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Die Spracbenfrage
JH a r t a n n t; „Erst wtnn du d*n da dröbtn nicht mtfer Ttrsttbst, w*rdt kh dir
du Zwtl«pracM<jh«it gtwäbwi!"
,46/?. 5 „Die Sprachenfrage", Karikatur von Simplicius, Titelseite „Das Narrenschiff
. Elsässisch-satirisches Wochenblatt" Nr. 27 vom 9. Juli
1932 (aus: Das Elsass [wie Anm. 15], zwischen S. 144 und 145).
sympathisch dargestellt, herrscht die hübsche Alsatia an: „Erst wenn du den da drüben nicht
mehr verstehst, werde ich dir die Zweisprachigkeit gewähren!" (Abb. 5).28
Die Prophezeiung ist Wirklichkeit geworden. So erfreulich sich die beiden Völker verständigt
haben - der Oberrhein ist insofern tiefer geworden, als er zwei Sprachen scheidet. Viele
Elsässer haben die deutsche Hochsprache und wohl auch die Mundart ihrer Vorfahren verloren;
der Erosionsprozess bedeutet einen Verlust für Frankreich und Europa. Die nach 1970 im Elsass
Geborenen wachsen im Allgemeinen einsprachig auf; deutschsprachige Werke von Sebastian
Brant (1458-1521), Albert Schweitzer (1875-1965) oder Rene Schickele (1883-1940) sind ihnen
kaum noch zugänglich. Immerhin wird der Deutschunterricht in elsässischen Schulen heute
stärker gefördert als jenseits der Vogesen. Auch gab und gibt es in unserer Zeit noch dreisprachige
Elsässer; genannt seien der Autor Andre Weckmann (1924-2012) und die Politikerin Fabien-
ne Keller (geboren 1959), 2001-2008 Bürgermeisterin von Straßburg. Viele ihrer Landsleute unterhalten
sich mit Deutschen lieber auf Englisch. Bedenklich ist eine Folge der Einsprachigkeit:
Nr. 27, Samstag, den 9. Juli 1932; Preis: Frs 1,-. Reproduziert in: Das Elsass (wie Anm. 15), zwischen S.
144 und 145. In der bösen Zeit der De-facto-Annexion 1940-1944/45 hat der Alsatia Verlag auch Werke
von Alfred Delp und Reinhold Schneider publiziert, die im ,Altreich' nicht veröffentlicht werden durften.
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