Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 199
(PDF, 38 MB)
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widerspiegeln. Uber die Quellengattung der Papstbriefe erweitert sie den Rezipientenkreis auf „hochadlige
Würdenträgerinnen wie Herzoginnen, Markgräfinnen und Gräfinnen." Sie zieht daraus den Schluss,
dass auch die Päpste sehr darum bemüht waren, die Herrschaft von Frauen zu stabilisieren.

Das letzte Drittel des Bandes wendet sich dem Südwesten des Reiches zu, beginnend mit einem Aufsatz
, der von profunder Quellenkenntnis zeugt und den Titel ebenfalls mit einem Fragezeichen versieht:
„Mit den Mitteln einer Frau? Zur Bedeutung der Fürstinnen in der späten Salierzeit". Elke Goez zeichnet
darin ein facettenreiches Bild mächtiger Frauen des Investitur Streits und deren Entfaltungsmöglichkeiten
über persönliche Netzwerke und durch eigene Strategien. Gerade in der Kloster- und Kirchenreform
spricht die Verfasserin den „Damen" (S. 307) eine maßgebliche Rolle zu im lebhaften Kommunikations-
austausch mit wichtigen Vordenkern der Reformbewegung.

Martina Stercken („saeldenriche frowen und gschwinde listig wib - Weibliche Präsenz Habsburgs
im Südwesten des Reiches") konzentriert sich auf zwei Habsburgerinnen, die an der Wende des 13. zum
14. Jahrhundert einen wesentlichen Beitrag geleistet haben zur Verfestigung habsburgischer Herrschaft
in den Stammlanden: Anna, die erste Gattin Rudolfs von Habsburg, und vor allem deren Enkelin Agnes
(von Ungarn). Letztere verstand es, in ihrer Rolle als Schiedsrichterin landesherrliche Pflichten klug mit
familiären Interessen zu verbinden. Ein drittes Mal setzt eine Autorin hinter den Titel ihres Beitrags ein
Fragezeichen: Julia Hörmann-Thurn und Taxis („Mächtigen Fürstinnen - fromme Stifterinnen?") untersucht
das Stiftungsverhalten von acht Tiroler Landesfürstinnen des 13. und 14. Jahrhunderts und kommt
zu ganz unterschiedlichen Bewertungen von deren Stiftungspraxis, bei der selbst die Verweigerung als
Alternative akzeptiert wurde.

Eine völlig andere Sicht auf weibliche Herrschaft öffnet Sigrid Hirbodian mit ihrem Beitrag „Weibliche
Herrschaft zwischen Kirche und Welt. Geistliche Fürstinnen im 11.-14. Jahrhundert". Ausgehend
von den bedeutenden elsässischen Abteien Andlau, Odilienberg und St. Stephan in Straßburg zeichnet
sie die Konflikte um deren Umstrukturierung zu Frauenstiften und die daraus entstehenden neuen Herrschaftsorganisationen
bis ins Spätmittelalter hinein in groben Zügen nach. Aufschlussreich ist vor allem
ihre Beobachtung, wie sich seit dem 13. Jahrhundert der Zugriff regionaler Niederadelsfamilien auf diese
großen Stiftskirchen bemerkbar machte. Allgemein fällt auf, dass nicht nur in diesem Beitrag, sondern
auch in den meisten anderen das Stichwort „Vernetzung" eine große Rolle spielt.

Während der Lektüre eignet sich der aufmerksame Leser ein neues Vokabular an. Eine „reginale"
Herrschaft kennt eben kein „Königtum", sondern ein „Königinnentum", keine Potentaten, sondern „Potentatinnen
", usw. Nicht nur in dieser Hinsicht ist der Blick auf die viriles probitates in femina höchst
anregend. Eugen Hillenbrand

Erwin Morgenthaler: Geschichte des Bildungswesens in den badischen Markgrafschaften, hg. vom
Freundeskreis Pfinzgaumuseum - Historischer Verein Durlach e.V., Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Wei-
her u.a. 2015, 272 S., 24 S/W-Abb.

Um zu zeigen, wie in Baden ein staatliches Bildungssystem entstand, präsentiert Erwin Morgenthaler
einen Überblick über die Schul- und Bildungsgeschichte in den badischen Markgrafschaften vom späten
Mittelalter bis an die Schwelle des 19. Jahrhunderts. Nach einer Einführung, die bis ins 12. Jahrhundert
zurückgreift, wendet er sich den Markgrafen Jakob I. (1431-1453) und Karl (1453-1475) zu, deren „Traum
von der badischen Universität in Pforzheim" nach der Niederlage in der Schlacht von Seckenheim 1462
gegen Friedrich I. von der Pfalz ausgeträumt war. Der Kurfürst hätte eine Konkurrenz in räumlicher
Nähe zu seiner Universität in Heidelberg, der dritten auf dem Boden des Alten Reiches nach Prag und
Wien, nicht geduldet. 1802 - und somit fast dreieinhalb Jahrhunderte später - sollte die 1386 gegründete
pfälzische Heidelberger Hohe Schule jedoch badisch werden. In der Markgrafschaft (ab 1803 Kurfürstentum
und bald Großherzogtum) waren nun „Bildungsgänge möglich, die vom Elementarunterricht bis zum
Abschluss eines Examens an der Universität führten". Morgenthaler resümiert, dass ein durchgängig vom
Staat organisiertes Bildungssystem existierte, das den Bedürfnissen einer vorindustriell bäuerlich-bürgerlichen
Gesellschaft entsprach. „Die Qualität des Unterrichts war durch die überprüfte Qualifikation
der Lehrenden und die Normierung der Schul- und Studienabschlüsse gesichert. Im Elementarschulbe-

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