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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0148
Nahendes Kriegsende

Auf welchem vom Krieg bestimmten Hintergrund spielt sich die Deportation nach Theresien-
stadt vom Februar 1945 ab?

An der Westfront überschreitet die US-Armee im September 1944 erstmals die Grenze zum
Deutschen Reich und erobert im Monat darauf Aachen. Metz und Straßburg fallen ihr Ende
November in die Hände und im folgenden Monat das Rheinland. Mit der Ardennen-Offensive
der Wehrmacht, die im Dezember 1944 ohne entscheidende Erfolge bleibt, scheitert auch der
letzte großangelegte Versuch, den übermächtigen Gegner im Westen bei seinem Vormarsch in
das Zentrum und den Süden des Reiches aufzuhalten.

Im Osten betreten sowjetische Truppen im Oktober 1944 erstmals ostpreußisches, d.h. deutsches
Gebiet. Anfang 1945 beginnt die große Offensive gegen Pommern, Westpreußen und
das besetzte Polen; wenige Wochen später sind Breslau und Frankfurt an der Oder erreicht.
Fast gleichzeitig ist Ostpreußen vom Reich getrennt worden. In der Folge können Tausende von
Flüchtlingen nur über das Meer evakuiert werden; ein Drama größten Ausmaßes spielt sich ab.
Es bleibt als Fazit: „Zu Frühlingsbeginn hatten sich die Westalliierten am Rhein und die Sowjets
an der Oder festgesetzt, bereit zum letzten Angriff auf das Deutsche Reich."20

In diese Zeit fallen zwei Daten - die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 und die
Bombardierung Dresdens ab dem 13. Februar 1945 -, die daran erinnern, dass der Krieg bis in
die letzten Tage von unvorstellbarer Grausamkeit geprägt war.

Zu diesem Zeitpunkt lag der zerstörerische Luftangriff auf Freiburg schon Monate zurück.
In den zwei Jahren zuvor war es von der alliierten Strategie der systematischen Bombardierung
deutscher Städte verschont geblieben, deren vernichtender Charakter die Infrastruktur der Verteidiger
zerstören und die Moral der Zivilbevölkerung untergraben sollte. Doch das änderte sich
später entscheidend. „Erst ab 1944 galt Freiburg besonders luftgefährdet. In den Ziellisten des
Vereinigten strategischen Zielkomitees der Alliierten wurde Freiburg, das jetzt in Frontnähe
gerückt war, vom 14. November an hinter Stuttgart und Offenburg als drittwichtigstes Ziel in
der ,Karlsruhe-Stuttgart-Zone' eingestuft. Neben der Stadt Neuss wurde Freiburg als Hauptangriffsziel
der Verbände des englischen Bomber Command für die Nacht vom 27. auf den 28.
November bestimmt."21 Es ging darum, die Stadt als Nachschubzentrum für die deutsche Front
im Elsass zusammen mit anderen im Hinterland gelegenen Städten auszuschalten. Diese Entscheidung
hatte verheerende Folgen: In weniger als einer halben Stunde wurde die Freiburger
Innenstadt fast völlig zerstört; die schwach organisierten Luftschutzmaßnahmen und die Feuerwehren
konnten dem gewaltigen Flächenbombardement und dem nachfolgenden Feuersturm
nichts entgegensetzen. Die Bilanz war erschreckend: 2.797 Tote und fast 10.000 Verletzte waren
zu beklagen. Nahezu Dreiviertel der Wohnungen waren zerbombt oder beschädigt; es gab etwa
25.000 Obdachlose, deren Versorgung zu den drängendsten Problemen der Stadt gehörte. Die
Infrastruktur war größtenteils zerstört; Gas, Wasser, Strom waren ausgefallen, Telefon-, Post-
und Bahnverkehr stark eingeschränkt aber noch funktionsfähig. Die Stadt lag in Trümmern.
Wegen der zahlreichen weiteren Luftangriffe, die sich jetzt eher gegen das Transport- und Verkehrssystem
richteten, war eine schnelle Räumung der verschütteten Straßen und Plätze nicht

Kurt Bauer: Nationalsozialismus, Wien/Köln/Weimar 2008, S. 535.

Ulrich P. Ecker: „Der traurige Bericht über unser einmal gewesenes schönes Freiburg". Die Zerstörung
Freiburgs im Zweiten Weltkrieg, in: Freiburg 1944-1994, Zerstörung und Wiederaufbau, Begleitbuch zur
Ausstellung, hg. von der Stadt Freiburg i.Br., Redaktion: Ulrich P. Ecker, Waldkirch 1994, S. 13-50, hier
S. 14.

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