http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0208
schon daran ersichtlich, dass der Band bereits in der dritten Auflage auf dem Markt ist, obwohl er erst in
der Vorweihnachtszeit 2013 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Die genannten Wendepunkte dienen als Aufhänger, anhand derer die Geschichte der Stadt im Vor- oder
Umfeld dieser Ereignisse geschildert wird. Es handelt sich um eine willkürliche Auswahl an Zeitpunkten,
die durchaus die Schwerpunktsetzungen der Forschung der vergangenen Jahrzehnte widerspiegeln.
Naheliegend war natürlich, sich der Gründung der Stadt (1091/1120) anzunehmen, ebenso den Einschnitt
zu beleuchten, den das Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218), der Gründer und ersten Herren der
Stadt, mit sich brachte. In der Folgezeit strebten die Freiburger Bürger an die Macht und erschütterten 1248
die politischen Strukturen der Kommune. Die weiteren Wendepunkte sind die Erstnennung der Freiburger
Fastnacht (1283), der Übergang der Stadt unter die Herrschaft der Habsburger (1368), die Regelung des
Bergbaus unter den Grafen von Freiburg (1372), die Vertreibung der Juden aus der Stadt (1424), die
Gründung der Universität (1457) und der Freiburger Reichstag (1498). Den Schlusspunkt bildet die Weihe
des Münsterchors im Jahr 1513, wobei die gesamte Baugeschichte des Münsters anschaulich dargelegt wird.
In dieser Reihe wären weitere Punkte denkbar gewesen, zu denen ebenfalls gute Vorarbeiten existieren,
beispielsweise die städtebauliche Entwicklung Freiburgs im Mittelalter, doch diese mögen angesichts des
Erfolgs des Bandes einem weiteren, zukünftigen Band vorbehalten bleiben.
Die Beiträge schildern den jeweiligen Forschungsstand auf aktuellem Niveau und fuhren anschaulich
in die jeweiligen Themen ein. Manchmal hätte die Redaktion gleichwohl etwas mutiger eingreifen dürfen,
wenn die Autoren vor allem sprachlich noch nicht so ganz für das auch für sie ungewohnte Laienpublikum
schrieben. Auch gewisse Überschneidungen hätten vermieden werden können - gerade die ersten beiden
Beiträge bringen eine Reihe von Doppelungen, die vermeidbar gewesen wären. Über die hochinteressanten
Vorgänge nach dem Aussterben der Zähringer erfährt man leider weit weniger, als man erwartet hätte,
stattdessen wird die Zeit vor dem Aussterben breit behandelt, was jedoch bereits im vorigen Beitrag Thema
war.
Entsprechend der Konzeption für ein Laienpublikum sind die Beiträge schön und wo immer möglich
auch farbig bebildert und bleiben ohne einen wissenschaftlichen Apparat. Falls jemand die Lektüre
vertiefen will, findet er eine Literaturauswahl zu den einzelnen Aufsätzen im Anhang.
Angesichts des Erfolgs sowohl der Vorlesung als auch des Bandes ist es nicht verwunderlich, dass
dem Vernehmen nach weitere Bände nach ähnlichem Muster geplant sind. Das ist unbedingt zu begrüßen,
wobei man auch über das Mittelalter hinaus gehen kann - die Freiburger Stadtgeschichte bietet auch
in der Neuzeit Wendepunkte genug -, ebenso wäre Derartiges sicher auch bezüglich anderer Städte in
Südbaden fruchtbar, die gemeinhin weniger Aufmerksamkeit der universitären Forschung auf sich ziehen.
Ein interessiertes Publikum für Vorträge und Buchveröffentlichungen dürfte sich auch andernorts finden.
Boris Bigott
Anne-Christine Brehm: Hans Niesenberger von Graz. Ein Architekt der Spätgotik am Oberrhein, Schwabe
Verlag, Basel 2014, 360 Seiten, 7 Färb- und 256 S/W-Abb.
Die umfangreiche Arbeit zu dem zwei Jahrzehnte am Chor des Freiburger Münsters tätigen Baumeister
Hans Niesenberger ist als Dissertation am Institut für Baugeschichte der TU Karlsruhe entstanden und
wurde von Johann Josef Böker betreut. Er leitet auch das DFG-Forschungsprojekt „Gotische Baurisse", an
dem die Autorin Anne-Christine Brehm mitarbeitet. Vom renommierten Basler Schwabe-Verlag sorgfältig
ediert liegt das Buch nun rechtzeitig zum Jubiläum der Freiburger Chorweihe vor 500 Jahren vor. Einige
Ergebnisse ihrer Arbeit hat Anne-Christine Brehm in die erfolgreiche Ausstellung „Baustelle Gotik" -
2013/14 im Augustinermuseum einbringen können. Der in diesem Rahmen gehaltene Vortrag, eine
Zusammenfassung ihrer Arbeit, wurde im Herbst 2014 zusammen mit den Vorträgen der „Samstags-Uni"
vom Wintersemester 2013/14 publiziert..
Als am 4. und 5. Dezember 1513 Hochchor und Hauptaltar des Freiburger Münsters geweiht wurden,
war der 1471 eingestellte Werkmeister Hans Niesenberger schon 20 Jahre tot. Mehr noch: Die Stadt Freiburg
hatte ihn schon 1491 von seinen Aufgaben entbunden und die Vollendung des Chors anderen Meistern
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