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Jechtingen
Anfang des 16. Jahrhunderts lebten in Jechtingen ungefähr 300 bis 350 Einwohner in 62 Häusern.
Bis zur Mitte des Jahrhunderts ist ein geringer Zuwachs zu vermerken. Pfarrer Hettlinger betreute
nach dem Dreißigjährigen Krieg 50 Familien mit 291 Pfarrangehörigen, was auf eine nur
geringe Abnahme der Bevölkerungszahl hindeutet. Doch der Eindruck täuscht. Werden nämlich
die Namenslisten von 1598 bis 1625 mit denen von 1648 bis 1800 verglichen, fällt auf, dass
kein Name aus der Zeit vor dem Krieg auch nach ihm wieder genannt wird. Das bedeutet, dass
Großteils zugezogene Neubürger die Einwohnerschaft bildeten. Die früheren Dorfbewohner
waren offensichtlich während der Kämpfe und Belagerungen gestorben oder geflohen und nicht
wieder zurückgekehrt.22
Die Kirchenpatrone der Jechtinger Pfarrkirche St. Cosmas und Damian werden immer wieder
auch als Pestheilige angesprochen, was sie aber im Vergleich z. B. zum heiligen Sebastian
nicht sind. In erster Linie sind sie die Patrone der Ärzte und damit auch bei Krankheiten wichtige
Heilige. Am Hochaltar stehen sie zu Seiten des Tabernakels, wo auch der heilige Sebastian
einen Platz gefunden hat. Am Marienaltar steht im Oberbild die heilige Franziska Romana, die
sich zu Lebzeiten bekanntermaßen vor allem um die Pestkranken kümmerte.23
Leiselheim
Ganz so verheerend, wie die nachfolgende Sage uns glauben lassen will, wütete die Pest in
Leiselheim wohl nicht:
„Vor langer Zeit soll die Ansiedlung nicht am heutigen Platz, sondern weiter südlich
in der flachen Talmulde am Burkheimer Weg sich befunden haben. Im Verlauf einer
der furchtbaren Pestzeiten starben alle Einwohner an dieser Seuche, ausgenommen
ein Mädchen, welches „Lisel" hieß. Dies Mädchen verließ das ausgestorbene Dorf und
siedelte sich weiter nördlich zwischen Hüttenbühl und Hohberg an. An dieser Stelle
entstand das heutige Dorf, welches daher auch heute im Volksmund noch „Lisele"
genannt wird."24
1567 mussten die Bewohner von 23 Häusern Abgaben leisten. Demnach ist von ungefähr
200 Einwohnern auszugehen. Im Dreißigjährigen Krieg sind, nachdem bis zu dessen Beginn
noch zehn Häuser dazu kamen, 19 Häuser abgebrannt. Über die Hälfte der Leiselheimer war
entweder geflohen oder ums Leben gekommen, ob durch Kriegseinwirkungen, Hunger oder
Pest ist nicht zu bestimmen. 1669 sind wieder 83 Einwohner nachweisbar.25
Pfarrführer Jechtingen 1941, S. 2; Jechtingen am Kaiserstuhl mit der Burg Sponeck in alter und neuer
Zeit, Teil 2, bearb. von Reinhard Grün, Josef Schneider und Josef Weber, Jechtingen 1963, S. 29; Jürgen
Treffeisen: Das Dorf Jechtingen und die Burg Sponeck im Mittelalter, in: Jechtingen am Kaiserstuhl, hg.
von Gerhard A. Auer, Jechtingen 1992, S. 75-126, hier S. 105; Jörg Baten und Eveline Klein: Jechtingen
in der frühen Neuzeit 1500-1800, in: ebd., S. 127-168, hier S. 127.
Wikipedia-Artikel „Franziska Romana" (24.06.2017).
Leiselheim. Aus der Geschichte eines kleinen Dorfes am Kaiserstuhl, Redaktion: Franz-Lothar Wirtgen
, Gerhard Schächtele und Arno Weber, Leiselheim 1999, S. 231.
Günther Klugermann: Mittelalter und frühe Neuzeit, in: ebd., S. 21-68, hier S. 44; Gerhard Schächtele
: Spätere Neuzeit, in: ebd., S. 69-228, hier S. 194.
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