http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2016/0092
habe und mitbringe. Darüber solle Kränckel Auskunft geben.25 Im Ratsprotokoll vom 21. Januar
1754 ist festgehalten, dass der verheiratete Uhrmacher Joseph Kränckel, aus der bischöflichen
Residenzstadt Eichstätt gebürtig, verheuratet, ein gezeugtes und 2 Stief Kinder habend, der sich
an die 12 Jahr in der Frembde aufgehalten, dieser seiner Profession vollkommen experimenti-
ret, hier zünftig auf- und anzunehmen sei.26 Dennoch scheinen die Forderungen Kränckels der
Stadt zu hoch gewesen zu sein, denn zum Nachfolger Schuelers als Stadtuhrenrichter wurde
Laurentius Miller (Müller) aus Gurthweil bei Waldshut ernannt, wenn auch nur zur Probe. Dabei
wurde hervorgehoben, dass Miller bei der letzten Belagerung Freiburgs durch die Franzosen
vieles ausgestanden habe. Miller, der am 19. Juni 1729 zünftig geworden war, hatte das Amt
des Uhrenrichters schon einmal inne. Allerdings stellte man damals vonseiten des Magistrats
fest, daß die dermahlige Richtung deren allhiesigen Statt Uhren sehr übel, und ungleich durch
den zwar nur zur Prob angestellten Uhrmacher Müller besorgt wurde.21 Daher erging am 23.
Oktober 1751 der Beschluss: Die Stadtuhrenrichtung solle dem Uhrenmacher Schueler wieder
überlassen werden.2*
Von Miller hat sich die für die Freiburger Ratsstube geschaffene Uhr erhalten. Hierfür hatte
er am 29. August 1719 34 fl. erhalten.29 1770 wurde diese Uhr von Franz Sales Filling zu einem
Viertel (stunden) werk mit doppelten Glockenreihen umgebaut. Neben anderen Arbeiten an den
Turmuhren brachte Filling den Mondlauf an der Münsteruhr wieder zum Gehen, fertigte für die
Uhr des Schwabentors ein neues Gehwerk mit einem Pendel nach der Vorschrift des berühmten
Hofuhrmachers in Paris, Jos. Anton Lepaute, und für die Uhr des Martinstors ein neues eisernes
Zifferblatt.30
Ebenfalls um 1770 kam es zu einem kuriosen Streit zwischen Kränckel und seinem Kollegen
Filling, als der Zweitgenannte in einer Uhr, die sein Bruder Joseph Antony nach dem Tod
des Vaters geerbt hatte, entdeckte, dass die unglümpflichen Worte der Esel lügt eingestochen
waren. Da Filling dies offenbar auf sich bezog, verklagte er Kränckel, den er für den „Ubertäter"
hielt, beim Bürgermeister.31
Das Verhältnis zwischen Joseph Kränckel und Laurentius Miller verlief im Übrigen nicht
konfliktfrei. So beklagt sich Miller in Person und im Namen der gesamten Schlossermeisterschaft
, dass Kränckel ihm einen Uhrmachergesell ohnerlaubt aus der Arbeit genohmen habe.
Der Vorfall sollte, so das Ratsprotokoll vom 23. Februar 1756, commissionaliter untersucht werden
.32
In Freiburg kaufte sich Joseph Kränckel am 12. Mai 1754 in die Schmiedezunft zum Ross
ein.33 Im gleichen Jahr, am 23. September 1754, wurde sein Sohn Ioannes Nepomucenus getauft,
der bereits 1755 verstarb.34
25 Ebd. Die beglaubigte Kopie ist fälschlich auf den 14. Dezember 1769 datiert. Vermutlich handelt es sich
um das Datum der Abschrift.
26 StadtAF, B5 XHIa Nr. 153, S. 1050.
27 StadtAF, B5 XXIII Nr. 6, S. 7.
28 StadtAF, Cl Diener und Dienste 34 Nr. 21.
29 StadtAF, El A Ib 2 Ausgabebücher Nr. 203.
Schreiben Fillings (wie Anm. 20); Sauerborn (wie Anm. 18), S. 36-39.
StadtAF, Cl Gewerbe und Handel 39 Nr. 28. Siehe hierzu ausführlich Sauerborn (wie Anm. 18), S. 48.
StadtAF, B5 XHIa Nr. 154, S. 1116 und 1120, Ratsprotokoll vom 23. Februar 1755.
33 StadtAF, B5 XXIII Nr. 7, S. 9.
34 EAF, Dompfarrei, Taufbuch 1754. Das im Taufbuch enthaltene Register führt den Namen „Kränckel"
nicht auf.
30
31
32
92
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2016/0092