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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0072
als Zettelrepertorium bzw. gar nicht zugänglich.4 Daher können im Archiv auch heute noch
interessante Entdeckungen in diesem Bereich gemacht werden.

Die im Folgenden zu behandelnden vier handgezeichneten Karten über das Dreisamtal liegen
alle im Generallandesarchiv Karlsruhe und stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Nach
Hansmartin Schwarzmaier war das eine Hochzeit der Kartenproduktion.5 Stark vereinfacht lassen
sich für unseren Raum folgende Schwerpunkte der Kartografie in der Frühen Neuzeit ausmachen
:

Vor dem Dreißigjährigen Krieg überwog die sogenannte „Landtafelkartografie". Es handelt
sich dabei um meist farbig ausgeführte, oft schon recht detaillierte Darstellungen von Orten und
Landschaften aus der Vogelperspektive, die in der Literatur wegen ihrer künstlerischen Darstellungsweise
häufig „Landtafel" genannt werden.6 Ein Beispiel dafür ist Freiburgs ältester, vom
Straßburger Arzt und Kartografen Job Korntawer im Auftrag der Stadt gemalter Gemarkungsplan
von 1608, ein eindrucksvolles Ölgemälde.7

Daneben entstanden gezeichnete Karten v.a. in den letzten Jahrzehnten des 16. und im 17.
Jahrhundert häufig im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten. Sie wurden nicht mehr von
Künstlern und Gelehrten, sondern zunehmend von Technikern oder Berufskartografen gefertigt
und waren ursprünglich als Beilagen den entsprechenden Akten beigegeben. Im Zuge der Herrschaftsverdichtung
und des Ausbaus sowohl des frühneuzeitlichen Fürstenstaates als auch kleinerer
Grundherrschaften wurden geschlossene Flächenterritorien und deren Grenzen in dieser
Zeit wichtiger. Dementsprechend häuften sich juristische Auseinandersetzungen, in denen es
um die genaue Grenzziehung ging; auch die präzise Markierung von Territoriumsgrenzen und
die massenhafte Setzung von Grenzsteinen fallen in diese Epoche. Gerichtlich bestellte Zeichner
stellten häufig Karten zur Verdeutlichung und zur gerichtlichen Klärung von Rechtsstreitigkeiten
her. Genauigkeit war da vor allem für die Prozessgegenstände gefordert, andere Details
konnten weggelassen oder stilisiert dargestellt werden. In der Regel sind sie handgezeichnet, oft
auch koloriert.8

Im 17. und 18. Jahrhundert wurden Militärkarten immer wichtiger. Die Militärkartografie
lieferte Karten für Generäle und Feldherren zur Orientierung im Gelände, zur Planung von
Feldzügen, zur Organisation von Verteidigungsstellungen und zur Projektion von Befestigungsanlagen
. In diesem Zusammenhang wurden Landschaften von Militäringenieuren auch vermessen
. Diese wandten aber die prinzipiell bereits bekannte trigonometrische Vermessung noch
kaum an; häufiger waren dagegen Routenaufnahmen, indem Straßen und Wege der Länge nach
abgeschritten oder abgeritten und so Entfernungen und auch Himmelsrichtungen aufgenommen
wurden. Seit dem Dreißigjährigen Krieg, aber besonders in den darauffolgenden Auseinandersetzungen
zwischen Frankreich und dem Habsburger reich spielten Karten eine immer größere

Ich danke den Mitarbeitern des Generallandesarchivs für die Einsicht in noch nicht veröffentlichte Findmittel
.

Schwarzmaier (wie Anm. 2), S. 185.

Ruthardt Oehme: Die Geschichte der Kartographie des deutschen Südwestens (Arbeiten zum historischen
Atlas von Südwestdeutschland 3), Konstanz/Stuttgart 1961, hier S. 28f.

Ebd., S. 80; Hermann Flamm: Der älteste Gemarkungsplan der Stadt Freiburg i. Br. aus dem Jahre 1608,
in: Schau-ins-Land 40 (1913), S. 21-32 (S/W-Abdruck des Plans auf S. 23); Friburgum - Freiburg. Ansichten
einer Stadt, Begleitband zur Ausstellung, hg. von der Stadt Freiburg und dem Augustinermuseum,
Waldkirch 1995, S. 75 (Farb-Abdruck). Das 230 x 458 cm große Original wird im Augustinermuseum
Freiburg aufbewahrt (Inv. Nr. 1728), eine Kopie hängt in der Meckel-Halle des Hauptgebäudes der Sparkasse
Freiburg-Nördlicher Breisgau in der Freiburger Altstadt (Kaiser-Joseph-Straße).

Schwarzmaier (wie Anm. 2), S. 185.

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