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Abb. 7 Die Hierarchie innerhalb der Lazarette als Spiegel der Klassengesellschaft des Kaiserreichs: Krankenschwestern
und Vorstandsdamen (schwarz gekleidet) des Reservelazaretts Realgymnasium
(StadtAF, M 7090/18).
halb kein Einzelfall. In einem Inspektionsbericht vom 30. Oktober 1915 über das Lazarett im
Gasthaus der Familie de Crignis in Littenweiler wurde etwa bemängelt, dass sich die Patienten
in der Gaststube problemlos mit Alkohol versorgen könnten, weshalb dort unkontrollierte
Mengen davon konsumiert würden. Ohnehin werde das allgemeine Trinkverbot für kranke und
verwundete Soldaten in fast allen Freiburger Lazaretten zu liberal gehandhabt.85 Daran hatte
auch die Zivilbevölkerung ihren Anteil, wie aus zwei Schreiben an den Stadtrat vom 24. bzw.
30. August 1914 über die Zustände im Lazarett Hildaschule hervorgeht.86 In diesen Schreiben
beklagen die Leitung des Lazaretts und der Direktor der Reservelazarett-Zentrale, Dr. Böckler
, nicht nur das unerlaubte Entfernen der Verwundeten aus dem Lazarett, sondern bemerken
darüber hinaus, dass den Kranken von dem Publikum vom Hof aus Bier und Obst zugesteckt
wird, sodass Darmerkrankungen dadurch vorgekommen sind}1 Auf Bitten Böcklers errichtete
das Hochbauamt daraufhin einen Zaun um den Lazaretteingang. Doch blieb diese Maßnahme
wirkungslos. Am 14. September 1914 schrieb die Leitung des Lazaretts an den Stadtrat: Der in
dem hiesigen Lazarett angebrachte Lattenzaun erfüllt seinen Zweck nicht, da der Zwischenraum
zwischen den einzelnen Latten so groß ist, dass der Bierhandel ungehindert weitergetrieben
Bericht über das Reservelazarett Littenweiler bei Freiburg an das Sanitätsamt des 14. Armeekorps,
30.10.1915, GLA, 456 F 113, Nr. 88, Teil 1.
Vgl. Lazarett Hildaschule an Stadtrat, 24.8.1914; Reservelazarett-Zentrale an Stadtrat, 30.8.1914, StadtAF,
C3/775/4.
Reservelazarett-Zentrale an Stadtrat, 30.8.1914, ebd.
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