http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0212
darin, dass man kompakt beieinanderliegend, auf relativ kurzer Wegstrecke, alle wesentlichen Abbauformen
des alten Bergbaus sehen kann: Pingen und Schächte, Stollenmundlöcher und Verhaue (Tagebaue). Dazu
kommen zahlreiche Siedlungsstrukturen: Auf den Halden standen Bergschmieden und Wohnhäuser, die
Verhüttung der gewonnenen Blei/Silber-Erze fand etwas talabwärts statt. Auch ein im 18. Jahrhundert für
die Flößerei angelegter oder reaktivierter Staudamm mag schon im Mittelalter für ausreichend Wasser und
die Energie gesorgt haben, die zur Erzaufbereitung benötigt wurden. Als besonderes Highlight muss die
Birchiburg gelten, die am Hang mitten im Bergbaurevier stand; sie diente der Verwaltung und dem Schutz
der Bergwerke. Über die Familie Snewlin ist die Burg auch mit der Stadtgeschichte von Freiburg verknüpft
und wurde um 1377/78 von den Freiburgern zerstört. Ihre Ausgrabung erbrachte unerwartet hoch erhaltenes
Mauerwerk mit zahlreichen Bauphasen. Ein derartiger Befund ist im Bergbau Europas äußerst selten. Am
Birkenberg von St. Ulrich ist in besonderer Deutlichkeit der Bezug zwischen Burg und Bergbau fassbar.
Das 2006 erstmals erschienene, inzwischen mit Unterstützung des Naturparks Südschwarzwald verändert
neu aufgelegte, handliche Führungsheft wurde von dem Mineralogen und Montanarchäologen Gert
Goldenberg (inzwischen an der Universität Innsbruck) und dem Archäologen Matthias Fröhlich (mittlerweile
am Rheinischen Landesmuseum Trier) verfasst. Das Heft erschließt das Bergbaurevier und den
Lehrpfad mit informativen Texten, anschaulichen Karten und zahlreichen, gut ausgewählten Farbbildern.
Sie dokumentieren Geländespuren und Fundstücke und illustrieren die Bergbautätigkeit mit historischen
Bildern. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis gibt die Publikationen zu den Forschungen wieder. Das
Heft animiert zur Begehung des Lehrpfades, die auf Anfrage auch durch Mitglieder des Vereins „Burg und
Bergbau - die Birchiburg in Bollschweil e.V" geführt werden kann. Es unterstützt auch den Einzelwanderer
in diesem Schwarzwaldtal, das vielen noch recht unbekannt ist. Hingehen! Heiko Wagner
Werner Heiland-Justi: Hans Baidung gen. Grien und die Glasmalereien im Alten Endinger Rathaus,
Kunstverlag Joseph Fink, Lindenberg 2014, 64 S., 42 Färb- und S/W-Abb.
Dem breiten Publikum ist der Namen des Malers Hans Baidung gen. Grien (1484/85-1545) vornehmlich durch
denvonihmgeschaffenenHochaltarimFreiburgerMünstereinBegriff.DochnichtnurinderBreisgaumetropole
war der aus Schwäbisch Gmünd stammende Künstler tätig. Dank des neu vorgelegten Buchs des kunstinteressierten
Professors für Experimentalphysik, Werner Heiland-Justi, hat der „Laie" die Möglichkeit, die
Glasmalereien kennen zu lernen, die Hans Gitschmann von Ropstein nach einem Entwurf von Hans Baidung
Grien in den Jahren 1527 bis 1530 für das Rathaus der Stadt Endingen am Kaiserstuhl angefertigt hat.
Die 42, meist farbigen Abbildungen der Glasgemälde werden hinsichtlich ihrer Symbolik ausführlich
erläutert. Der Autor ordnet die Bilder dabei so, dass der Leser durch die Betrachtung der Wappenscheiben
zugleich etwas über die Geschichte der bedeutendsten, in Endingen vermögenden Adelsgeschlechter lernt,
wie z.B. die der Üsenberger oder der Familie von Blumeneck. Hierbei ist das Wappen der Üsenberger (S.
12) als die repräsentativste Glasmalerei des Alten Endinger Rathauses anzusehen: Es zeigt auf Blau einen
silbernen Flug. Der Schildhalter ist ein respektabler Ritter. Der Flug wird auf der Helmziehr wiederholt
und zwar auf der Schulter des Mannes, der eine Zipfelmütze trägt. Die Alphorn blasenden Putten im Bogen
lassen sich nicht deuten. Diese Art von „virtueller Reise" durch die künstlerische Inszenierung der herrschenden
lokalen Adelsgeschlechter endet 1529 mit der Wappenscheibe für die Grafen von Fürstenberg.
Um mögliche „Kurzsichtigkeitsvorwürfe" zu vermeiden, vergleicht der Autor die Endinger
Glasfenstern mit denen im Hochchor des Freiburger Münsters (1512-1516) oder in der ehemaligen
Kartause St. Johannisberg in Freiburg (gestiftet 1528) und zeigt Gemeinsamkeiten auf.
Obwohl nicht für Fachleute gedacht, hätte dem Bildband ein Orts- und Namensverzeichnis gut getan.
Zusätzliche Ausführungen hätten dem Leser sicherlich geholfen, das Gesagte in den historischen und geo-
grafischen Kontext im deutschen Südwesten und der Endinger Geschichte in den ersten Jahrzehnten des
16. Jahrhunderts besser einzuordnen. So gewähren zwar „die 13 Endinger Scheiben ... in gewisser Weise
einen Blick in ein Zeitfenster am Ende des Mittelalters und am Beginn der Neuzeit" (S. 5), jedoch wären sie
mit einer sorgfältigeren Gesamtgestaltung des Buches vollständig und ohne Deutungslücken zu verstehen
gewesen. Marco Leonardi
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