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menzuführen, wurde im Jahr 2014 ein Symposium in Wehr veranstaltet. Dessen Beiträge liegen nun in
einem Band zur Besprechung vor.
Generell ist anzumerken, dass die schweizerische Seite seit jeher intensiver erforscht wurde, nicht
zuletzt im Rahmen der Tätigkeiten der verschiedenen kantonalen archäologischen Behörden und des großen
und umtriebigen Schweizerischen Burgenvereins. Aus dem Arbeitsgebiet der Aargauer Kantonsarchäologie
stellt Peter Frey die frühen Adelsburgen am Hochrhein vor, sein Kollege Christof Reding deckt
die spätere Zeit ab. Aus dem Kanton Basel-Landschaft präsentiert Reto Marti seine Ergebnisse zur Burg
Altenberg bei Füllinsdorf. Die Beiträge zu rechtsrheinischen Burgen gelten vor allem einzelnen Anlagen:
den Burgen Hertenberg und Rheinfelden (Alfons Zettler), der Burg Bärenfels im Wehratal mit ihrem
ungewöhnlichen Rundturm (Martin Strotz), den Burgen Klingnau und Wehr (Erik Beck), der Burg Hauenstein
(Andre Gutmann) und der Burg Rötteln (Thomas Zotz). Vor allem Gutmann und Beck betrachten
ausgehend von ihren Burgen die herrschaftspolitische regionale Situation und betten die Geschichte der
Burgen in die Politik der Habsburger bzw. der Herren von Klingen ein. Der Frage um die Raumnutzung
auf Burgen und deren Interpretation ging Eva-Maria Butz nach. Zwar mühte sie sich redlich, doch die
von ihr betrachteten Burgen am Hochrhein ließen nur rudimentäre Ergebnisse zu - zu schlecht ist der
Erhaltungszustand der Burgen, zu dürftig die schriftliche Quellenlage.
Der Band ist reich bebildert, wo immer möglich auch farbig. Bezüglich der Darstellung der Abbildungen
hätte man sich an manchen Stellen eine größere Wiedergabe bzw. einen vergrößerten Ausschnitt
gewünscht (z.B. S. 240, 252). Die einzelnen Beiträge werden meist mit einer kompakten Zusammenfassung
beschlossen. Am Ende des Bandes finden sich noch von allen Beiträgen kurze Zusammenfassungen
in englischer Sprache.
Der Band zeigt zweierlei, besonders bezüglich der rechtsrheinischen Seite des Arbeitsgebiets: zum
einen erfreuliche Ergebnisse, die in jüngerer Zeit erzielt wurden, zum anderen, wie lohnend es sein kann,
den Blick auf Gegenden zu richten, die bislang wenig untersucht wurden. Dabei dürfte sich am Hochrhein
noch manch ein lohnender Untersuchungsgegenstand finden lassen. Boris Bigott
Der Erste Weltkrieg am Oberrhein, hg. von Robert Neisen und Markus Eisen (Rombach Wissenschaften
), Rombach Verlag, Freiburg/B erlin/Wien 2015, 204 S., S/W-Abb.
Der Erste Weltkrieg hatte massive Auswirkungen auf Südbaden, das Elsass und das schweizerische
Basel. Er zerschnitt den bis dahin kulturell und wirtschaftlich eng verflochtenen Oberrheinraum und
führte zu nationalstaatlichen Grenzziehungen. Die Vogesen waren Aufmarschgebiet und Schauplatz von
Gefechten, deren Kanonendonner bis nach Freiburg zu hören war. Das von Robert Neisen und Markus
Eisen herausgegebene Buch zeigt in acht, sich Einzelaspekten widmenden Aufsätzen die Folgen dieser
Konfrontation zwischen Deutschland und Frankreich auf. Der Sammelband geht hierbei auf eine Veranstaltungsreihe
des Arbeitskreises Regionalgeschichte Freiburg im Jahr 2014 zurück, die sich zum Ziel
gesetzt hatte, die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf das Leben, die Empfindungen und die Wahrnehmung
der Menschen am Oberrhein zu untersuchen.
Nach einer ungewöhnlich langen, die Ergebnisse der Einzelbeiträge vorwegnehmenden Einleitung
(11 S.) der beiden Herausgeber geht zunächst Uta Hinz auf den Kriegsausbruch im Sommer 1914 in der
südbadischen Grenzregion Lörrach ein. Julikrise, patriotische Kundgebungen aber auch die Angst vor
einer ungewissen Zukunft stehen beispielhaft für dieses Zeitfenster. Robert Labhardt beschreibt diese
Situation aus dem Blickwinkel des eidgenössischen Basel und zieht das Fazit, dass der Große Krieg und
die daraus resultierende Abschottung der Schweiz den Ausgangspunkt und die Ursache eines bis heute zu
verspürenden „nationalistisch grundierten Feindbilds", das in Ausländern etwas potenziell Verdächtiges
oder Gefährliches sieht, darstellen. Noch schwieriger war zu Beginn und erst recht nach Ende des Krieges
die Lage im Elsass, wie Daniel Mollenhauer erläutert. Elsässer kämpften auf beiden Seiten der Front und
obwohl die Bevölkerung - die Reichsdeutschen ausgenommen - mehrheitlich den Rückfall an Frankreich
begrüßten, herrschte dennoch wegen der Kriegsteilnahme nach 1918 ein Klima des Misstrauens.
„Krieg der Experten - Badische Natur- und Technikwissenschaftler 1914-18" lautet der Titel des Beitrags
von Andreas Lehmann. Es ist quasi eine Fortführung seiner 2007 erschienenen Studie über den kriegs-
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