http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0086
Die Schanze am Hohlen Graben ist heute noch im Gelände sichtbar als auffällige viereckige
Struktur mit befestigten Walllinien nach Süden und Norden. Eine Hinweistafel erklärt ihre Entstehung
, Bedeutung und Geschichte. Heute wird die Anlage „Türkenlouis-Schanze" genannt:
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der als „Türkenlouis" bekannt gewordene Oberbefehlshaber
der kaiserlich-habsburgischen Truppen nicht nur in den Türkenkriegen, sondern auch im
Pfälzischen und im Spanischen Erbfolgekrieg am Oberrhein, ließ ab 1696 die Befestigungen auf
dem Schwarzwald erneuern und baute ein zusammenhängendes System von Verteidigungslinien
als Kette von Schanzen, Erdwällen und anderen Befestigungen von Süd nach Nord. Die
Schwarzwaldlinie führte von Säckingen am Hochrhein in Richtung St. Blasien, auf den Feldberg
und den Hohlen Graben weiter nach Hornberg, Gutach, Hausach im Kinzigtal und weiter
Richtung Freudenstadt und stellt sich so als eindrucksvolles Befestigungswerk dar.
Mit großem Nachdruck verfolgte der Markgraf die Schanzarbeiten, „namentlich dem Hohlen
Graben widmete er sein Interesse".37 Denn das Gebiet am Hohlen Graben auf der mittleren
Verteidigungslinie, als einer der wichtigsten Pässe über den Schwarzwald, hatte eine besondere
militärische Bedeutung. Doch nicht nur zu dieser Zeit, sondern das ganze 17. und das frühe 18.
Jahrhundert hindurch wird von Arbeiten zum Ausbau und zur Reparatur der Schanze auf dem
Thurner berichtet. Besonders das schnell marode gewordene Blockhaus war wiederholt Gegenstand
entsprechender Aktenstücke.38 Schon bevor Ludwig Wilhelm den Ausbau der Schwarzwaldlinien
in Angriff nahm, waren am Hohlen Graben in den 1670er-Jahren umfangreiche Arbeiten
in Gang gewesen. 1679 trug nach den Worten der Pfarrchronik von Breitnau die Anlage
dort „vollständig den Charakter einer Festung" (Winterer).39
Die Anlage am Hohlen Graben bestand aus der eigentlichen quadratischen Redoute, in deren
Mitte ein hölzernes Wachthaus (Blockhaus) stand; im Norden und Süden schlössen sich
Wälle und je ein weiterer kleinerer Verhau an, im Westen und Osten deuten Bodenstrukturen
auf zusätzliche Werke hin. Bis zu 4.000 Soldaten waren zeitweise dort stationiert, zusätzlich
wurden die Bewohner der umliegenden Gemeinden als eine Art Landsturm zur Verteidigung,
insbesondere aber auch zu den umfangreichen Schanzarbeiten herangezogen. Die Schanze am
Hohlen Graben war im Pfälzischen Erbfolgekrieg (insbesondere zwischen 1688 und 1693) und
im Spanischen Erbfolgekrieg (1713) sowohl Ausgangsposition von Feldzügen als auch selbst
umkämpft, bevor sie Ende des 18. Jahrhunderts allmählich ihre militärische Bedeutung einbüßte
. Ein letztes Gefecht am Hohlen Graben fand 1796 statt, als sich die französische Revolutionsarmee
vor dem österreichischen Heer nach Westen zurückzog.
Unsere Kartenzeichnung zeigt die große Bedeutung dieser Schanze; sie ist als beeindruckende
quadratische Anlage mit zusätzlichen, schräg herausragenden Eckbastionen dargestellt,
die denen der Festungsanlage von Freiburg ähneln. Wie am Rand der Karten angemerkt, steht
sie an der Grenze zu fürstenbergischem Territorium.
Daran, dass es sich bei diesen beiden Karten um Militärkarten handelt, dürfte kein Zweifel
bestehen. Praktisch alle Eintragungen auf der Karte lassen sich mit dem Kriegswesen in Verbindung
bringen: Die befestigten Orte, besonders Freiburg mit seinen Fortifikationen, und Plätze
(Umzäunungen um Häuser und Höfe) sowie die Schanze am Hohlen Graben, die Kennzeichnung
der für Soldatentrupps und He er es verbände mit schwerer Artillerie befahrbaren Verkehrswege
durch die drei Täler des Dreisamtals und die Topografie mit Gebirgszügen, Landschaft
und Ortschaften zur Orientierung sind deutliche Hinweise darauf. Schließlich stehen sicher auch
die auffälligen Symbole und Kartensiglen mit dem Kriegswesen in Zusammenhang: 1. Kreuze
Ebd., S. 23.
Ebd.; STRAßBURGER, Schatten (wie Anm. 34), bes. Abschnitt 4.3 „Passbefestigung am Hohlengraben".
Winterer (wie Anm. 30), S. 17f.
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