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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0010
weiteren Maßnahme im selben Jahr (15. September 1978 bis 8. November 1978) wurde nun
wieder unter Leitung Schneiders das Gebäude C untersucht. Während einer vierten und letzten
Kampagne (1. September 1979 bis 30. November 1979) unter Leitung des Landesdenkmalamtes
konnte schließlich die Südwesthälfte von Gebäude B, das aufgrund seines Grundrisses als
Hauptgebäude der Anlage interpretiert wurde, vollständig ergraben werden.10

Baugeschichte

Anhand der gefundenen Strukturen lassen sich drei relativ chronologisch aufeinanderfolgende
Bauperioden unterscheiden. Von der ersten Periode sind keine kompletten Grundrisse erhalten.
Es finden sich lediglich einzelne Gruben sowie ein langer Pfostengraben, der sich durch die
gesamte Fläche zieht und von den Strukturen der späteren Perioden geschnitten wird.

Mindestens ein Gebäude dieser Periode muss ein zur Bauzeit von Periode II bereits abgebrochenes
Lehm flechthaus gewesen sein. Von diesem Gebäude stammt der Wandbewurf,
aus dem die Verfüllung einer Grube bestand, die vom Fundament der späteren, in Periode II
errichteten Anlage geschnitten wird. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die ersten, hölzernen
Gebäude früher Siedlungsperioden nicht oder nur teilweise aufgefunden werden. Gerade im
Bereich später in Stein ausgebauter Hauptgebäude werden Strukturen der Vorgängerbauten oft
von diesen überlagert.11 In Merdingen ist es jedoch wahrscheinlich, dass sich der erste Hauptbau
außerhalb der gegrabenen Fläche befindet, da in Form des Pfostengrabens wahrscheinlich ein
Teil der Umwehrung gefunden wurde. Derartige Einfriedungen gibt es beispielsweise bei den
frühen Perioden der villae von Bondorf, Oberndorf-Bochingen und Friedberg.12 Die Funktion
des Annex (vgl. Abb. 3) am Ende der ergrabenen Umzäunung ist unklar. Für Bondorf wird ein
Viehgatter oder ein Obst- und Gemüsegarten vermutet.13 Das Ende des Grabens an einer im
Profil deutlich tiefer liegenden Grube könnte auf ein Pfostenloch für einen größeren Pfosten und
damit auf einen verschließbaren Durchlass hinweisen.

Die Vermutung, dass ein breiter, flacher Graben aus Periode II, der östlich des Gebäudes
in Erscheinung trat, mit einem Holzbau der Periode I zusammenhängt und eine frühe
Binnengliederung der Holzbauperiode in eine pars rustica und eine pars urbana darstellt, ist
zwar möglich,14 aber mangels Datierung und stratigrafischer Relation des Grabens zum oben
erwähnten Pfostengraben nicht verifizierbar.

Der Pfostengraben ist erst nach der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. entfernt worden. Das
gesamte Hofareal wurde zu dieser Zeit zumindest nach Osten hin vergrößert oder verlagert und
auf dem hinzugekommenen Grund in Periode II ein neues Hauptgebäude errichtet.

Siehe hierzu ausführlich Tobias Janouschek: Das Hauptgebäude der villa rustica bei Merdingen, Ldkr.
Breisgau-Hochschwarzwald, Gewann „Neumatte", masch., Masterarbeit, Freiburg 2016.

Tünde Kaszab-Olschewski: Siedlungsgenese im Bereich des Hambacher Forstes 1.-4. Jh. n. Chr.: Hambach
512 und Hambach 516 (BAR. International series 1585), Oxford 2006, S. 17.

Anita Gaubatz-Sattler: Die Villa Rustica von Bondorf (Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte
in Baden-Württemberg 51), Stuttgart 1994, S. 107; Christian Sommer: Oberndorf-Bochingen a.
N. (RW). Villa Rustica, in: Die Römer in Baden-Württemberg. Römerstätten und Museen von Aalen bis
Zwiefalten, hg. von Dieter Planck, Stuttgart 2005, S. 231-235, hier S. 234f.; Jörg Lindenthal: Die ländliche
Besiedlung der nördlichen Wetterau in römischer Zeit (Materialien zur Vor- und Frühgeschichte von
Hessen 23), Wiesbaden 2007, S. 150.

Gaubatz-Sattler (wie Anm. 12), S. 108.

So bei Block (wie Anm. 4), S. 117.

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