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Spätestens 1771 scheint Binz Freiburg verlassen und sich in Wien niedergelassen zu haben,
wurde er doch im genannten Jahr als Mediziner in die dortige Hauptmatrikel eingeschrieben,
ohne dass er jedoch in der österreichischen Kaiserstadt weitere Studien in diesem Fach betrieben
hätte.7 Über sonstige Aktivitäten Johann Georgs fehlen für die darauf folgende Zeit nähere
Hinweise. Wir begegnen Binz erst wieder am 29. Juni 1779, als er in der Wiener Pfarre St. Leopold
Elisabeth Ohl geb. Spieß (geb. um 1738, gest. 1807), die etwa zehn Jahre ältere Witwe des
Wiener Universitätsbuchhändlers und Antiquars Johann Ohl (geb. um 1690, gest. am 1.3.1778),
zum Traualtar führt (Abb. I).8
die Einvernahme des inzwischen 18-jährigen Medizinstudenten Joan Georg Binz auf S. 37f. fest, wobei
der Beschuldigte - quasi als Alibi - geltend macht, er sei am Tag der musikalischen Darbietungen nicht
einmal hier (sc. in Freiburg), sondern zu Umkirch bey seinem Herrn Vetter geweßen (S. 38). Es liegt nahe,
diesen Vetter mit dem damals als Pfarrer von Umkirch amtierenden Onkel Gervas Binz gleichzusetzen.
Darüber hinaus sei bemerkt, dass die ebd., S. 38-45, protokollierte Vernehmung des (in der gleichen
Angelegenheit angeschuldigten) Kommilitonen Andreas Benz (sie!) im Kontext einer bislang unbekannt
gebliebenen Quelle zu Johann Baptist Sellinger erscheint, heißt es doch einleitend, der sonst aber zu
Constanz sesshaffte Benz habe seine Wohnung bey dem Bildhauer Seiinger (ebd., S. 38). Möglicherweise
war der Beschuldigte ein direkter oder indirekter „Nachmieter" jener Maria Anna Grawin, die bis zu ihrem
Tod im Herbst 1761 als Pfründnerin in Sellingers Freiburger Haus (Schiffgasse 4, „Haus zum hintern
Streitstein") gelebt hatte. Hierzu siehe wieder Brommer (wie Anm. 5), S. 58.
Briefliche Auskunft von Frau Ulrike Denk (Universitätsarchiv Wien) vom 4.2.2013. Der entsprechende
Eintrag trägt gemäß ebd. folgenden Wortlaut: Binz Joannes Georgius Brisgojus Gindlingensis civis medi-
cus. Darüber hinaus lassen sich folgende Feststellungen treffen: „Er [sc. Johann Georg Binz] hat offenbar
nicht in Wien Medizin studiert, es finden sich in den Akten der Medizinischen Fakultät zwischen 1764
und 1771 keine Einträge, dass er die abschließende Disputation hier absolviert hat und promoviert wurde.
Er hat sich auch nicht der Repetition (Anerkennung des Grades einer fremden Universität) unterzogen."
(Zitiert nach ebd.). Die mir mitgeteilten Informationen stehen im Widerspruch zu einem Hinweis Franz
Gräffers, wonach Binz angeblich in Wien Medizin studiert habe. Hierzu siehe die entsprechende Bemerkung
im Anhang dieses Beitrags. Im Übrigen bleibt nachzutragen, dass Joseph Binz, der Vater Johann
Georgs, im Herbst 1770 verstarb, EAF, Gündlingen, Totenbuch, S. 17. Ob Johann Georgs Übersiedlung
nach Wien mit dem Tod des Vaters in irgendeiner Beziehung steht, bleibt vorläufig ungeklärt.
Zu Johann Ohl (auch: Oll), seiner Witwe Elisabeth und deren Wiederverheiratung siehe neuerdings wieder
Peter R. Frank/Johannes Frimmel: Buchwesen in Wien 1750-1850. Kommentiertes Verzeichnis der
Buchdrucker, Buchhändler und Verleger. Mit einer um Informationen zur Verteilung der Befugnisse,
Adressen und Biografien wesentlich erweiterten Fassung im PDF-Format auf CD-ROM (Buchforschung.
Beiträge zum Buchwesen in Österreich 4), Wiesbaden 2008, S. 21 f. und 143. Der Vollständigkeit halber
sei daraufhingewiesen, dass sich zur besagten Eheschließung zwei zeitnahe archivalische Belege ermitteln
ließen: Frau Brigitta Zeiler von der Wiener Pfarrei St. Leopold ließ mir am 21.2.2013 die Reproduktion
eines Eintrags im Trauungsbuch, Bd. 12, S. 123, der genannten Pfarrei zukommen, dem zu entnehmen
ist, dass Herr Joannes Georgius Binz, angehender Univ ersitozts Antiquar ius, ledig im seidenfärberischen
Hauß alhier, des Herrn Joseph Binz, Landmanns zu Gündlingen in Breisgau, und Valeria, dessen Ehe-
würthin, beeder seel. ehelicher Sohn, nihmt zur Ehe die Frau Elisabetha Ollin, des Herrn Joannes Oll
Universitcets Buchhändlers seel. unterlassene Wittib, im Pogowitzt. Hauß in der Stadt wohnhaft. Detailliertere
Informationen bietet ein Trauungseintrag, der mir am 6.2.2013 von Herrn Domarchivar Reinhard
H. Gruber (Wien, Archiv der Domkirche St. Stephan) zugesandt wurde. Dieser Eintrag findet sich im
Trauungsbuch der Dompfarre St. Stephan zu Wien, Tomus 73, fol. 44v, überliefert als Datum der Eheschließung
den 29.6.1779 und lässt aufgrund präziser Erwähnungen verschiedener Personen bzw. Wohnadressen
weiter reichende Schlüsse zu. So heißt es beispielsweise ausdrücklich, der zum Zeitpunkt der
Heirat 31 Jahre alte Bräutigam sei 3 Jahr stets alhier, nun 13 Monath in der Leopoldstadt. N 329. Gemäß
Auskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs vom 28.8.2013 befand sich das besagte Gebäude im Jahr
1779 im Besitz des bürgerlichen Seidenfärbers Anton Rorta (aktuelle Adresse: Wien 2., Komödiengasse 8
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