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ve Einwanderin aus Portugal. Gerade der Wechsel zwischen mehr deskriptiven oder mehr analytischen
Texten und kurzen Einzelfällen mit Zügen von Selbstzeugnissen erschließen das Thema aus vielen Blickwinkeln
.
Die Verantwortlichen für diese Migrationsgeschichte sind sich darüber im Klaren, dass viele Aspekte
und Probleme nicht oder nur vorläufig erschließbar waren. Jedoch: Gerade die Vielfalt der Perspektiven
, die Beispiele von gelungener Zuwanderung, von Fortschritten im Leben zwischen den Kulturen, die
hervorragende Lesbarkeit und zahlreiche Illustrationen - das bietet Ausgangspunkte für weitere akademische
oder schulische Arbeit.
Wünschenswert ist es, dass dieser Publikation bald ähnliche folgen. Migration fand und findet bei
uns fast überall statt. Sie muss auf lokaler oder regionaler Ebene ähnlich wie für Freiburg dargestellt werden
. Das trüge dazu bei, dass Migration als Normalfall verstanden wird. Ihre geschichtliche und aktuelle
Vergegenwärtigung schärft unser Bewusstsein dafür - eine der Intentionen von „Migration in Freiburg"
-, dass wir nicht in einer Welt existieren können, in der Migranten und Migrantinnen ins „Nichts" oder
in dessen bedrohliche Nähe geraten: in fehlende Vertrautheit und Mangel an Sinn oder Bedeutung in
unserer Lebenswelt. Günther Mohr
Heike Mittmann: Freiburger Münster. Die Chorkapellen. Geschichte und Ausstattung (Schriftenreihe
Münsterbauverein 4), Rombach Verlag, Freiburg/Berlin 2014, 160 S., zahlr. Abb.
Jubiläen machen Sinn: 2013 jährte sich zum 500. Mal die Chorweihe des Freiburger Münsters, gewiss ein
markanter Anlass, diesem Teil des Bauwerks wieder einmal besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Der
Klappentext informiert den Leser kurz und bündig über die Autorin, die diese Mühe auf sich genommen
hat: „Kunsthistorikerin, seit 1990 Mitarbeiterin beim Freiburger Münsterbauverein". Mit andern Worten:
Das Münster ist nur wenigen so vertraut wie ihr. Das hat sie bereits durch mehrere Publikationen bewiesen
. Neben Gesamtdarstellungen wandte sie sich dabei immer wieder Teilaspekten des unendlich reichen
Denkmals mittelalterlicher Baukunst zu. Der vorliegende Band stellt ebenfalls nicht den gesamten Münsterchor
vor, sondern nur den Kranz der dreizehn Kapellen, die sich um den Hochchor herumlegen.
In einer knappen Einführung skizziert sie das geschichtliche Umfeld zur Zeit des Chorbaus und illustriert
es mit einem Ausschnitt aus dem berühmten Kupferstich des Gregor Sickinger von 1589. Das reiche
Bildmaterial des gesamten Bandes ist hervorragend gewählt und von großer Qualität. Ein weiteres Einleitungskapitel
stellt die Stifter vor, die den Bau der Kapellen und deren Ausstattung erst ermöglicht haben.
Erwartungsgemäß nehmen die Habsburger und ihre führenden Beamten eine zentrale Rolle ein. Daneben
engagieren sich das Patriziat der Stadt und die Universität, die bis 1803 rechtlich und wirtschaftlich eng
mit dem Münster verbunden blieb. Nach einem kurzen Abriss der Baugeschichte des Chores zwischen
der Grundsteinlegung 1354 und dem Ende der Bautätigkeit 1536 führt die Ausstattungsgeschichte bis in
die jüngste Zeit hinein. Die Veränderungen spiegeln die unterschiedlichen Nutzungen und Funktionen
wider.
Der Hauptteil stellt jede Kapelle mit ihrem eigenen Charakter vor und lädt förmlich dazu ein, sich
durch das Buch in jeden einzelnen Raum führen zu lassen. Das Ordnungsschema, in dem die Objekte
präsentiert werden, bleibt im Prinzip immer dasselbe und ist dadurch sehr hilfreich: Fenster, Altar,
Epitaphien, Gemälde, Statuen, Grabplatten, Gewölbeschlusssteine, Kapellengitter. Dankbar nimmt man
auch die Erläuterung der zahlreichen Wappen auf, weil sie das Münster in konkrete historische Bezüge
einfügen. Zuletzt bieten Kurzbiografien von über vierzig Künstlern, die bis in unsere Gegenwart hinein
ihren Beitrag zum Wunderwerk des Freiburger Münsters geleistet haben, wertvolle Informationen. Das
Buch wird ganz gewiss eine große und dankbare Leserschaft finden. Eugen Hillenbrand
200
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