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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0200
Georg Kirnberger: Die Meiger von Kürnberg. Gefolgsleute der Üsenberger, Selbstverlag Hachberg-Bib-
liothek, Emmendingen 2012, 332 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb., 2 Tafeln.

Der Autor, Georg Kirnberger, stieß erst spät auf die Meiger von Kürnberg, auch wenn sie Teil seiner
Familiengeschichte sind. Er wuchs in Darmstadt auf, ist von Beruf Sozialarbeiter und lebt in Neuhausen/
Fildern. „Ich hatte weder mit Schriftstellerei noch mit Geschichte viel am Hut", sagt er selbst. Eine Radtour
nach Breisach am Rhein und ein Besuch der Kirnburg änderten das: Seitdem wollte Georg Kirnberger
„einfach wissen, wie und wo meine Vorfahren gelebt und was sie getan haben".

Kirnberger bietet anhand zahlreicher Wappen, Bilder und Urkunden aus den südwestdeutschen Archiven
und Bibliotheken auf über 300 Seiten seinen Lesern einen Überblick der Geschichte der Meiger
von Kürnberg von 1200 bis 1555. Das chronologisch aufgebaute Buch beginnt mit dem ersten Vertreter
der Familie, dem Kenzinger Schulteißen Cuno von Schweighausen (1180/1190 - nach 1252), der in einer
Urkunde vom 16. November 1219 bezüglich eines Gütertauschs zwischen dem Kloster Tennenbach und
Rudolf I. von Osenberg genannt wird, und endet mit Hans Georg Meiger von Kirnberg (ca. 1520 - nach
1555), dem ersten, der den Familiennamen von Geburt an trug. Als Hilfsmittel sind dem Werk zwei Tafeln
beigefügt, u.a. eine Stammtafel der Meiger von Kürnberg.

Die Veröffentlichung könnte klaglos als ein zweiköpfiger Janus bezeichnet werden: Einerseits bietet
sie dem nicht unbedingt landesgeschichtlich erfahrenen Leser einen guten Einblick in die Welt des
niederen Adels im südwestdeutschen Raum, andererseits wäre es lobenswert gewesen, dem dargelegten
vielfältigen Quellenmaterial eine besser strukturierte Form zu geben, die für den Laien eine große Hilfe
gewesen wäre. Marco Leonardi

Die Lebenserinnerungen des ersten badischen Staatspräsidenten Anton Geiß (1858-1944), bearb. von
Martin Furtwängler (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden
-Württemberg: Reihe A, Quellen 58), W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2014, XXVII und 131 S., 15
S/W-Abbildungen.

„Ich brachte das übliche Hoch auf den Großherzog aus, indem ich am Ende meiner Schlußrede rief: ,Es
lebe Großherzog Friedrich'. Das ganze Haus stimmte freudig in den Ruf ein einschließlich der radikalsten
Parteifreunde meiner Fraktion. Diese Handlung erregte im ganzen Land lebhaftes Aufsehen [...]. Der
sozialdemokratische Parteivorstand in Berlin nahm selbstverständlich auch sofort Stellung dazu" (S. 37).
So erinnert sich der badische Sozialdemokrat Anton Geiß, der seit 1909 im sogenannten „Großblock" mit
der nationalliberalen Partei zusammenarbeitete und dem vom linken Parteiflügel immer wieder „Hofgängerei
" vorgeworfen worden war, an eine Rede, die er im Februar 1915 als Vizepräsident der Zweiten
Kammer des badischen Landtags gehalten hatte. Martin Furtwängler, der Bearbeiter der 1924 abgefass-
ten Erinnerungen, notiert in einer Anmerkung den genauen, in den Landtagsprotokollen festgehaltenen
Wortlaut und vermerkt die Pressereaktionen.

Die Diskussion, ob „Hofgängerei", der freundlich-respektvolle Umgang mit einem Monarchen, mit
den Prinzipien der sozialdemokratischen Partei vereinbar sei, sollte bald der Vergangenheit angehören.
Am 10. November 1918 wurde Geiß zum Präsidenten der vorläufigen Volksregierung ernannt. Weggefährten
unterschiedlicher politischer Couleur trauten ihm zu, das Land Baden aus dem revolutionären
Chaos nach dem verlorenen Krieg herauszuführen. Nach der Verabschiedung der neuen badischen Verfassung
wurde er im April 1919 zum badischen Staatspräsidenten gewählt; als Staatsoberhaupt war er
damit Nachfolger des Großherzogs. Er stellte sich einer schweren, risikoreichen und gefährlichen Aufgabe
. Die erschrockene Reaktion seiner Ehefrau, die den Brotberuf des Politikers durchtragen musste,
war realistisch und nachvollziehbar: „Durch diese Geschichte geht unser Geschäft [eine Gastwirtschaft
in Mannheim] samt mir kaputt und Du stehst dann allein da und hast nichts mehr oder wirst auch noch
tot geschlagen" (S. 47).

Martin Furtwängler hat eine Quelle zu entscheidenden Wendepunkten in unserer jüngeren Vergangenheit
verfügbar gemacht, die Einblicke in die Politik und das gesellschaftliche Gefüge an der Wende
von der Kaiserzeit zur Weimarer Republik erlaubt, geschrieben von einem Akteur mit klarem Kopf in

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