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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0147
Für Wolfgang Axmann, 1920 geborener und im katholischen Glauben erzogener Sohn einer
„privilegierten Mischehe" - und späterer Ehemann von Milli Günzburger - verlaufen Schule,
Ausbildung und Anstellung bei der Firma Schafferer in ungestörten Bahnen.18 Arbeitsdienst
und erste Jahre bei der Wehrmacht schließen sich an. Der Einbruch erfolgt erst 1943: Inmitten
eines Einsatzes wird er seines Mischlingsstatus wegen als „unwürdig" aus dem Militär entlassen
. Eine nervenaufreibende Zeit liegt jetzt vor ihm. Zuerst weist ihm das Arbeitsamt eine Hilfsarbeiterstelle
als Lagerist bei der Freiburger Firma Hüttinger, medizinische Apparate, zu; dort
wird er heimlich kaufmännische Tätigkeiten ausführen, allerdings nur mit dem geringen Lohn
als Arbeiter bezahlt werden. Ab September 1944 werden dann alle in Freiburg noch ansässigen
Juden und „Mischlinge" von ihrer Zwangsarbeitsstelle weg zu einer Untersuchung durch den
Vertrauensarzt des Arbeitsamtes vorgeladen - wegen der Tauglichkeit zu einem „Arbeitseinsatz
besonderer Art". Hinter dieser Maßnahme vermuten die Betroffenen wie auch Axmann zu Recht
die Abkommandierung zu einer gefährlichen Mission - ein KZ-ähnliches Arbeitslager Zittau
ist in aller Munde.19 Glücklicherweise verhindert der Luftangriff auf Freiburg die bedrohliche
Aktion. Allerdings wird Hüttinger ausgebombt, kann aber den Rest der Ware nach Posthalde
verlagern. Ein Ingenieur und Axmann bleiben eingestellt, dieser als Leiter des Ausweichlagers
Posthalde. Er hat also weiterhin eine Arbeitsstelle. Trotzdem erhält er am 13. Februar 1945 vom
Arbeitsamt folgendes Schreiben:

Betr.: Verordnung zur Sicherstellung des Kräftebedarfs für Aufgaben von bes. staatspolitischer
Bedeutung.

Sie werden hiermit aufgefordert sich sofort nach Erhalt der Karte beim Arbeitsamt

Freiburg Wilhelmstr. 20a Zimmer Nr. 1081. Stock zu melden.

Im Falle Ihres Nichterscheinens wird strafend gegen Sie eingeschritten [...].

Am selben Tag flieht Wolfgang Axmann über die grüne Grenze in die Schweiz. Überzeugt,
dass es sich bei der Vorladung um eine Verfolgungsmaßnahme handelt, riskiert er den Grenzübertritt
und die Internierung im Schweizer Lager Muri, wo er schwere körperliche Arbeit
verrichten muss. Die Gestapo Freiburg fahndet nach ihm; sein Vater schreibt lakonisch zurück:

Ihr Schreiben an meinen Sohn gerichtet habe ich geöffnet und muß Ihnen zu meinem
Bedauern mitteilen, daß mein Sohn seit dem Angriff am 8.2.1945 auf Freiburg auf dem
Weg zu seiner Arbeitsstätte in der Sarwürckerstr. 7 vermißt ist. Er kann daher Ihrer
Vorladung keine Folge leisten.

Am 15. September 1945 kehrt Wolfgang Axmann über Grenzach nach Deutschland zurück,
mit Passierscheinen der französischen Besatzungsbehörde für die Fahrt Grenzach - Lörrach,
tags darauf Lörrach - Freiburg, versehen mit der Begründung: rentre dans ses foyers. Drei Tage
später meldet er sich bei der Polizei wieder in Freiburg zurück.

StAF, F 196/1, Nr. 5987 (Wolfgang Axmann). Ebenso die beiden folgenden Zitate.
Kathrin Clausing: Leben auf Abruf. Zur Geschichte der Freiburger Juden im Nationalsozialismus (Veröffentlichungen
aus dem Archiv der Stadt Freiburg i. Br. 37), Freiburg 2005, S. 249.

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