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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0014
Das Gebäude hat eine Gesamtgröße von ca. 32,10 m x 24,10 m. Der quadratische Hauptbau
mit den Räumen 1 bis 3 hat ohne die seitlich angesetzten Räume 4 und 5 und spätere Anbauten
eine Größe von 22 m x 20 m. Die Räume 1 bis 3 sind in einer Flucht von ca. 20 m Tiefe angeordnet
. Raum 3 hat eine Breite von 5,10 m, Raum 1 eine Breite von 12 m und Raum 2 eine Breite
von 3,80 m. An den Schmalseiten von Raum 2, die Flucht der Wände von Raum 1 mit ihm teilend
, befinden sich die Räume 4 und 5. Raum 5 hat einen leicht trapezoiden Grundriss mit einer
Seitenlänge von 5,10 m im Westen und Süden, 4,90 m im Osten und 5 m im Norden. Raum 4 wird
von einem modernen Graben gestört. Der Grundriss kann ausgehend von den Mauerfluchten
der Nord- und Ostmauer von Raum 1 und einem erhaltenen Fundamentrest, der zur Ostmauer
von Raum 4 gehören dürfte, rekonstruiert werden. Das Nordfundament von Raum 4 wird in der
Flucht des nördlichen Fundamentes des Anbaus aus Periode III (vgl. dazu auch Abb. 3) ergänzt.
Auch Raum 4 besitzt demnach mit 5,3 m an der Südmauer, 5 m an der Ostmauer, 5,30 m an der
Nordmauer und 4,90 m an der Westmauer einen trapezoiden Grundriss.

Raum 1, der bei der Grabung als Innenhof I und II bezeichnet wurde, bekam diesen Namen
in einer Forschungstradition, die die großen, inneren Räume einer villa grundsätzlich als offenen
Innenhof verstand.23 Da das römische Laufniveau leider völlig fehlt, gibt es keine Indizien
für die Deutung beim Merdinger Gebäude. Die Funktion als Wohnraum können hier auch die
Risaliten und der hintere Raum 3 übernommen haben. Lediglich die Analogie zu anderen
Villen, bei denen ein Hallenbau mehrheitlich angenommen oder bewiesen wurde, macht einen
überdachten Raum in Merdingen wahrscheinlich.24

Raum 2 befindet sich an der Ostseite des Gebäudes. Bei diesem lang gestreckten Raum
handelt es sich wahrscheinlich, entsprechend anderer Anlagen dieser Art, um einen Portikus.
Hierbei handelt es sich um einen Säulengang/-halle meist an der Frontseite eines Gebäudes
mit länglich-korridorartigem Grundriss. Er ist meist zum Hofareal hin ausgerichtet und kann
erhöht und mit Treppen ausgestattet sein.25 Der Zweck einer Säulenhalle ist einerseits eine
dekorative, repräsentative Fassadengliederung, andererseits dient sie aber auch als offener
Korridor. Ihre Ausrichtung ist deswegen oft in Zusammenhang mit der Aussicht von und auf
das Villenhauptgebäude in Hanglage zu sehen.26

Nördlich und südlich von Raum 2 sind die Räume 4 und 5 angebaut, die als Risaliten angesprochen
werden können.27 Der Zugang zu den Risaliten konnte nur vom Portikus aus erfolgen,
da diese keine andere Verbindung zum Hauptbau aufweisen. Sie werden in der Forschung als
Speisezimmer, Schlafzimmer, Büro oder Repräsentationsräume interpretiert, wobei sie letz-

23 Gerhard Kropatscheck: Das römische Landhaus in Deutschland, in: Bericht der Römisch-Germanischen
Kommission 6 (1910/11), S. 51-78, hier S. 55-58; Swoboda (wie Anm. 21), S. 112f. Noch einmal
aufgegriffen wurde die Diskussion von Franz Oelmann: Die Villa rustica bei Stahl und Verwandtes, in:
Germania 5, 1921, S. 64-73, hier S. 67-72, und Smith (wie Anm. 21), S. 94-96 und 101f.; Dieter Planck:
Die Villa Rustica von Bierlinghausen-Neuhaus, Lkr. Horb a. N., in: Fundberichte aus Baden-Württemberg
1 (1974), S. 501-526, hier S. 510, sieht beides als Möglichkeit und plädiert für eine Entscheidung von
Fall zu Fall.

Oelmann (wie Anm. 23), S. 69f.

Karl Lenz: Siedlungen der römischen Kaiserzeit auf der Aldenhovener Platte (Rheinische Ausgrabungen
45), Köln 1999, S. 80.

Stefan Pfahl: Die römische und frühalamannische Besiedlung zwischen Donau, Brenz und Nau (Materialhefte
zur Archäologie in Baden-Württemberg 48), Stuttgart 1999, S. 109; Swoboda (wie Anm. 21), S.
30-32 und 79-82.

Swoboda (wie Anm. 21), S. 80, beschreibt die Risaliten als den Portikus flankierende Türme. Zur Diskussion
, ob es sich um Eckrisalite oder an einer Häuserecke angesetzte Strukturen handelt, vgl. auch Smith
(wie Anm. 21), S. 117.

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