http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0016
Nördlich an das Gebäude, in eine Ecke zwischen Raum 2 und 4, wurde in einer letzten, dritten
Periode eine Raumzeile angebaut (Abb. 3). Der Anbau hat eine Größe von 5,10 m nach Norden
und 9 m nach Osten. Die Räume sind also ebenso breit wie Raum 5 und haben die Mauerflucht
von Raum 4 aufgenommen. Innerhalb des Anbaus ist im Südwesten das Fundament eines kleinen
Raumes mit 2,40 m x 2,70 m nachgewiesen. Weitere Binnengliederungen im Innern sind
unbekannt.
Die zeitlich spätere Einordnung des Anbaus ist anhand der Baufuge zwischen dem
Fundament des Anbaus und dem Fundament von Raum 2 gesichert. Außerdem wurden hier als
Fundamentierung kleine Kalkbruchsteine, die selten größer als 15 cm sind, verwendet, wodurch
sie sich darin nicht nur vom Kiesfundament von Periode II unterscheiden, sondern auch von den
Bruchsteinen der Reparatur oder des Umbaus bei Raum 1.
Sowohl der Anbau als auch die Reparaturmaßnahme könnten mit einer Erweiterung des
Badegebäudes in Zusammenhang stehen. Bereits Gerhard Fingerlin hat einen Zusammenhang
zwischen dem Anbau des Bades und einer erhöhten Frequentierung durch eine möglicherweise
gewachsene Anzahl von Bewohnern der villa vermutet. Ähnliches könnte für den Anbau gelten,
weswegen beides zeitlich in Verbindung miteinander stehen könnte.33
Das Gebäude insgesamt ist sicher in die Reihe der Portikus-Risalit-Anlagen zu stellen, wie
sie bei verschiedenen Autoren beschrieben werden. Durch den Hallenbau hinter dem Portikus
handelt es sich um eine villa vom Typus „Stahl", wie sie von Fridolin Reutti beschrieben wird.34
Im näheren Umfeld des Hauptgebäudes wurden weitere Strukturen gefunden (Abb. 6).
Darunter die eingangs erwähnten Gebäude A, das Badegebäude35 und C, das als Speicher interpretiert
wird.36 Außerdem zwei Schuttkonzentrationen. Eine davon hat eine Länge von 9 m und
eine Breite von ca. 2,6 m. Die Schuttschicht liegt genau zwischen den Gebäuden A und C und
wird in der Dokumentation als möglicher Fahrweg angesprochen. Wie die Schuttkonzentrationen
andeuten, sind weitere Strukturen im Umfeld des Hauptgebäudes sehr wahrscheinlich.
Datierung
Es stammen nur zwei datierbare Fundstücke sicher aus Befunden, die Übrigen sind beim
Abtrag entdeckt worden und sind als Lesefunde zu deuten. Sie dienen also nur zur zeitlichen
Eingrenzung der Anlage insgesamt, ohne einzelne Bauabschnitte genauer datieren zu können
(Abb. 7 + 8).
Die frühesten Fundstücke stammen aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Die ersten Gebäude
dürften somit parallel zu anderen frühen Siedlungen in der Region in der zweiten Hälfte des 1.
Jahrhunderts n. Chr. errichtet worden sein.37
Gerhard Fingerlin: Merdingen (FR). Römisches Bad, Gutshof. In: Römer in Baden-Württemberg (wie
Anm. 12) S. 209f., hier S. 209.
Reutti (wie Anm. 22), S. 67. Weitere Beschreibungen dieses Typus mit Beispielen bei Swoboda (wie
Anm. 21), S. 29-60 und 77-130, außerdem bei Oelmann (wie Anm. 23), S. 64-68, anhand der „Villa
Stahl", dazu mehrere Beispiele, ebd., S. 69f.
Gerhard Fingerlin: Merdingen FR. Römisches Bad, Gutshof, in: Die Römer in Baden-Württemberg, hg.
von Philipp Filtzinger u.a., Stuttgart 1986, S. 441f.; Fingerlin (wie Anm. 33), S. 209f.; Block (wie Anm.
4), S. 63f.
Block (wie Anm. 4), S. 83f.
Lars Block (unpubl.): 152. Der vicus Bad Krozingen in flavischer Zeit; Ders. (unpubl.): 154. Umkirch
frühestens um 100 n. Chr.; Ders. (unpubl.): 372. Nahe Merdingen die Siedlung Böschen, ebenfalls flavisch.
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