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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0081
grüßter Binz, als Du 1779 einer wardst. Die Klösteraufhebung kam Dir zu Statten; Du gewannst
ein herrliches Lager, fast ohne Nebenbuhler, ein Hahn im Korbe, und so wurdest Du Binz.

Binz im Zwettlhofe59 machte ungeheure Geschäfte, in einem schmalen, dunklen Laden, der
tief hinein ging, tief; eine finstere, unendliche fast geheimnißvolle Schlucht; vielleicht auch eine
heimliche Stiege in irgend ein unterirdisches Gewölb, voll Schätze, anzusehn wie eine Zauberhöhle
. Und in nächtlicher Weile dann, wenn alle Heiligen und Sterblichen des Stephansplatzes
in bleyernem Schlaf, Binz einsam mit der mattleuchtenden Laterne, unter den Kostbarkeiten,
Kleinodien einherschleichend, wie ein Zauberer, wie Merlin,60 wie der famöse Goldschmied in
Hoffmanns Fräulein Scudery.61 Schon zeitlich beym Hahnenruf stiegst Du zu Tage. Der Laden
war auf; die Käufer strömten herbey; das contante silberne und goldene Geld in Deine ohnedieß
schon vollen Truhen. Es sey Dir vergönnt.

Alles kaufte bey Binz, denn Erstens kaufte überhaupt Alles Bücher; es war ein schöner
Trieb, Ehrensache, Ton (was jetzt sämmtlich nicht mehr); und Zweytens hatte Binz Alles. Ferner
auch war er discret mit seinen Preisen, wie er jedoch hartnäckig, zurückhaltend mit dem
Verkaufe dieses oder jenes Buchs; nach Laune oder Grundsatz. Als Einkäufer jedoch war er
verdammt karg, noch 1815, wovon ein grelles, grelles Beyspiel. Ein gewisser Speiser (neu-

Gemäß Henke/Winkler (wie Anm. 12), S. 156, mit der aktuellen Wiener Adresse Stephansplatz 6 gleichzusetzen
. Es handelt sich hierbei ursprünglich um einen bereits seit dem Jahr 1304 dem Stift Zwettl
(Zisterzienserkloster im Waldviertel/Niederösterreich, nahe der gleichnamigen Stadt, nordwestlich von
Wien) zugehörigen Hof am Wiener Stephansplatz, der im Jahr 1843 abgetragen wurde. Siehe wieder
Hupfer (wie Anm. 12), S. 35, Anm. 106. Ebd., S. 37, wird insofern ein differenzierteres Bild geboten, als
der Zwettelhof als frühestes Ladenlokal genannt und die Binz'sche Buchhandlung für die Zeit ab etwa
1791 am St. Stephans-Friedhof lokalisiert wird, wobei das Geschäft dann ab 1811 in der Schulerstraße 915
(1. Bezirk - Innere Stadt) betrieben worden zu sein scheint. Ebd., S. 37, Anm. 109, wird auf weitere Forschungen
verwiesen, aus denen - gestützt auf zeitgenössische Wiener Zeitungsinserate - zu entnehmen
ist, dass Binz 1785 seine Tätigkeit als Buchdrucker (sie!) „in der untern Bäckerstraße" (in der heutigen
Sonnenfelsgasse [1. Bezirk Innere Stadt]) anzeigte und erst 1786 als Buchhändler dokumentiert ist,
und zwar in einer Hütte auf dem Hofe nächst der obern Jesuitenkirche oder der Säulen im ersten Gang
(1. Bezirk - Innere Stadt), wobei zugleich ein Laden am Stephansfreydhof nächst dem Bischofsthore (gemeint
ist der nordwestliche Eingang des Stephansdoms) für Binz belegt ist. Hierzu siehe wieder Henke/
Winkler (wie Anm. 12), S. 155 (mit Quellennachweisen).

Eine mit magischen Fähigkeiten ausgestattete Seher-Figur des Artussagenkreises. Einführende Literatur:
Juliette Wood: Artikel „Merlin", in: Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und
vergleichenden Erzählforschung, Bd. 9, Berlin/New York 1999, Sp. 587-591 (mit Literatur).
Gräffer spielt hier auf die Kriminalnovelle „Das Fräulein von Scuderi" (aus der vierbändigen, 1819/21
im Druck erschienenen Sammlung „Die Serapionsbrüder") des Dichters, Komponisten und Zeichners
Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann (1776-1822) an, der als Autor in der Namensform „Ernst Theodor
Amadeus Hoffmann" in der Literaturgeschichte firmiert. Bei dem besagten Goldschmied handelt es sich
um die dämonische Figur des Rene Cardillac. Text und Kommentar: E. T. A. Hoffmann: Das Fräulein
von Scuderi. Erzählung aus dem Zeitalter Ludwigs des Vierzehnten (1819). Mit Kommentaren von Heinz
Müller-Dietz und Marion Bönnighausen (Juristische Zeitgeschichte; Abt. 6: Recht in der Kunst - Kunst
im Recht 36), Berlin/New York 2010 (mit Literatur).

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