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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 144
(PDF, 38 MB)
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Fonds. Der erste Fonds wurde von Ludwig Weils Witwe zum Andenken an den ehemaligen
Präsidenten der Loge geschaffen, den sie mit einem Betrag von Eintausend Mark und an seinem
ersten Jahrzeittage den weiteren Betrag von Eintausend Mark der Breisgau-Loge [ausstattete].
Ferner hat die Schwester der Frau Bankier Ludwig Weil, Frau Bankier B. Dukas Witwe dahier,
den Betrag von Dreitausend Mark zugestiftet. Erst wenn die Zinsen dieses Fonds den Betrag
von 10.000 Mark erreicht hatten, durfte dieser verwendet werden. Unterstützt werden sollten Juden
, die unverschuldet in Not geraten sind; dabei sollen Familienväter besonders berücksichtigt
werden. Die Beträge, die auf diese Weise zugewendet werden, sollen tunlich als unverzinsliche
Darlehen gewährt, dürfen aber auch schenkungsweise gegeben werden oder als Stipendien für
ganz besonders begabte, würdige und bedürftige junge Leute jüdischen Glaubens [verwendet
werden], die einen wissenschaftlichen oder künstlerischen Beruf ergreifen wollen." Im Notfall
durfte das Kapital auch zu einem Drittel verwendet werden und sollte, im Falle der Auflösung
der Breisgau Loge, der israelitischen Gemeinde Freiburg übergeben werden, oder, falls diese das
Geld nicht annehmen würde, dem Friedrichsheim in Gailingen. Der Gustav Hirschberg-Fonds
dagegen war ohne besondere Bestimmung, konnte also zur Unterstützung Bedürftiger frei genutzt
werden. Eingerichtet wurde er zu Ehren des verstorbenen Präsidenten Hirschberg. Er verfügte
bereits kurz nach seiner Gründung über 2.945 Mark. Der Leo Stern-Fonds ist nur in der
Auflistung an die Großloge erwähnt.71

1931 wurde vom Beamtenrat zusätzlich ein sogenannter „Bruderhilfe-Fonds" ins Leben
gerufen (später „Timendorfer-Fonds" genannt): Der Bruderhilfe-Fonds dient dazu in Not geratenen
Brüdern mit Darlehen oder in sonstiger Weise an die Hand zu gehen. Die erforderlichen
Beschlussfassungen über die Verwendung des Fonds trifft der Präsident im Verein mit dem
Vizepräsidenten und dem MentorJ2 Für die Finanzierung wurde der Altersheimfonds der Loge
verwendet. Ursache für den Wandel in der Wohltätigkeit waren die wirtschaftlichen Schwierigkeiten
durch die Inflation und die Selb st wahr nehmung der jüdischen Bevölkerung: Diese
sah sich als eine durch die Geldentwertung besonders hart getroffene Bevölkerungsgruppe und
erkannte eine Gefahr für die Existenz des jüdischen Bürgertums.73

Zusammenfassung

Mit dem Erstarken des modernen Antisemitismus im Kaiserreich entstanden zahlreiche jüdische
Vereine, die sich der Abwehr des Antisemitismus oder der vertieften Auseinandersetzung
mit dem Jüdischen widmeten. Der U.O.B.B. stellte durch seine säkulare Auffassung des Judentums
, wonach sich die deutschen Juden durch eine gemeinsame Abstammung und Geschichte
als eine Gemeinschaft definierten, eine neuartige Form der jüdischen Vereinigung dar. Dadurch
ließ sie sich mit den Akkulturationsbestrebungen, die in breiten Teilen der deutsch-jüdischen
Bevölkerung vorherrschten, vereinbaren. Die nationale Zugehörigkeit wurde in den deutschen
Logen stets betont und ist besonders vor dem Hintergrund des Antisemitismus immer wieder
angeführt worden. Der U.O.B.B. unterschied sich nicht nur durch seinen hierarchischen Aufbau
und seine strenge Mitgliederauswahl von den übrigen jüdischen Vereinen, sondern auch
dadurch, dass sein Wirken weitgehend abgeschieden von der jüdischen Öffentlichkeit stattfand.
Der Orden beteiligte sich zwar an zahlreichen wohltätigen Projekten und organisierte auch viele

StadtAF, M 69.5/5 [1] 1702 und 1704f.
StadtAF, M 69.5/5 [3] 332.

Martin Liepach: Das Krisenbewusstsein des jüdischen Bürgertums in den Goldenen Zwanzigern, in:
Juden, Bürger, Deutsche (wie Anm. 3), S. 395-418, hier S. 412f.

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