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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0169
Charles de Gaulle vor der Silhouette des Münsters St. Theobald zeigt. Nach dem Echo der Zuhörer
zu schließen - unter ihnen viele Schülerinnen und Schüler; aber auch, wie sich nach der
Aussprache und unter vier Augen ergab, ehemalige ,Flakhelfer' - sind wir gut angekommen4.

Ein Rückblick und eine Ergänzung: Im Spätmittelalter war Thann ein überregionaler Wallfahrtsort
; mit den Gaben der Pilger wurde der Bau von St. Theobald finanziert, nach dem Straßburger
Münster die größte und prächtigste gotische Kirche des Elsass. Berichte von ,Wundern',
die die Pilger an sich erfahren hatten, habe ich in eine Studie zu Ehren von Berent Schwineköper,
lange Jahre Leiter des Freiburger Stadtarchivs und Vorsitzender des Breisgau-Geschichtsvereins
, eingehen lassen.13 Thann ist im Ersten Weltkrieg die „Hauptstadt des befreiten Elsass"
gewesen. Am 24. November 1914 hat im dortigen Rathaus General Joffre, Befehlshaber der
französischen Armee, im Namen Frankreichs den Elsässern die Achtung ihrer Freiheiten, Tra-
ditionen und Uberzeugungen sowie ihres Brauchtums versprochen.14 Die pathetische Erklärung
mit dem Verweis auf die libertes alsaciennes hat in der Zwischenkriegszeit zu bösem Streit und
bitterem Kummer im Elsass geführt.15

Keine Misstöne, wohl gelegentliche Vorbehalte

Um 1970 habe ich mich in einer Stadt des ehemaligen Zehnstädtebundes (Rosheim?) im Rathaus
nach Unterlagen aus der Zeit gleich nach der Befreiung (1944 oder 1945) erkundigt. Der für
das Archiv Zuständige antwortete kurz: Les Nazis ont tont empörte („Die Nazis haben alles mitgenommen
"). In der Annahme, mich unklar ausgedrückt zu haben, habe ich nachgefragt. Mein
Gegenüber sah mich durchdringend an und wiederholte dann, mit betont frostigem Tonfall:
Monsieur, les Nazis ont tout emportel Da hatte ich begriffen, dass ich es an Fingerspitzengefühl
hatte fehlen lassen. Jahrzehnte später hat einer unserer Söhne die Geschichte der Dekapolis in
einer anderen Umbruchphase untersucht.16

Im Rückblick sei hervorgehoben, dass ich wegen meiner Nationalität in ,Innerfrankreich'
keine Misstöne gehört habe, im Elsass nur wenige und bedeutungslose, wenn ich an Leid und
Zerstörungen denke, die der Zweite Weltkrieg und die nationalsozialistische Barbarei über dieses
Land gebracht haben. Auf die Bevölkerung bezogen, hatte das Elsass auch deshalb weit
mehr Gefallene und Vermisste, Verwundete und Verstümmelte als Frankreich insgesamt zu beklagen
, weil seit August 1942 junge Elsässer (und Lothringer sowie Luxemburger) unter Bruch

Norbert Ohler: Nord- und Ostdeutsche im Südwesten des Reiches. Ein Beitrag zu den Mirakeln des hl.
Theobald, in: Schau-ins-Land 101 (1982), S. 151-167.

Notre retour est definitif, vous etes frangais pour toujours. La France vous apporte, avec les libertes
quelle a toujours representees, le respect de vos libertes alsaciennes, de vos traditions, de vos convic-
tions, de vos mceurs. Je suis la France, vous etes l 'Alsace. Je vous apporte le Baiser de la France. Nach:
L'Alsace, der führenden Zeitung des Ober-Elsass, vom 26.11.2014. An die „denkwürdige Erklärung"
(declaration memorable, so die Zeitung) haben sich 100 Jahre später in einer öffentlichen Feier Honoratioren
von Stadt und Staat, Schülerinnen und Schüler sowie Teile der Bevölkerung erinnert. „Unsere
Rückkehr ist endgültig. Für immer seid ihr Franzosen. Frankreich bringt euch mit den Freiheiten, die es
immer beachtet hat, die Berücksichtigung eurer elsässischen Freiheiten, eurer Traditionen, eurer Überzeugungen
, eures Brauchtums. Ich bin Frankreich, ihr seid das Elsass. Ich bringe euch den Kuss Frankreichs
."

Das Elsass von 1870-1932, III. Bd.: Geschichte der kulturellen und religiösen Entwickelung, hg. von Joseph
Rosse u.a., Colmar 1936, S. 73ff, 129ff, 382ff. und 403ff.

Christian Ohler: Zwischen Reich und Frankreich. Die elsässische Dekapolis nach dem Westfälischen
Frieden, Diss., Mainz 1999.

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