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hier Luther zunächst wahrgenommen wurde. 1515 erhielt Philipp Engelbrecht den Lehrstuhl
für Poetik. Er hatte in Wittenberg studiert und dort Luther schätzen gelernt und nannte ihn den
größten Apostel Christi der Gegenwart}1 Engelbrecht galt hier in Freiburg als lutherisch verräterischer
Bösewicht, wie ihn der Stadtschreiber 1524 beschimpfte.12 Erst als er versprach, keine
Lutheraner mehr zu beherbergen und seine Korrespondenz mit dem Wittenberger Reformator
abzubrechen, durfte er seine Professur (bis zum Tod 1528) behalten. Sein engster Freund war
der Jurist Ulrich Zasius, der bedeutendste Kopf der Alma Mater. Er hatte seit 1518 Luthers
Schriften ganz überschwänglich gelobt: Was ich von Luther erhalte, nehme ich so auf, als ob
es von einem Engel käme13 und Luthers Schriften haben mir so gefallen, dass er mir wie ein
Engel des Lichts erscheint in der mit dicker Finsternis umhüllten Theologie}4 Doch nach dem
Wormser Edikt vom April 1521, das über Luther die Reichsacht verhängte, da wurde Zasius von
Erasmus gewarnt:

Wie die Luthersache ausgehen wird, weiß ich nicht. Ich habe von Anfang an immer
einen stürmischen Ausgang erwartet, jetzt fürchte ich ihn [...]. Da Du öffentlich für
Luther eingetreten bist, halte ich es für geratener, Du schweigst als dass Du gegen
ihn schreibst; denn letzteres wird man Dir nicht als Lob, sondern als Furcht oder
Leichtsinn buchen. Überlass ihn seinem Schicksal}5

Zasius antwortete Erasmus am 20. April 1522:

Ich halte es nicht für meine Sache, über die Lehre Luthers ein Urteil abzugeben, da
ich in dieser Angelegenheit nicht erfahren [inexpertus] bin. Ich sage jedoch, dass ich
manches daran billige, manches aber nicht. Im allgemeinen bin ich der Meinung gewesen
, dass jede Lehre, wenn sie nicht von Gott stammt, in Kürze untergeht, dass sie
aber andauert, wenn Gottes Geist sie leitet [si Spiritu divino dirigatur]}6

Der als „Fürst der Humanisten" verehrte Erasmus war in Basel sesshaft geworden und bemühte
sich um Überwindung der theologischen Gegensätze. Vermutlich stand Zasius mit seiner
ambivalenten Haltung nicht allein. Unter seinen Studenten und Freunden waren etliche, die
andernorts zu Reformatoren wurden, jedoch auch spätere Gegner Luthers wie Thomas Murner
oder Johannes Eck. Winfried Hagenmaier hat aus der Matrikel der Universität 28 Studenten
namentlich ermittelt, die sich der Reformation anschlössen; zu ihnen gehörte z.B. Landgraf
Wilhelm von Fürstenberg, der für sein Territorium (die Ortenau eingeschlossen) die lutherische
Lehre einführte. Andere waren beteiligt z. B. an der Reformation in Ulm, Konstanz
oder Weil, in Wertheim oder der Herrschaft Hanau-Lichtenberg.17 Von 17 Studierenden konnte

11 Zitiert aus Hagenmaier (wie Anm. 1), S. 15.

12 Ebd., S. 27.

13 Horst Buszello/Dieter Mertens/Tom Scott: „Lutherey, Ketzerey, Uffrur". Die Stadt zwischen Reformation
, Bauernkrieg und katholischer Reform, in: Geschichte der Stadt Freiburg (wie Anm. 1), S. 13-68,
hier S. 19.

14 Albert (wie Anm. 1), S. 12.

15 Zitiert aus: Erasmus von Rotterdam. Briefe. Ein Humanist zwischen den Fronten, hg. von Walther Köhler
, Darmstadt 1995, S. 297.

16 Uldarici Zasii epistolae ad viros aetatis suae doctissimos, hg. von Joseph Anton Riegger, Ulm 1774, S.
299.

17 Hagenmaier (wie Anm. 1), Kap. 3, Anm. 30, S. 164f.

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