen (nach S. 8), ein Glossar militärischer
Fachbegriffe, ein Orts- und ein Personenregister. Johannes Mangei
Auf Jahr und Tag. Freiburgs Geschichte im Mittelalter, hg. von Jürgen Dendorfer, R. Johanna Regnath
und Hans-Peter Widmann (Schlaglichter regionaler Geschichte 1), Rombach Verlag, Freiburg 2013, 220
S., zahlr. Abb.
Die Geschichte der Stadt Freiburg ist in nahezu all ihren Facetten intensiv erforscht. Zahlreiche Einzelstudien
und Reihen, genannt sei nur die nach wie vor hervorragende dreibändige „Geschichte der Stadt Freiburg",
leuchten die Stadtgeschichte seit der Gründung Freiburgs im 11. Jahrhundert auf hohem Niveau aus. Dass
trotz dieses ausgezeichneten Forschungsstands ein weiteres grundlegendes Werk nicht nur nötig, sondern
auch überaus erfolgreich sein kann, zeigt der vorliegende Band.
Er geht zurück auf eine Ringvorlesung im Wintersemester 2012/2013, die ihrerseits schon ein
Besuchermagnet gewesen war. Das Konzept der Vorlesung und des Bandes ist gleichermaßen einfach, wie
auch bestechend: Ausgewiesene Fachleute tragen zu ausgewählten Wendepunkten der Stadtgeschichte vor,
wobei die Vorträge und Aufsätze bewusst auf ein möglichst breites Publikum zugeschnitten sind. Nicht die
Fachleute, die die oben angesprochene Fachliteratur zur Stadtgeschichte ohnehin schon kennen, sollten
erreicht werden, sondern die oft genannten, allerdings selten erreichten interessierten Laien. Dass dieses
Konzept des Wissenstransfers von Experten zum breiten Publikum diesmal sehr gut aufgeht, ist allein
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