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des XIV. Armeekorps ernannt wurde und bald als Oberbefehlshaber einer aus preußischen, bayerischen,
württembergischen, sächsischen und badischen Kontingenten zusammengesetzten Armee-Abteilung die
Vogesenfront von ihrer schlimmsten Seite kennenlernen sollte.

Das Großkapitel „Dokumentationen" ist eine Fundgrube: Unter dem Stichwort „Kriegsgliederungen
" findet sich ein Überblick über die am Oberrhein eingesetzten Truppenteile beider Seiten auf Armee-
und Divisionsebene. Die deutschen Truppenteile im Abschnitt Hartmannsweilerkopf sind bis hinunter
auf die Kompanieebene verzeichnet mit dem Anspruch auf weitgehende Vollständigkeit, eingeschränkt
allenfalls durch die häufigen Strukturwechsel auf deutscher Seite. Unter der Überschrift „Zeitgenössische
Zeugnisse und Dokumentationen" sammelte der Autor Texte bekannter Schriftsteller: Der Literaturhistoriker
und Theaterwissenschaftler Artur Kutscher beschreibt grausam realistisch das Schlachtfeld
am Reichackerkopf nach einem Angriff. Erwin Rommel erwähnte seinen Einsatz im Abschnitt Hilsen-
first-Süd in seinem Buch „Infanterie greift an". In der Trilogie „Das Erbe am Rhein" hielt Rene Schickele
fest, was er bei einem Besuch des Hartmannsweilerkopfes in den 1920er-Jahren sah und fühlte. Die
Unterstände im „gemordeten Wald" (S. 242) erinnerten ihn an die Behausungen des Urmenschen, „der
Natur abgesehene Felsennester, die sich mit friedlichen Namen, Namen, die es in der Heimat gab, gegen
den allgemeinen Angsttraum versichert hatten".

Diese nostalgischen Namen kann man nachschlagen ab S. 153 „Glossar zu Gelände- und Stellungsbezeichnungen
auf dem Hartmannsweilerkopf": Bremer Ratskeller, Dortmunder Graben, Heimatblick,
Rheinisches Jägerhaus, Schwabenheim. Daneben gibt es humorvoll-realistische Beschreibungen der Unterstände
wie Krottenloch, Läusegraben oder Mühestollen. Die französischen Namen sind kursiv gedruckt
; es sind einerseits Übersetzungen von Flurnamen wie „Ravin de Bonnegoutte" für Gutenbachrunz
oder „röche dür" für Hartfelsenschloss, andererseits Personennamen von Gefallenen: Roche Chambaud
oder röche Amic; bei beiden handelt es sich um Gefallene des 21. Dezember 1915. Bei jedem der über 170
Stichwörter steht eine Erläuterung, die den Zusammenhang erschließt und das Auffinden erlaubt. Die
französischen Bezeichnungen „Fesse gauche" und „Fesse droite", die eine weite Fläche des Hartmannsweilerkopfes
abdecken, kann man einer Kartenskizze, die Übersetzung dem Text zu den Ereignissen
entnehmen.

Rene Schickele erwähnt die „Cantine" am Kurvenweg, die schon zu seiner Zeit ein beliebtes Ausflugslokal
war. Der Wirt „bot Karten feil, die auf zwölf zusammenhängenden Blättern ein Sortiment
der besterhaltenen Friedhöfe zeigten". Fotos aus den Beständen des Wehrgeschichtlichen Museums
Rastatt vermitteln, wie man sich diese während des Krieges im Kampfgebiet angelegten Begräbnisstätten
vorzustellen hat. Auch ein Aquarell des Kriegsmalers Martin Frost, eines Neffen des Dichters
Gerhart Hauptmann, behandelt dieses Thema. Den Weg von diesen anrührenden Gräbergruppen zu
den großen Nekropolen zeichnet Deisenroth im Kapitel „Soldatenfriedhöfe im Oberelsass" nach. Dass
dem „Wildwuchs an Denkmälern und Grabanlagen" (S. 247) zu begegnen sei, war schon während des
Krieges Absicht des Kriegsministeriums in Berlin. Das Handeln vor Ort lag nach dem Krieg dann
aber in der Hand des französischen Staates und richtete sich an einer Vereinbarung von 1871 über
gegenseitige Gefallenenfürsorge aus. Über 7.000 deutsche Gefallene vom Hartmannsweilerkopf wurden
in der Ebene am südlichen Stadtrand von Cernay in der Nähe des Bahnhofs zusammengeführt.
Das Privileg, in räumlichem Zusammenhang mit dem Berg bestattet zu sein, blieb den französischen
Gefallenen vorbehalten. Der Autor bedauert die Trennung der Ruhestätten nach Nationen, findet aber
anerkennende Worte für die Anlage des Cimetiere Militaire du Silberloch beim Monument National in
908 m Höhe: „der größte und gestalterisch gelungenste Friedhof des Ersten Weltkriegs im Oberelsass"
(S. 250). Eine Anmerkung zu den Gefallenen-Zahlen: Je nach Quelle können sie unterschiedlich sein,
da die Verlustangaben in den Originalunterlagen die Verwundeten sowie die in Gefangenschaft Geratenen
einbezogen.

Deisenroth stellt zahlreiche weitere Friedhöfe und Gedenkstätten vor einschließlich ihrer Entwick-
lungs- und Gestaltungsgeschichte bis in die Gegenwart. Ausführlich beschreibt er die Anlagen um den
Lingekopf: Hohrod/Bärenstall und Cimetiere des Chasseurs (Diables Bleus) am Col du Wettstein, wo
alljährlich im August eine französisch-deutsche Gedenkfeier mit Gottesdienst abgehalten wird. Im Wald
zwischen Soultzmatt und Schweighouse fanden die kriegsgefangenen Rumänen, die im Elsass zum Stra-

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