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auch als Darstellerin der Marianne in Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) Prosaeinakter
„Die Geschwister" auftrat38 und als Käthchen in Heinrich von Kleists (1777-1811) historischem
Ritterschauspiel „Das Käthchen von Heilbronn" einen Erfolg feiern konnte,39 was sie dazu ermutigte
, das Berliner Engagement vorzeitig abzubrechen und sich mit der zuletzt genannten
Rolle bei Heinrich Laube (1806-1884)40 am Wiener Stadttheater vorzustellen (1873). Hier, im
kulturellen Zentrum der habsburgischen Donaumonarchie und unweit ihrer Heimatstadt Baden,
vollzog Katharina Schratt eine Entwicklung vom Typus der jugendlich Naiven zur komischen
Charakterdarstellerin.41 Bald folgten längere Gastspielaufenthalte am Deutschen Hoftheater in
St. Petersburg (1874/75), am deutschsprachigen Thalia-Theater in New York (1882) sowie im zur
damaligen Zeit österreichischen (heute ukrainischen) Czernowitz (Frühjahr 1883), die teilweise
durch zeitweilige Demissionierungen Heinrich Laubes bedingt waren. Seit 1883 war Katharina
Schratt Mitglied des Burgtheaters,42 dem sie sodann ab dem Jahr 1887 (bis zu ihrem vorzeitigen
Rücktritt im Herbst 1900) als Hofschauspielerin angehörte.43 Was der „kleinen Schratt", wie
Theodor Fontane sie bereits im Frühjahr 1873 titulierte,44 über ihre außergewöhnlich erfolgreiche
berufliche Laufbahn hinaus bis heute einen bleibenden Platz nicht nur in der Theater-
Hierzu siehe wieder Fontane (wie Anm. 37), S. 161 f. (betr. Vorstellung vom 16.4.1872).
Eine entsprechende Theaterkritik Fontanes fehlt, dafür liegen vom besagten Autor Besprechungen weiterer
Schratt-Auftritte vor. Siehe ebd. (wie Anm. 37), S. 178f. (betr. Karl Gutzkows [1811-1878] Trauerspiel
„Uriel Acosta", Vorstellung vom 3.9.1872), S. 201 ff. (betr. Ernst Wicherts [1831-1902] Lustspiel „Ein
Schritt vom Wege", Vorstellung vom 30.10.1872). Darüber hinaus kommt Fontane im Kontext späterer
Besprechungen noch wiederholt auf die inzwischen bereits nach Wien zurückgekehrte Schauspielerin zu
sprechen. Siehe ebd., S. 247f. (betr. August Wilhelm Ifflands [1759-1814] Lustspiel „Die Hagestolzen"
und Adolf von Wilbrandts [1837-1911] Lustspiel „Jugendliebe", Vorstellungen vom 5.4.1873), S. 273f.
(betr. Eduard von Bauernfelds [1802-1890] Lustspiel „Die Bekenntnisse", Vorstellung vom 21.5.1873).
Einführende Literatur zu Leben und Werk dieses seit 1872 amtierenden Theaterdirektors: Reinhold Hül-
sewiesche: Artikel „Laube, Heinrich", in: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen
Kulturraumes, 2., vollst. Überarb. Aufl., Bd. 7, Berlin/New York 2010, S. 256ff. (mit Literatur).
In diesem Zusammenhang ist insbesondere die Rolle der Katharina aus William Shakespeares (1564-
1616) „Der Widerspenstigen Zähmung" (Dezember 1873) hervorzuheben.
Ihr Debüt gab sie ebd. im November 1883 als Lorle in Charlotte Birch-Pfeiffers (1800-1868) Schauspiel
„Dorf und Stadt" (nach Berthold Auerbachs [1812-1882] Erzählung „Die Professorin").
Am Rande sei bemerkt, dass Katharina Schratt bereits ein Jahr nach dem Beginn ihrer Karriere als Hofschauspielerin
als sogenannte „heitere" Muse in der unteren rechten Ecke des Hauptvorhangs des neuen
Burgtheaters (von dem österreichischen Genre- und Porträtmaler Josef Fux [1842-1904]) verewigt wurde.
Hierzu siehe etwa Patocka (wie Anm. 31), S. 520. Abb.: Fast jede Nacht träume ich von Ihnen (wie Anm.
34), S. 108. Gemäß ebd., S. 103f., hier S. 104, bzw. Haslip (wie Anm. 35), S. 133, führte Kaiser Franz Joseph
I. von Österreich am 4.10.1888 seinen preußisch-deutschen Amtskollegen Kaiser Wilhelm II. (1859-
1941, Kaiser seit 1888) im Rahmen von dessen Staatsvisite durch das Burgtheater. Im Rahmen seines
brieflichen Resümees dieses Besuchs kommt der österreichische Monarch u.a. auch auf den besagten
Theatervorhang zu sprechen und hält (ebd.) fest, dass der neben Katharina Schratt als Amor dargestellte
Sohn Anton („Toni") vom Künstler „besser getroffen" sei als dessen Mutter. - Übrigens hing der Rückzug
der zum damaligen Zeitpunkt erst 47 Jahre alten Schauspielerin vom Burgtheater mit Schwierigkeiten
zusammen, die sich im Rahmen der Neubesetzung des Direktoriums (1898) durch Paul Schienther (1854-
1916), einen Vorkämpfer des Naturalismus, der das Amt von Max Burckhard (1854-1912) übernahm,
ergeben hatten. Schienther verblieb bis 1910 im Amt. Einführende Literatur zu den genannten Personen:
John OsBORNE/Red[aktion]: Artikel „Schienther, Paul", in: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke
des deutschsprachigen Kulturraumes, 2., vollst. Überarb. Aufl., Bd. 10, Berlin/Boston 2011, S. 407f; Irmgard
LiNDNER/Red[aktion]: Artikel „Burckhard, Max", in: Ebd., Bd. 2, Berlin/New York 2008, S. 300.
Siehe wieder Fontane (wie Anm. 37), S. 248.
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