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Rolle. Neben den handgezeichneten Karten erscheinen auch erste Stiche von Militärkarten und
Festungsplänen. Für den Breisgau sind in gleicher Weise habsburgisch-deutsche wie französische
Karten belegt.9
Im späteren 17. und vor allem im 18. Jahrhundert begann in Südwestdeutschland die systematische
Landesaufnahme mit weitgehend lückenlosen Katastervermessungen und der Herstellung
von Gemarkungsplänen für jeden Ort. Sie wurden von den jeweiligen Regierungen
getragen, dahinter standen Verwaltungs- und fiskalische Interessen: So sollte etwa der „fruchtbringende
Boden" vermessen werden. Diese landesherrliche Kartierung verlief wegen der territorialen
Zersplitterung - gerade das heutige Südbaden glich politisch einem Flickenteppich
unterschiedlicher Städte und Herrschaften - in den einzelnen Regionen sehr disparat. In den
beiden badischen Markgrafschaften nahm eine systematische Vermessung in der Mitte des 18.
Jahrhunderts ihren Anfang, nach der Vereinigung 1771 wurde eine topografische Neuaufnahme
nach einheitlichen Richtlinien vorgenommen.10 Das Herzogtum Württemberg hatte die karto-
grafische Erfassung seiner Gemarkungen bereits im 17. Jahrhundert begonnen. Im Habsburgerreich
genehmigte Maria Theresia 1764 die Durchführung einer Landesaufnahme. Weil deren
Ausführung fast ausschließlich in die Regierungszeit ihres Sohnes Joseph II. fiel, wird sie als
„Josephinische Landesaufnahme" bezeichnet.11 1771 ordnete eine Hofresolution die Vermessung
Vorderösterreichs („der Herrschaften vor dem Arlberg") an.12
Bereits 1767/68 hatte Abt Philipp Jakob Steyrer das Territorium des Klosters St. Peter durch
einen Geometer exakt vermessen lassen.13 Im Anschluss an die Hofresolution begann die systematische
Vermessung und Kartierung des Dreisamtals im großen Maßstab. Die Gemarkungskarten
der einzelnen Orte erstellten Vermessungsbeamte mit relativ einfachen Instrumenten, aber recht
maßstabsgetreu, es sind detailliert ausgeführte Karten im Grundriss. Jede Gemeinde wurde unabhängig
bearbeitet.14 So entstanden z.B. die Gemarkungspläne von Zarten, Weilersbach, Dietenbach
, Buchenbach, Hofsgrund (1773), Attental (1774), Kirchzarten und Falkensteig (1776), Oberried
(1778), Wittental (1780), Eschbach (1785), Stegen (1787) und Unteribental (1790).
Das 19. und vor allem das 20. Jahrhundert brachten für die Kartografie große Fortschritte
, sowohl was die Vermessungsmethoden als auch die darstellerischen Mittel anbelangt. Die
hier vorgestellten Karten stammen aber, wie gesagt, aus der Frühen Neuzeit. Auch sie lagen
ursprünglich als Beilagen in Akten und wurden diesen entnommen. Da ihr ursprünglicher ar-
chivalischer Zusammenhang jedoch nicht rekonstruiert werden konnte, muss in den folgenden
Ausführungen manches vorläufig bleiben.
Interessantes Beispiel dafür ist eine gedruckte französische Militärkarte aus dem frühen 18. Jahrhundert,
die offenbar anlässlich der französischen Belagerung Freiburgs 1713 entstand. In ihr werden vereinzelt
die Namen von Orten, die längere Zeit unter französischer Herrschaft standen, französisch benannt: Das
Zartener Becken hieß Vallee de Saint Pierre, Littenweiler Literviller, die Kartause Chartreux. Ruthardt
Oehme: Eine französische Militärkarte der Freiburger Landschaft aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts,
in: Schau-ins-Land 13 (1984), S. 39-55, bes. S. 52 und 54 mit Fußnote 26.
Oehme (wie Anm. 6), S. 65.
Ebd, S. 56 und 75-78.
Hanspeter Fischer: Vermessungen und Kartierungen in Tirol und in Vorderösterreich 1760 bis 1793, in:
Cartographica Helvetica 19 (1999), S. 37-45, hier S. 38-40.
Oehme (wie Anm. 6), S. 79; für St. Peter entstanden damit sehr schön gezeichnete Karten, die mit Blumen
und Ornamenten verzierte Titelkartuschen tragen, darunter interessante Detailkarten wie die Vermessung
und Kartierung über ein Stuk Wald und dabei liegenden Zinsguth in der Eschbacher Vogtey 1767,
beschrieben und im Ausschnitt abgedruckt in: Musall (wie Anm. 2), S. 222f.
Oehme (wie Anm. 6), S. 79.
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