http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2016/0145
kulturelle Veranstaltungen wie z.B. öffentliche Vorträge, aber er bildete durch sein Geheimwissen
und seine strenge Mitglieder aus wähl einen exklusiven Raum.
Trotz der säkularen Auffassung des Judentums spielte die Religion eine dominierende Rolle
im Wirken des Bundes. Sichtbar wurde diese Bedeutung in der Frage der „Mischehe" und
Taufe sowie der proklamierten Neutralität in Bezug auf die verschiedenen Auslegungen des
Judentums. Während die „Mischehe" noch kein Ausschlusskriterium darstellte, so konnte die
christliche Taufe eines Kindes zum Ausschluss des betreffenden Bruders aus der Loge führen,
da der U.O.B.B. insbesondere die Kinder und Jugendlichen eng an das Judentum binden wollte.
Dies äußerte sich auch durch die Gründung von Jugendbünden, die die deutschen Logen finanziell
unterstützten.
Die wichtigsten Tätigkeitsfelder der deutschen Logen - die Förderung der jüdischen Kultur
und der Wohlfahrt - erlebten im Verlauf des Kaiserreichs und der Weimarer Republik einen
Wandel: In beiden Bereichen wandte sich das Wirken des Ordens vermehrt den deutschen Juden
und den eigenen Mitgliedern zu und betonte die Bedeutung der jüdischen Religion. Während
zur Zeit des Kaiserreichs Projekte wie eine Berufsumschichtung angestrebt wurden, um eine
Akkulturation der Juden an die deutsche Gesellschaft zu ermöglichen, unterstützte man in der
Zeit der Weimarer Republik jüdische Kulturinstitute finanziell. Ähnlich wandelte sich auch die
Wohlfahrt in der Loge: Lag im Kaiserreich noch ein Schwerpunkt der sozialen Arbeit auf der
Hilfe für die Pogromopfer in Russland, Galizien und Rumänien, so veranlasste später die Wirtschaftskrise
, das man sich der finanziellen Förderung des jüdischen Mittelstands in Deutschland
sowie der eigenen Mitgliedern zuwandte. Bezeichnend ist auch die veränderte Haltung
gegenüber dem Zionismus, die von einer anfänglichen Ablehnung zu einer Zusammenarbeit in
den 1920er-Jahren unter Ausschluss der national-jüdischen Komponente führte.
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