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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 196
(PDF, 38 MB)
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Das dritte Kapitel unterstreicht die Bedeutung der kirchlichen Publizistik für die historische Forschung
, die bislang häufig nicht hinreichend berücksichtigt worden ist. Exemplarisch greift Kunze dabei
auf der einen Seite die „Kirchlich-Positiven Blätter" heraus und stellt diese der Zeitschrift „Der Deutsche
Christ" gegenüber. Hier gelingt ihm eine instruktive „dichte Beschreibung" der Positionen, die einen
tiefen Einblick in die Diskussionslage der badischen Landeskirche geben.

Dies vertieft Kunze nochmals im vierten Kapitel, das in gewisser Weise den Hauptteil der Arbeit
darstellt. Die Bekennende Kirche auf der einen und die Deutschen Christen auf der anderen Seite rücken
dabei in den Fokus. Aufschlussreich ist dieses Kapitel nicht zuletzt durch den biografischen Ansatz, der
die Motivlagen und unterschiedlichen Uberzeugungen badischer Pfarrer und Theologen gut nachvollziehbar
machen kann. Spannend sind vor allem die Kapitel über Julius Bender, den ersten Nachkriegsbischof
Badens, und Helmut Thielicke, der zwischen 1936 und 1940 an der Universität Heidelberg unterrichtete
und nach 1945 zu einem der bekanntesten deutschen Theologen wurde. Hier hat sich merkwürdigerweise
ein Fehler eingeschlichen, da in der Arbeit gehäuft von „Thielecke" die Rede ist.

Anhand eines lokalen Beispiels (St. Georgen im Schwarzwald) und durch den Vergleich mit der
württembergischen und pfälzischen Landeskirche in der Zeit des Nationalsozialismus, bietet die Arbeit
ein nach vielen Seiten hin abgerundetes Bild. Zugleich könnten vielfältige Anstöße für weitere Forschungen
von diesem Werk ausgehen, die im siebten Kapitel anregend zusammengefasst werden. Und auch der
territorialkirchengeschichtliche Leser wird hier umfassend und verständlich informiert werden.

Benedikt Brunner

Lebensbilder aus der evangelischen Kirche in Baden im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. IV: Erweckung/
Innere Mission/Diakonie/Theologinnen, hg. von Gerhard Schwinge (Sonderveröffentlichung des Vereins
für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden 9), Verlag Regionalkultur,
Ubstadt-Weiher u. a. 2015, 480 S, 53 S/W-Abb.

Regine Jolberg, geb. Zimmern (1800-1870), die als Witwe in den 1840er-Jahren in Leutesheim bei Kehl
eine Ausbildungsstätte für Kinderpflegerinnen gründete und 1851 mit ihrem Institut das Böcklin'sche
Schlösschen in Nonnenweier bezog, ist in Baden keine Unbekannte. Adelheid von Hauff würdigt jedoch
nicht nur „Mutter Jolbergs" einfühlsame modern anmutende Pädagogik und ihren Erfolg bei der Organisation
ländlicher Kleinkindbetreuung, sondern zeichnet deren Weg zum Christentum nach. Regine
Jolberg stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie in Heidelberg und ließ sich als 26-jährige mit
ihren Töchtern und ihrem zweiten Mann taufen. Die tiefgreifende Hinwendung zur Lehre Christi vollzog
sie, als sie - zum zweiten Mal verwitwet - mit dem Pietismus in Berührung kam und sich der badischen
Erweckungsbewegung zuwandte. Aloys Henhöfer (1789-1862), die prägende Gestalt dieses religiösen
Aufbruchs, selbst Konvertit vom Katholizismus zum Protestantismus, hielt 1846 beim ersten Jahresfest
der Jolberg'schen Bildungsanstalt die Festpredigt. Den Beitrag über Aloys Henhöfer schrieb der Karlsruher
Kirchenhistoriker Gerhard Schwinge. Er ist zugleich der Herausgeber des Bandes mit insgesamt
21 Lebensbildern von 15 Autoren. Blickfang für Freiburger ist im Kapitel „Erweckungsbewegung" der
Aufsatz von Klaus vom Orde über den Unternehmer und Abgeordneten Carl Mez (1808-1877). Johannes
Ehmann bearbeitete den Pädagogen und Leiter des Karlsruher Schullehrerseminars Wilhelm Stern (1792-
1873), Jochen Eber den Schriftsteller, Volksmissionar und Dekan Friedrich Hauß (1893-1977).

Das Kapitel „Innere Mission/Diakonie" beginnt mit Thomas K. Kuhns Beitrag über den Mit-Be-
gründer der Anstalt Beuggen Christian Heinrich Zeller (1779-1860), von Haus aus Jurist, aus Berufung
Pädagoge und Theologe, der sich verwahrloster Kinder annahm. Gerhard Lötsch (f) befasste sich mit
Ernst Fink (1806-1863), der ab 1842 dem Arzt Christian Roller beim Aufbau der Heil- und Pflege-Anstalt
Illenau bei Achern beistand und dort bis zu seinem Tod als Pfarrer wirkte. Fink und seine Frau waren mit
Regine Jolberg befreundet gaben während ihrer Zeit im Pfarrhaus in Leutesheim den Anstoß zu deren
Wirken und Werk. Eckhart Marggraf behandelt Conrad Kayser (1848-1929), der wie Fink als Anstaltspfarrer
in der Illenau wirkte. Er gab das „Illenauer Wochenblatt" heraus, dessen Kopfleiste mit dem Motto
„Liebe - Diene!" zweimal abgebildet ist. Kayser arbeitete danach in der Karlsruher Stadtmission und im
badischen Landesausschuss für Innere Mission, sein letzter Dienstort war Frankfurt. Immer wieder erge-

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