http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0084
Die auf ein gemeinsames Packpapier aufgezogenen Karten sind Federzeichnungen mit
schwarzer Tusche, lediglich auf einer Karte (115) sind an mehreren Stellen Kreuze mit roter
Farbe eingetragen. Sie sind nach Süden ausgerichtet und messen beide 20,3 x 30 cm; ihr Maßstab
entspricht in Ost-West-Richtung ca. 1:70.000, in Nord-Süd-Richtung ist die Darstellung
perspektivisch stark verzerrt. Gezeigt wird das Dreisamtal zwischen Freiburg (rechts) und dem
Thurner (links) in der Vogelperspektive; im Bildhintergrund ist der Horizont zu sehen, davor
das topografische Relief, plastisch mit Senkungen und Erhebungen, mit Straßen und Gewässern.
Die Landschaft mit ihren Kulturflächen ist detailliert gezeichnet: Die Karten zeigen Bewaldung
und Freiflächen. Der Horizont über Freiburg ist mit Breysgau bzw. preisgau beschriftet, über
Steig/dem Thurner mit Schwarzwald bzw. schwarczwalt.
Freiburg, am Münsterturm gut erkennbar, zeigt sich in der barocken befestigten Gestalt.
Es sind nur drei Bastionen in nordöstlicher Richtung eingezeichnet - ein Hinweis darauf, dass
diese Karten noch nicht den Zustand zeigen, der mit dem Ausbau der Stadtbefestigung durch
Sebastien le Prestre de Vauban in der Zeit der französischen Besatzung (1679-1697) geschaffen
wurde: Schon der österreichische Festungsbaumeister Elias Gumpp hatte zwischen 1667
und 1676 die Stadtmauer erneuern und fünf Werke einfügen lassen. Dies ist der Stand, der auf
den Karten zu sehen ist. Vauban knüpfte nach der Einnahme der Stadt durch die französische
Armee (1677) an die Arbeiten Gumpps an und fügte, unter massiven Eingriffen in die städtische
Siedlungsstruktur, neue Werke ein, sodass sich die Stadtbefestigung noch einmal stark
veränderte und mit den markanten sternförmig vorgelagerten Bastionen und Außenwerken als
massives Verteidigungswerk präsentierte.31 So sollte Freiburg vor einer österreichischen Rückeroberung
geschützt werden.
Zurück zu den Kartendarstellungen: Am östlichen Stadtausgang schließt die Dreisam mit
einer Brücke zwischen der Stadt und dem Dorf Ebnet an. Großes Gewicht hat der Zeichner
betreffend der Wege, die zu den Schwarz waldhöhen führen, gelegt und zwar auf folgende drei
Routen: 1. südlich der Weg über Kirchzarten und Himmelreich durch das Höllental, durch die
zweimalige Bezeichnung thal bzw. thall besonders hervorgehoben, 2. die alte „Villinger Landstraße
" über Zarten, Burg, Buchenbach, Wagensteig auf den Thurner und 3. eine nördliche Verbindung
über Ebnet, Stegen (Weiler) und das Eschbachtal (Espacher Thal bzw. Espach Thal)
nach St. Peter. Entlang dieser Strecken sind mehrere Einzelhöfe eingetragen (teilweise mit dem
Schriftzusatz Höf'bzw. Hef), manche davon mit Zaun oder Umzäunung. In der Karte 115 wurde
das Wort HÖF überschrieben zu TBE (Ibental) und mit einer schwer lesbaren Eintragung (16
Hütt oder Ib thall) versehen.
Die Ortschaften sind stilisiert gezeichnet als Ansammlung mehrerer Häuser. Ebnet, Kirchzarten
, St. Peter und St. Märgen hat der Zeichner mit Kirchen versehen, Zarten mit einer überdimensionierten
Johanneskapelle. Auffällig sind die Symbole an den Kirchtürmen von St. Peter
und St. Märgen: Sie zeigen den Krummstab, das Symbol für Klosterherrschaft, hier zur Kennzeichnung
der beiden Klöster. Die Burg Wiesneck (1644 im Dreißigjährigen Krieg von schwedischen
Truppen zerstört) ist nicht mehr eingetragen, dagegen das Schloss Weiler als Komplex
zweier Gebäude mit umgebender Mauer. Auch Schloss Weiler war im Dreißigjährigen Krieg
grenzenden Landschaften 31 (1916), S. 1-48, Abb. nach S. 33. Nachdruck bei Raimund Herder: Wege
über den Schwarzwald, in: Unsere Heimat Buchenbach, hg. von Ursula Huggle und Ulrike Rödling,
Buchenbach 1996, S. 49-61, hier S. 56.
Wolfgang Klug/Josef Diel: Festung Freiburg: die Bauentwicklung vom 30jährigen Krieg bis zur Mitte
des 18. Jahrhunderts, in: Stadt und Festung Freiburg, Bd. 2: Aufsätze zur Geschichte der Stadtbefestigung
, hg. von Hans Schadek und Ulrich Ecker (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg
i.Br. 22/2), Freiburg 1988, S. 113-143, hier S. 120f. (Abb.).
84
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0084