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auch im Bürgertum hatten zu jener Zeit viele lesen und schreiben gelernt. Fahrende Buchhändler
verbreiteten die Schriften, manches wurde auf öffentlichen Plätzen vorgelesen. Nichts hat
die Breitenwirkung der lutherischen Lehren so beflügelt wie die „Literatur-Explosion" der
1520er-Jahre. An ihr wirkten die vielen Papiermühlen und Druckereien am Oberrhein kräftig
mit. Lutherschriften wurden dutzendfach nachgedruckt. Eine Konstanzer Chronik berichtet
aus der Zeit um 1520, dass Luthers Artikel und Bücher anfangs Verwunderung brachten, auch
Ursach gaben, den Sachen weiter nachzudenken und die biblischen Schriften gründlicher dann
vorher zu lesen? Und im Mai 1521 schrieb der Konstanzer Generalvikar seinem Freund Vadian
nach St. Gallen: So wahr übrigens Luther schreibt, so ist doch Vieles für den schwachen Magen
des Volkes zu stark; denn schon weiß durch die Schuld der Buchdrucker jeder Ungelehrte von
dem Lutherischen Handel, und alle alten Weiber reden auf offener Straße davon.10

Im Sommer 1520 fällte Rom das Urteil und verkündete den Kirchenbann über Luther.
Dieser verbrannte die Bannbulle im Dezember 1520 (Abb. 3) öffentlich mit dem Ausruf: Nun
fahr dahin, du unseliges, verdammtes, lächerliches Rom! Aber die Entwicklung war nicht mehr
aufzuhalten. Bereits 1521 hatte z.B. die freie Reichsstadt Straßburg dem aus der Freiburger
Universität nach Straßburg gekommenen Matthias Zell erlaubt, lutherisch zu predigen.

Abb. 3 Luther verbrennt die römischen Rechtsbücher und die päpstliche Bannbulle 1520, Kupferstich von

Matthäus Merian (aus: Johann Ludwig Gottfried: Historische Chronica, Frankfurt a. M. 1630,

S. 836, spätere Kolorierung; Wikipedia).

Vierordt (wie Anm. 1), S. 127.
Ebd., S. 130.

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