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knechte vnd gesynde myn geware worden, wem ich müste gerade vor synem huse hyn
riten. Vnd do wir zeu jüngist vor das thor kommen, sahen wir vns, myn knecht vnd ich,
faste vmme, biß das wir in den walt kommen, vnd ich hatte alle sorge, er Hans worde
vns eynen knecht schigken vndzcuyme zeu komene bitten. Alzo reten wir forder eyne
mile zeu der Bircken.
Seit 1504 gab es eine Sebastiansbruderschaft in der Franziskanerkirche bei den „Barfüßern".
Deren Gründung könnte mit einer vorausgegangenen Pestepidemie in Verbindung stehen.
Auf jeden Fall trat die Pest 1564 in Breisach auf. Angeblich starben damals täglich zwischen
acht und zehn Einwohnern an der Krankheit. Des Weiteren ist die Pest in den Jahren 1580 bis
1583 belegt, als die Seuche die Bürger lediglich in der kalten Jahreszeit verschonte, um dann mit
dem Temperaturanstieg wieder auszubrechen.
Letztmals wurde die Pest im Dreißigjährigen Krieg durch Soldaten in die Stadt geschleppt.
Der Rat musste ein geeignetes Haus bereitstellen, weil für die Truppen neben den Unterkünften
ein Pesthaus benötigt wurde. Für die Bürger erhoffte sich der Magistrat andere Hilfe, wie dem
Ratsprotokoll vom 23. Oktober 1632 zu entnehmen ist:7
Demnach bey disen ohne daß hochbetrHebten Zeithen die laydige Pest starckh einge-
rüssen, unndt man zue Abwendung solcher Straff khein bösser [besser] Mittel alß daß
haylig ganz eüferig Gepett, auch daß hierumben ein sonderbarer heiliger Patron geehrt
unndt angerueffen, alß ist mit Wüllen unndt Vorwüsssen deß Pfarrherrens dahier
von den Pfarrkürchen in daß Pahrfüessercloster alhie zue sonderbarer Verehrung
deß heyligen Martirers Sebastiani uff den 3. Octobris ein Procession umb Abpüttung
solcher Sucht angestelt, wie auch hernacher der ganze Tag feürlich gehalten unndt
mit sonderbarer Andacht von meniglich begangen werden soll, massen es dann ver-
holffentlich bey solchem großen verspeürten Eüffer unndt starckhen Comitats alß daß
erstere Mahl nicht ohn Frucht würth abgangen sein.
Im Sommer und Herbst 1632 fielen insgesamt 3.000 Einwohner und einquartierte Soldaten
der Pest zum Opfer. Für die beiden folgenden Jahre werden keine Zahlen genannt. 1633 waren
jedenfalls zwei vorderösterreichische Beamte betroffen und am 31. März 1634 soll Hannibal von
Schauenburg, der Verteidiger Breisachs, der Krankheit erlegen sein.
Die Erinnerung an das Wüten der Pest in Breisach hat auch Niederschlag in der Überlieferung
einer Sage gefunden. Die Sage vom „Breisacher Pestkreuz" bezieht auf das Auftreten der Seuche
1349 (Abb. I):8
„Als man zählte dreizehnhundert und neunundvierzig Jahre nach der gnadenreichen
Geburt Jesu Christi, kam über die Stadt Breisach ein schreckliches Sterben.
Verdorbene Lüfte hatten die Krankheit hergeweht. Kurze Augenblicke nachdem die
Menschen von ihr erfaßt worden waren, fielen sie tot nieder. Die Leichname färbten
sich kohlschwarz und verbreiteten einen abscheulichen Geruch. Das war der schwarze
Tod, die Pest. Gott behüte uns davor! Wer von der Seuche befallen wurde, brach
plötzlich in ein heftiges Niesen aus, das fortdauerte, bis der Kranke wenige Sekunden
Günther Haselier: Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Jahr
1700, Breisach 1969, S. 329-331. Darüber hinaus geben auch die Ratsprotokolle vom 1. April und 28.
September 1632 Hinweise auf die in Breisach grassierende Pest, ebd.
Karl Gutmann: Die Volkssagen von Breisach, Breisach 1924.
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