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Leprosorium oder Gutleuthaus genannt), in Pestzeiten konnte von dieser Regel jedoch abgewichen
werden, sodass die Einrichtung auch für Pestkranke offenstand.38
Zum Schluss ist noch von einer Endinger Sage zu berichten, die oft auch an anderen Orten
ähnlich erzählt wird und einen Hinweis für das Auftreten der Pest gibt:39
In der Todtenkinzig, 's war ein Graus.
Hat einst die Pest regiert,
Viel Todte gab 's in jedem Haus,
Sie starben z'dritt und z viert,
Ein Räuchlein war es nur, die Pest.
Man sperrte es dort ein,
In einem Balken steckt es fest,
Mein Hobel dringt nicht ein.
Aufm untern Kirchhof an der Wand,
Da war ein Stein angebracht,
Auf dem die alte Grabschrift stand,
Die dieser Pest gedacht:
„Ist's nicht eine große Plag
Siebenzehn in einem Grab?
Und ist es nicht ein großer Graus
Siebene aus einem Haus?
Forchheim, Ober- und Niederhausen, Weisweil, Wyhl
Die dem Kaiserstuhl vorgelagerten Orte Forchheim, Ober- und Niederhausen, Weisweil und
Wyhl waren in ihrer Geschichte mehrfach und in erster Linie von Rheinhochwasser betroffen,
was über die Jahrhunderte immer wieder zu Bevölkerungsrückgängen führte. Gleichwohl spiegeln
auch diese Orte die gesamte Pestgeschichte des Kaiserstuhls wider.
In der Geschichte Forchheims und Wyhls wird daraufhingewiesen, dass es dort einst einen
Ort mit der Bezeichnungen „Wellingen" gegeben hat, der seit 762 urkundlich nachgewiesen ist
und dessen Einwohner alle bei der Pest von 1350 gestorben sein sollen, was zu Aufgabe der
Siedlung führte. Ob in diesem Jahr auch Forchheim und Wyhl betroffen waren, kann nur gemutmaßt
werden.40
Lange nach der Pestzeit hat der Freiburger Barockmaler Johann Pfunner für die Wyhler
Blasiuskirche am Altar des Kirchenpatrons im Oberbild den Pestheiligen Sebastian als
Erinnerung an jene Seuchenjahre gemalt.41
Irrtümlich auf Riegeler Gemarkung verortet von Adolf Futterer: Zur Datierung der beiden Kirchenverzeichnisse
in den Einsiedler Codices 29 und 319, Diss., Freiburg 1949, S. 108, und Josef Blum: Was in
Riegel einst gewesen, in: Aveklänge und Heimatgrüße Nr. 48 vom 25. April 1955, o. S.
Franz Michael Kniebühler: Der Hobelmann als Geisterseher oder Die Geister-Sagen von Endingen,
Freiburg 1870, S. 12. Nacherzählt bei Wendelin Duda: Die Sagen des Kaiserstuhls und der Burgen am
Rhein, Freiburg 2005, S. 57.
Michael Prosser: Forchheim im Mittelalter, in: Forchheim am Kaiserstuhl. Zum 1225-jährigen Jubiläum
seiner urkundlichen Ersterwähnung, Redaktion: Gerhard A. Auer, Forchheim 1987, S. 9-37, hier S. 21;
Fritz Späth: Wyhl am Kaiserstuhl einst und jetzt, Endingen 1963, S. 10, 25 und 72.
Beatrix Ahrens/Josef Seiter: Pfarrkirche St. Blasius Wyhl am Kaiserstuhl, Wyhl 2008.
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