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Er lässt den Leser Einblicke bis in den Luftschutzkeller hinein tun, wo auch der Erzbischof Zuflucht suchte.
Ein eigenes Kapitel befasst sich mit den Theologiestudenten aus dem Elsass und Lothringen, die schon zu
Beginn des Krieges 1939 ihren Studienort Straßburg verlassen mussten und sich mit ihrem Bischof nach
Clermont-Ferrand evakuieren ließen. Nach der Okkupation ihrer Heimat durch Deutschland im Sommer
1940 kehrten sie zum großen Teil in ihre Heimat zurück, konnten an der neu eröffneten „Reichsuniversität"
in Straßburg ihre Studien aber nicht fortsetzen, da diese keine theologische Fakultät mehr vorsah (in
Missachtung des dort bis heute gültigen Konkordats, das 1801 von Napoleon geschlossen wurde). Schon
im Oktober 1940 kamen die ersten Gruppen nach Freiburg, wo sie im Konvikt unterkamen und die Plätze
der zur Wehrmacht eingezogenen badischen Zöglinge einnahmen. Würtz ermittelte, dass etwa 200 Elsässer
und Lothringer während des Kriegs in Freiburg auf ihr Priesteramt vorbereitet wurden. Interessant sind
Anmerkungen zu nationalen Empfindlichkeiten auf beiden Seiten. Erzbischof Gröber merkte schnell,
dass ein Willkommen in der „Gemeinschaft des alemannischen Blutes" nicht die passende Grußformel
war. Konviktdirektor Wendelin Rauch (1885-1954, Dr. phil. und Dr. theol., Divisionspfarrer im Ersten
Weltkrieg, 1948-1954 Erzbischof) unterließ es rasch, von „Volksdeutschen" zu sprechen. Dieses interessante
Kapitel, zu dem es auch linksrheinisches Material gibt, ließe sich zu einer eigenen Dissertation
erweitern. In der Zusammenfassung resümiert Würtz, „dass sich die Verantwortlichen wie die Studenten in
den schwierigen Jahren zwischen 1933 und 1945 bewährt haben [...] Die Frage, wie lange die Kräfte noch
gereicht hätten und wie stark die Verfolgung der Kirche nach einem gewonnenen Krieg geworden wäre,
braucht glücklicherweise nicht beantwortet zu werden" (S. 464). Renate Liessem-Breinlinger
Stephanie Zumbrink: Freiburger Münster - Gewölbeschlusssteine. Vielfalt - Pracht - Funktion, hg. vom
Freiburger Münsterbauverein (Rombach-Schriftenreihe Münsterbauverein 3), Rombach Verlag, Freiburg
2013, 104 S., zahlr. Abb.
Schlusssteine sind oft übersehene oder kaum wahrgenommene Schmuckstücke der Gewölbe, obwohl
sie unmittelbar auf die Häupter der Münsterbesucher herunterblicken. Dennoch sind sie auch im Falle
des mehr als häufig fotografierten Freiburger Münsters Stiefkinder, meist unbeachtet und aufgrund der
großen Entfernung zur Decke auch nicht immer gut zu betrachten. Stephanie Zumbrink rückt nun gerade
diese Schlusssteine grundlegend ins Bewusstsein der Münsterbesucher. Sie übernimmt es im vorliegenden
Bändchen, die zum Zwecke der Dokumentation erstmals vollständig durchfotografierten Schlusssteine
in Wort und Bild vorzustellen und anschaulich zu beschreiben. Die Autorin weckt die Aufmerksamkeit
und wird damit erreichen, dass künftig viele Besucher das Münster nicht mit anderen Augen, aber in
einer anderen Körperhaltung durchwandeln und mit einem steifen Nacken, aber um viele bemerkenswerte
Eindrücke reicher, wieder verlassen werden.
Die sehenswerten Motive der Freiburger Schlusssteine umfassen Laubwerk, Ranken, Masken,
Wappen, Heilige, Auftraggeber und Stifter und machen klar, dass sich dieser außergewöhnliche Rundgang
durch die vielfältige Deckenlandschaft mehr als lohnt und diese das Kirchenschiff auch von oben bildhaft
durchdringen. Der Münstergrundriss im zweigeteilten Umschlag des Bandes zoomt für den Betrachter
alle 90 Schlusssteine heran und synchronisiert Grundriss, Decke und Münsterschlusssteine in einfachster
Weise. Zunächst werden die Funktion und die gewaltigen Maße dieser Schlusssteine und Ringe beschrieben.
Die ältesten Steine, die durch ihre wuchtige Schlichtheit beeindrucken, stammen noch aus romanischer
Zeit, im Chor finden sich die spätgotischen und farbenfrohen Wappendarstellungen, die Plastiken der
Heiligen, Adeligen, Stifter, des habsburgischen Herrscherhauses, der Münsterfabrik und der Universität
als Patronatsherrin des Münsters. Zahlreiche Schlusssteine waren oder sind in ihrem heutigen Zustand
unbemalt und steinsichtig, die Schlusssteine des Chores waren aber wohl immer farbig gefasst, viele
wurden in den letzten 150 Jahren farblich in Szene gesetzt, sodass auch der Gesamteindruck vielfältig
changiert.
Gerade die Schlusssteine in den ältesten, romanischen Bauteilen des Münsters beeindrucken durch ihre
schlichte, steinerne Eleganz, obwohl sie in einigen Fällen gerade in den Obergeschossen angebracht sind,
den meisten Besuchern verborgen bleiben und nur im Band betrachtet werden können. Beeindruckende
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