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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0100
Diese Ungerechtigkeit, eine starre Weigerung von Seiten der Militärbehörde, das mindeste Entgegenkommen
zu zeigen, um eine schwierige Lage auch nur etwas zu erleichtern, wird späterhin
die Erinnerung an eine Sache, der man sich aufrichtig und mit Freuden gewidmet hat, etwas
vergällend

Neben Kostenfragen war es außerdem die prekäre Raumsituation, die immer wieder Streitigkeiten
zwischen den Beteiligten heraufbeschwor, hatte doch die Stadt, wie oben geschildert,
zu Kriegsbeginn einen erheblichen Anteil der städtischen Liegenschaften für Lazarettzwecke
zur Verfügung gestellt. Als sich im Laufe des zweiten Kriegsjahres ein dauerhafter Leerstand
der Lazarettbetten abzeichnete, sah sich die Stadtverwaltung daher dazu ermutigt, bei der Militärverwaltung
auf die Freigabe von zumindest einem Schulgebäude für Unterrichtszwecke
zu drängen.65 Doch es kam anders: Nach einem Brand im Lazarett Werderschule verlangte die
Reservelazarett-Zentrale als Ersatz sogar die Räumung einer weiteren städtischen Schule. Nachdem
Vorschläge der Stadt, die weggefallenen Betten in Hotels einzurichten, von der Militärverwaltung
abgelehnt worden waren, musste die Stadtverwaltung mit Widerwillen das Schulhaus
Oberwiehre in der Nähe des Waldsees räumen. Immerhin gelang es ihr, das dort ansässige
Volksbad sowie die Räume für die Kriegssuppenküche vor den Begehrlichkeiten des Militärs
zu schützen. Das gleiche Spiel wiederholte sich im Frühjahr 1917: Anfragen der Stadtverwaltung
, die städtische Festhalle freizubekommen und deren Insassen im „Feldberger Hof unterzubringen
, blieben ebenso erfolglos wie der Versuch, das Realgymnasium in Herdern wieder
Schulzwecken zuzuführen.66 Stattdessen verschärfte sich die städtische Raumnot, als nach dem
großen Bombenangriff vom 24. April 1917 mit den Schulräumen in der Milchstraße und der
Kinderschule im Gebäude der Alten Universität weitere Räumlichkeiten aus Fliegerschutzgründen
aufgegeben werden mussten. Die Stadtverwaltung richtete deshalb an die Freiburger Lazarettdirektion
geradezu flehentlich die Bitte, unter den neu hinzugekommenen Umständen der
Stadt nun doch die Nutzung des Realgymnasiums zu gestatten. Doch sie biss unverändert auf
Granit. Unter Verweis auf die neue militärische Situation an der Westfront schrieb der Etappenarzt
des Etappenkommandos 28, das nunmehr für einen Teil der Freiburger Lazarette zuständig
war, am 6. Mai 1917 an den Stadtrat: Durch Verlegung des Etappengebiets auf rechtsrheinisches
Gebiet ist das Bedürfnis an Betten in den neuen Lazaretten ausserordentlich gesteigert. Die
Armeeabteilung ist daher nicht in der Lage, von den demnächst zu übernehmenden 8 Lazaret-
ten61 Freiburgs, zu denen das Realgymnasium gehört, auf eines und noch dazu das größte zu
verzichten. Die Bettenzahl wird vielmehr im Realgymnasium demnächst noch erheblich vergrößert
werden müssend Leicht resigniert antwortete der Stadtrat am 9. Mai 1917: Man nehme
die Entscheidung notgedrungen hin, müsse aber doch darauf hinweisen, dass in den hiesigen
Lazaretten, zu denen auch die Schulhäuser gehören, nicht weniger als 1.400 Betten frei sind,
während das von uns zurückerbetene Schulgebäude nur eine Bettenzahl von 381 aufweist. Die
Rückgabe desselben hätte also keinerlei Schwierigkeiten für die Unterbringung der Verwundeten
zur Folge. Wir werden deshalb später wieder auf die Angelegenheit zurückkommen.69

Dass es um die patriotische Uneigennützigkeit der öffentlichen Körperschaften nicht immer

Sanatorium Rebhaus an Lorenz Werthmann, 6.6.1916, ADCV, 420.025, Fasz. 2.
Protokollnotiz des Stadtrats, 23.3.1916, StadtAF, C3/775/4.

Stadtrat an Ortsausschuss des Roten Kreuzes, 20.4.1917; Ortsausschuss des Roten Kreuzes an Stadtrat,
24.4.1917, StadtAF, C3/775/5.

Der Etappenarzt spielte damit auf die Umwandlung einer Reihe von Freiburger Lazaretten in Kriegslazarette
unter reiner Militärverwaltung an, die im Sommer 1917 erfolgte.
Etappenarzt des Etappenkommandos 28 an Stadtrat, 6.5.1917, StadtAF, C3/775/5.
Stadtrat an den Etappenarzt des Etappenkommandos 28, 9.5.1917, ebd.

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