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Abb. 7 Einweihung des Gemeinschaftsraums der,Zigeuner4-Siedlung, Juli 1966 (StadtAF, M 75/1 Pos. K. 1).
älterer Menschen in Freiburg erstmals unter den Bundesdurchschnitt gesunken war. Deutschlandweit
standen ,Randgruppen4 im Fokus von Planungseuphorie
und sozialpolitischen Diskussionen. Unter dem Eindruck dieser
Diskussionen, aber auch angetrieben durch neuerliche Kritik von
Bürgern, Journalisten und den ,Zigeunern' selbst an den Betonbaracken
, beschäftigte sich der neue Freiburger Sozialamtsleiter ab
1969, Hans Peter Mehl (Abb. 8), intensiv mit den ,Zigeunern4. Mehl
avancierte so zu einer ähnlich prägenden Gestalt für die Arbeit des
Freiburger Sozialamts zugunsten der dort lebenden ,Zigeuner4, wie
es sein Vorgänger Flamm für die älteren Menschen gewesen war.
Dabei ging Mehl auch auf die Proteste der ,Zigeuner4 gegen die
Betonbaracken auf dem Rieselfeld ein: Erstmals wurden die Zigeuner4
sogar aktiv an den Planungen für eine neue Siedlung beteiligt
. Die Siedlung wurde in den späten 1970er-Jahren im Freiburger
Stadtteil Weingarten gebaut, nachdem dort schon vorher ein Sozi- Abb. 8
alzentrum eröffnet worden war, das den , Zigeunern4 mit Bildungs- Sozialamtsleiter Hans Peter
angeboten dabei helfen sollte, in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Mehl (Foto: Rüdiger Buhl).
Nach jahrhundertelanger Ausgrenzung erfuhren die ,Zigeuner4 nun
also die Anerkennung als ,würdige4 Hilfsbedürftige - eine Anerkennung
, die ihren älteren Mitbürgern in Freiburg bereits traditionell zuteilwurde.61
Stellungnahme des Sozialamts, 18.10.1968, StadtAF, C5/2613; siehe z.B. Badische Zeitung, 16./17.8.1969
und 1.10.1969; vgl. Echternkamp (wie Anm. 7), S. 239-241; vgl. Neisen (wie Anm. 7), S. 247f.; vgl. Widmann
(wie Anm. 53), S. 18, 23, 96-101, 123f., 139f. und 144f.
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