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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 16
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eher Landeplatz an einem Gewässer wie z.B. bei Mannheim-Neckarau oder Ladenburg). Die
Sicherung dieses rechtsrheinischen Vorfelds wurde jedoch nun anders organisiert. Die spätrömischen
Kaiser beauftragten oft eingewanderte germanische Gruppen, welche vertraglich eingebunden
wurden (sogenannnte Foederati) und die Erlaubnis zur Ansiedlung direkt vor der römischen
Grenzlinie erhielten. Sie siedelten hier mit ihren Familien, bewirtschafteten das Land
und übernahmen oft die Wirtschaftsflächen der aufgegebenen römischen Gehöfte; außerdem
wurden sie offensichtlich bezahlt. In dieser Politik sind jedoch einige Brüche zu verzeichnen;
bei Wechseln der Kaiser oder der Anführer der germanischen Gruppen kam es immer wieder zu
Vertragsbrüchen, weil man sich nicht mehr vertraglich gebunden fühlte oder aber eine zeitweilige
Verminderung der römischen Truppen am Oberrhein zu Raubzügen nach Gallien nutzen
wollte. Die jeweiligen Stammesführer agierten zeitweise im Auftrag und im Sinne der Römer,
zeitweise aber auch gegen sie. Die als reguli (Kleinkönige) bezeichneten Anführer verschiedener
Teilstämme der nun genannten Alamanni erbauten sich kleinere und größere befestigte
Höhensiedlungen wie etwa den Zähringer Burgberg bei Gundelfingen. Zwei Höhensiedlungen
oder Heerlager (?) wurden am Ausgang des Kinzigtales archäologisch untersucht.16 Eine kleinere
Höhensiedlung, die anscheinend in diese Zeit gehört, konnte der Verfasser kürzlich oberhalb
des Elztales lokalisieren. Kleine Weiler und Gehöfte lagen oft auf günstigen Lössflächen, so
nördlich des Kaiserstuhls oder in Vörstetten.17

Dieses Bild wird nun ergänzt und verändert durch den Neufund einer großen handgemachten
, in Art einer Bodenplatte nach außen vorspringenden Bodenscherbe (Abb. 6a + b) und einiger
Wandscherben aus Grobkeramik aus dem Gewerbegebiet Kirchzarten. Die Keramik ist mit
Quarz und Glimmer gemagert und wurde wohl im Tal oder anderswo am Schwarzwaldrand produziert
. Ob es sich um eine offene Schüssel oder um einen steilwandigeren Kumpf (henkelloses
Gefäß mit meist grob kugeliger Form) handelte, lässt sich nicht entscheiden. Die genannte Form
des Gefäßbodens ist typisch für die handgemachte Keramik der frühen Alamannen. Als Zu-
wanderer aus der Ferne (Mecklenburg, Brandenburg, Thüringen u.a.) brachten sie - zuvor kaum
von den Römern beeinflusst - ihre eigene Töpfertradition mit und behielten sie bei. Zusätzlich
importierten sie auch etwas Terra sigillata sowie spezielle Kochgefäße (aus der Eifel) von den
Römern; davon wurde im Dreisamtal bisher leider noch nichts gefunden. Die frühalamannische
Keramik ist generell recht weich und brüchig und ist - besonders am Schwarzwaldrand - nur
unter günstigen Bedingungen erhalten bzw. noch identifizierbar.

Lag die bisherige Verbreitung der frühalamannischen Fundstellen des 4. und frühen 5. Jahrhunderts
n. Chr. eher in der Rheinebene, so verschiebt sich nun der Akzent mit der ersten frühalamannischen
Fundstelle im Dreisamtal stärker in den Randbereich des Schwarzwalds. Vermutlich
sicherten frühe Alamannen - für oder gegen die Römer - den Weg über den Schwarzwald, hinter
dem damals ebenfalls frühe Alamannen ansässig geworden waren. Die bisher bestehende Zeitlücke
im Dreisamtal kann nun deutlich geschlossen werden. Die Neufunde werfen auch ein neues
Licht auf die Überlieferung diverser keltischer und gallo-römischer Namen im Dreisamtal.

Michael Hoeper/Heiko Steuer: Eine völkerwanderungszeitliche Höhenstation am Oberrhein - der Geißkopf
bei Berghaupten, Ortenaukreis, in: Germania 77, 2. Halbband (1999), S. 185-246; Michael Hoeper:
Völkerwanderungszeitliche Höhenstationen am Oberrhein - Geißkopf bei Berghaupten und Kügeleskopf
bei Ortenberg (Archäologie und Geschichte - Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland
12), Ostfildern 2003.

Christel Bücker: Frühe Alamannen im Breisgau (Archäologie und Geschichte - Freiburger Forschungen
zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland 9), Sigmaringen 1999.

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