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Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die gute Lesbarkeit der einzelnen Beiträge es auch
dem nicht spezialisierten Leser erlauben, ein gut dokumentiertes und allgemeinverständliches Bild der
christlich-jüdischen Beziehung im deutschen Südwesten zwischen der zweiten Hälfte des 15. und dem
Anfang des 16. Jahrhunderts zu erhalten. Marco Leonardi
Otto Mittelstrass: Entbehrliche Leute? Die Auswanderungswelle der Baden-Durlacher nach Siebenbürgen
1744-1752. Entstehung, Verlauf, Teilnehmer, Selbstverlag Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde
Heidelberg, Gundelsheim 2013, 152 S., Abb.
Der Autor hatte sich schon viele Jahre mit der Auswanderung von Menschen aus dem Baden-Durlacher
Gebiet ins Fürstentum Siebenbürgen beschäftigt. Seine Forschungsergebnisse sind die Grundlage für das
vorliegende Werk geworden, das sein Sohn Tilmann nach dem Tod seines Vaters für eine Veröffentlichung
aufbereitet hat. Dabei behilflich waren auch Gabriele Klocke, Konrad Gündisch und Carmen Kraus.
Es geht in der Arbeit im Wesentlichen um die Emigration in den Jahren 1744 bis 1749. Am Beispiel eines
Revierförsters des Markgrafen von Baden-Durlach wird erläutert, wie man als Auswanderungswilliger die
Voraussetzungen erlangte, um nach Siebenbürgen zu gelangen. Einen Teil des Vermögens der Antragsteller
kassierten die Behörden hierzulande ein, bevor sie die Genehmigung erteilten, das Land zu verlassen. Auf dem
Landweg kamen die Reisenden zunächst bis Ulm. Anschließend konnten sie relativ bequem mit den berühmten
„Ulmer Schachteln" auf der Donau bis Pest fahren. In Postkutschen ging es dann weiter über Debrecen
und Klausenburg nach Mühlbach. Diese Reise, immerhin 1.500 km weit, dauerte damals etwa sechs Wochen.
Den Ankömmlingen stellte der Magistrat von Mühlbach Grund und Boden für einen Hof, Ackerland, Saatgut,
Wiesen, ja sogar Weinfelder zur Verfügung. Hilfe beim Hausbau, Befreiung von Abgaben, Steuern und
Diensten waren in den ersten Jahren ebenfalls garantiert. Berichte der in der Fremde so gut Aufgenommenen
an die Daheimgebliebenen führten zu einer wahren Flut von Anträgen hierzulande. Auch wirkte es sich positiv
aus, dass Anfragen zur Sicherheit in den neuen Siedlungsräumen durchaus günstig kommentiert wurden.
So berichteten die Aussiedler, dass kaiserliche (also österreichische) Soldaten in Verbindung mit Festungen
und gut bewachten Städten den Schutz auch der neuen Ankömmlinge gewährleisteten.
Allmählich aber wurde den Behörden und politisch Verantwortlichen daheim die Ausreiselust ihrer
freien und unfreien Bürger unheimlich. Zunächst war man ja froh gewesen, dass die Wegzüge eine
Übervölkerung verhindern halfen. Als die Anträge auf Emigration aber Überhand nahmen, fürchteten die
Behörden eine schleichende Entvölkerung des Landes. Die Regierung in Karlsruhe untersagte deshalb ab
1748 generell jede Auswanderung. Nur noch Ärmere, also mittellose Handwerker beispielsweise, oder
Tagelöhner, Bettler und liederliche Haushälter sowie Kinderreiche durften das Land verlassen. Dennoch
fanden viele trotz Auswanderungsverbot weiterhin Mittel und Wege, der Heimat den Rücken zu kehren,
sodass das verheißene Land unter der österreichischen Krone nicht an Attraktivität verlor. Selbst schlechte
Nachrichten, wie z.B. die hohe Sterberate der Zugewanderten in den ersten Jahren nach der Ankunft in
Siebenbürgen, schreckten nicht ab. Leider war es offensichtlich nicht möglich herauszufinden, worin die
erwähnte hohe Mortalität begründet lag.
Die Arbeit ergänzen zahlreiche Tabellen und Skizzen der Auswandererfamilien und ihrer Herkunft.
Einschlägige Dokumente, etwa von Anträgen und Attesten zur Emigration, veranschaulichen die Arbeit.
Es wäre recht interessant gewesen zu erfahren, wo geografisch gesehen, die Auswanderer in Siebenbürgen
ansässig geworden sind. Jedenfalls können Menschen, die heute Ahnenforschung betreiben, in den
Personenregistern ihren Vorfahren und ihren Schicksalen auf die Spur kommen. Detlef Vogel
Die Pforte, hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde in Kenzingen e.V, Redaktion:
Roland G. Foerster, Helmut Reiner, Hans-Werner Retterath und Klaus Weber, 32. und 33. Jahrgang,
2012/2013, Nr. 62-65, 327 S., S/W-Abb.
Mutantur tempora, recedit memoria hominium - Überlieferungswürdiges wurde im frühen bis ins hohe
Mittelalter in lateinischer Sprache festgehalten. Michael Prosser-Schell stellt eine frühe volkssprachliche
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