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Gewerft32 - Indiz einer beachtlichen Steigerung des Vermögens innerhalb kurzer Zeit von
etwa 120 auf 700 Gulden.
Übrigens hat Dürckenheimer wohl nicht von ungefähr den Zunftmeister der Tucher Grego-
rius Mentzer als Zeugen zur Lossprechung seines Lehrlings hinzugezogen; es scheinen engere
Beziehungen vorgelegen zu haben. Denn als Mentzer 1581/82 stirbt, lassen sich im Januar 1582
die Brüder Jakob, Hans, Martin, Matheis, Jerg und Carius Umbenhoffer, alle Bürger zu Villingen,
vom Statthalter des Freiburger Schultheißen, dem Tuchhändler und Altobristmeister Friedrich
Pleidisser (Blidisser), in ihren Teil der Erbschaft einsetzen.33 Nun ist eine Magdalena Umbenhoffer
aus Villingen nach einem undatierten, um 1600 anzusetzenden Vertzaichnus über das, was sie an
Bargeld, Kleidern und Hausrat in die Ehe eingebracht hatte, mit dem Kantengießer Hans Georg
Dürckenheimer verheiratet gewesen.34 Zwischen den Umbenhoffer, Mentzer und Dürckenheimer
muss es demnach eine Verbindung gegeben haben. Da sich aber Hans Georg Dürckenheimer bisher
in weiteren Quellen, insbesondere in den Steuerlisten, in Freiburg nicht nachweisen lässt, bleibt
auch der familiäre Bezug zu Ludwig Dürckenheimer einstweilen im Dunkeln.
Zurück zu diesem: Von einem öffentlichen Wirken Ludwig Dürckenheimers in Zunft und
Stadt ist kaum etwas festzustellen. Gemeinsam mit den Meistern Pflug, Eyl und Schlichter legte
Dürckenheimer im Mai 1580 dem Rat eine Petition der Kannengießer vor: Dieser möge die
durch frühere Verordnungen dem Kannengießerhandwerk für die einzelnen Werkstücke vorgeschriebenen
Macherlöhne, die längst nicht mehr zur Versorgung ihrer Familien samt mittellosen
Gesellen ausreichten, nach ihren Vorschlägen erhöhen.35 Eine Tätigkeit für die Gesamtzunft ist
nicht erkennbar, und da für ihn das Zunftmeisteramt offensichtlich nicht erreichbar war - wenn
er es überhaupt angestrebt hat -, war ihm eine Mitwirkung in Rat und Gericht von vornherein
versagt. Er verblieb deshalb auch hinsichtlich seiner gemeinderechtlichen Stellung bis zu seinem
Tod wie die meisten Zunftmitglieder im Status des Hintersassen.
Im September 1578 war Ludwig Dürckenheimer vom Rat zum Vogt über seine Cousine
zweiten Grades Anna Maria Riepin, die Tochter des Ludwig Riep aus der Ehe mit Dürcken-
heimers Cousine Anna Rieherin, bestellt worden.36 Riep, der aus Saulgau stammte und sich in
StadtAF, El A IIa 1 Nr. 65 (1580), fol. 29r und Nr. 69 (1584), fol. 24v. Simon Storck nimmt seinerseits
1583 einen Verwandten, den Lienhart Storck aus Wippertskirch (Weiperskirch), in die Lehre, den er
nach drei Jahren, da er bey mir das kantengiesser handtwerck erlich und wol ausgelert hat, freispricht.
StadtAF, B5 XXIII Nr. 5 fol. 7r.
StadtAF, AI Xlli 1582 Januar 13 undl9. - Zu Friedrich Pleidisser vgl. Rosemarie Merkel: Lenz (Lorenz)
Blidisser, in: Zasius (wie Anm. 4), S. 21-24, hier S. 23.
StadtAF, Cl Erbschaften 287 (Türckheimer). Hintze (wie Anm. 2), S. 179, Nr. 891. - Die Datierung stützt
sich auf die Namen der teils im Häuserbuch von Flamm nachweisbaren Gläubiger dieses Dürckenhei-
mers, deren Forderungen mit dem Geld der Umbenhoferin beglichen worden waren und die deshalb im
Verzeichnis aufgeführt sind: [...] So hat mein ehewüert uß hievor gemelten 20fl [so ich von meiner lieben
großmuetter seiligen ererbt] seine schulden, die er noch lediger weiß gemacht, bezalt: Christoph Krömer
(9 fl); der junge Locherer (6 fl für Tischgeld); Lorenz Ackermann (6 fl für Tischgeld). - Weitters so hat
mein ehewüert schulden, die er auch noch lediger weiß zum theil gemacht, auß dem gelt, so wir miteinander
gewonnen, abzalt: Bärenwirt (14 fl); Gottfried Gundersheimer (9 fl); der Schneider neben Hans
Christoph Ulrich dem Tuchmacher (3 fl); Blumenwirt (2 fl); Gervasius Helbling (5 fl); Hans Sonnenschein
(3 fl 6 ß 3 d); Tannenwirt (1 fl); Hirtzenwirt (7 ß 6 d); Wirt zum Kameltier (4 ß). - Identifizierbar
sind drei Namen: Flamm (wie Anm. 17), S. 149 (Ulrich) und S. 224 (Helbling, Sonnenschein).
Die Meister, burger und hindersäßen, die die Petition unterzeichneten, waren Bastian Pflug, Mathis Eyl,
Ludwig Dürkenhaimer unnd Hanns N. (= Hans Schlichter), alle vier kantengießer alhie zuo Freyburg.
StadtAF, Cl Gewerbe und Handel 37 (Schmiedezunft zum Ross). Hintze (wie Anm. 2), S. 178f.
StadtAF, El A IIa 1 Nr. 64 (1579), fol. 12v: Ludwig Türgckenheimer vogt Ludwig Riepen dochter.
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