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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 142
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immense Interesse an diesem Thema. In der Folge bildeten sich zahlreiche „Vereine für jüdische
Geschichte und Literatur", deren Gründer Gustav Karpels erste Erfahrungen auf diesem Gebiet
sammelte, als er im U.O.B.B. die Reihen zur jüdischen Geschichte und Kultur organisierte.55
Die Themen der Vorträge in der Freiburger Loge waren vielfältig, wobei sie von aktuellen Problemen
wie „Wanderbetteln", „Vereinigung zur Vorbereitung der Bodenkultur unter den Juden
Deutschlands" oder „Jüdische Lehrlinge und Handlungsgehilfen", über religiöse Vorträge wie
„Chassidismus", „Neu Chassidismus" oder „Traditioneller und moderner Synagogengesang" bis
hin zu allgemeinen Themen wie „Die Frau im Bürgerlichen Gesetzbuch" oder „Öffentliche und
private Krankenpflege" reichten.56

Die Jugend war eine Personengruppe, deren Erziehung und Bindung an das Judentum der
Orden für besonders wichtig hielt. Einen ersten Schritt unternahm der Orden als er sich im
Generalkomitee 1903 mit der Jugendliteratur auseinandersetzte. Auf dieser Sitzung wurde angemerkt
, dass es bisher keine spezifisch jüdische Jugendliteratur gäbe und die jüdische Jugend
der allgemeinen Jugendliteratur zugeführt werde, die jedoch christlich geprägt sei. Daher wurde
angestrebt, die Verfassung von Büchern anzuregen, mit deren Hilfe das Gefühl der Stammeszugehörigkeit
sowie die jüdische Geschichte und deren Gebräuche vermittelt werden sollte. Nur
wenige Jahre später forderte der Orden die Logen auf, überall dort, wo es die lokalen Verhältnisse
zulassen würden, jüdische Jugendvereine zu gründen. In diesen sollte die Pflege und
Stärkung des jüdischen Bewusstseins und die geistige und ethische Fortbildung im Allgemeinen
geschaffen werden.57

Auch in Freiburg bildete sich 1908 unter Beteiligung der Breisgau Loge ein Jugendbund, der
stets in enger Beziehung zur Loge blieb. Die Verbindung spiegelt sich nicht nur in finanzieller
Hinsicht wider, sondern auch darin, dass der Jugendbund seine Versammlungen sehr häufig im
Logenzimmer abhielt und dass ein Delegierter der Loge in seinem Vorstand vertreten war. Dieser
sollte sicherstellen, dass die Arbeit des Bundes den Richtlinien der Loge entsprach, was als
Voraussetzung für deren dauerhafte Hilfe erachtet wurde, und gleichzeitig den wünschenswerten
Einfluss auf die Entwicklung des Jüdischen Jugendbundes hatte, ohne dass dieser gleichzeitig
seine Selbstständigkeit aufgeben müsse.58 Der Bund entfaltete eine rege Tätigkeit, die sich
auch auf die umliegenden Gemeinden erstreckte und verfügte bereits 1913 über 174 ordentliche
und 77 außerordentliche Mitglieder.59 Die Themen der abgehaltenen Vorträge waren breit gefächert
und hatten sowohl spezifisch jüdische Inhalte wie „Die Berufswahl der Juden", „Jüdische
Namen", „Die jüdische Familie der Vergangenheit und Gegenwart" oder „Die badischen Juden",
als auch allgemeine, zeitgenössische wie „Aberglaube in der Medizin", „Die Reichsbank und
deren Bedeutung", „Flugwesen" und „Deutsche und badische Verfassung".60

In den 1920er-Jahren machte sich ein Wandel im Orden bemerkbar, der sich in einer vertieften
Auseinandersetzung mit dem Jüdischen äußerte und sich auch im Bereich der deutsch-jüdischen
Kulturförderung zeigte. Besonders Leo Baeck setzte sich für eine Unterstützung der
jüdischen Kultur und Wissenschaft in Deutschland ein und warnte 1921 vor der Gefahr, die dem
inneren Leben der deutschen Judenheit drohe. Die führende Stellung des deutschen Judentums
sei durch die Einschränkung der jüdischen Wissenschaft und ihrer Bildungsstätten infolge der

Reinke (wie Anm. 3), S. 326.
StadtAF, M 69.5/5 [1] 350 und 354.

97. Sitzung des General-Comites in: Bericht der Grossloge für Deutschland VIII U.O.B.B. 9 (1903), S.
107-110, hier S. 110.

StadtAF, M 69.5/5 [1] 1480f.

Ebd., 1967.

Ebd., 1968f.

142


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