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einer weniger sorgfältigen Kurrentschrift Ergänzungen vorgenommen, auf die in der Folge noch
genauer eingegangen wird; die ursprünglichen Ortsbezeichnungen stammen wohl aus der Hand
des Kartenzeichners.
Detailliert werden in Tusche nicht nur die Stadt Freiburg ausgeführt, sondern auch mehrere
Ortschaften des Dreisamtals und vor allem die Viereckschanze am Hohlengraben beim Thur-
ner. Im Innern der Schanzanlage findet sich der Ortsname Bernhaubten. Dieser ist heute nicht
mehr existent, taucht aber in alten Urkunden als Ort der Dreisamquelle auf und wird in der
Nähe der Quelle des Erlenbaches beim Hirschberg, also beim Hohlen Graben, lokalisiert.41 Die
Schanze selbst, durch die Größe besonders hervorgehoben, ist ähnlich den beiden vorherigen
Karten als quadratische Anlage mit zusätzlichen Eckbastionen dargestellt, die hier allerdings in
rechten Winkeln vom Schanzenwall abgehen. Im Innern der Anlage ist ein Haus mit Fenstern
eingezeichnet; daneben - von zweiter Hand - die Bemerkung ist nur ein viertel stund vom Turner
eingetragen.
Zur Datierung der Karte hilft insbesondere die Darstellung der Stadt Freiburg mit den Befestigungen
am Schlossberg (Abb. 8). Gezeigt wird die Innenstadt als Häuseransammlung mit
einem überdimensionierten Münster, umgeben von einer massiven Stadtmauer mit Schießscharten
. Es ist noch nicht die sternförmige Stadtbefestigung, die der französische Festungsbaumeister
Vauban nach der Eroberung Freiburgs durch die Armee Ludwigs XIV. (1677) ausführte,
vorhanden. Vom Schwabentor an der Dreisam mit seiner hölzernen Zugbrücke zieht sich eine
Verbindungsmauer mit zwei Vorwerken zur Burg (Burghaldenschloss) auf dem Schlossberg.
Eine weitere burgähnliche, mit dem Burghaldenschloss nicht verbundene Anlage erhebt sich
darüber, auch sie deutlich überdimensioniert gezeichnet. Die durchgängige Mauer von der Stadt
auf den rückwärtigen Teil des Schlossbergs, die dann von Vauban ausgeführt wurde, bestand
da noch nicht, wohl aber der Wehrgang zwischen Stadt und Burghaldenschloss. Diese Situation
entspricht weitgehend dem Zustand der Stadtbefestigung, den der österreichische Baumeister
Elias Gumpp nach dem Dreißigjährigen Krieg, genauer in den zwanzig Jahren nach 1654, im
Zuge des Ausbaus Freiburgs zu einer kaiserlichen Grenzlandbefestigung gegen die französische
Bedrohung schuf.42
Nicht die Verkehrsverbindungen, sondern die Fluss- und Bachläufe von Dreisam, Wagensteigbach
und Rotbach/Höllbach, auf denen sich Enten tummeln, geben der Dreisamtalkarte
die Struktur. Die Gebirgszüge dazwischen fallen recht kümmerlich aus. Stark stilisiert sind die
Ortschaften gezeichnet, was sich vor allem an den kirchlichen Gebäuden zeigt: Ebnet mit der
Kirche St. Hilarius (ab 1631 selbständige Pfarrei), Kappel und Kirchzarten mit den jeweiligen
Pfarrkirchen, Zarten, Weiler, Buchenbach, Himmelreich und Steig (St. Oswald im Höllental)
mit ihren Kapellen sowie die Klosterkirchen St. Peter und St. Märgen ähneln sich bis auf geringe
Details sehr. An der Sebastianskapelle von Weiler lässt sich zeigen, wie wenig realistisch
die Zeichnung ist: Der Turm, der im Übrigen nie so hoch hinausragte, befand sich bis ins 19.
Der Ortsname Bernhaupten findet sich zum ersten Mal in einer Urkunde des Rotulus Sanpetrinus. Vgl.:
Die ältesten Güterverzeichnisse des Klosters St. Peter im Schwarzwald. Der Rotulus Sanpetrinus und
Fragmente eines Liber monasterii sancti Petri, bearb. von Jutta Krimm-Beumann (Veröffentlichungen
der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg: Reihe A, Quellen 54), Stuttgart
2011, S. 67; Heribert Saldik: Die Grenzbeschreibungen des Rotulus Sanpetrinus, Freiburg 2008, S. 6 und
19 (https://freidok.uni-freiburg.de/data/5047/). Auch der Dingrodel von Zarten (1379) führt den Namen
auf als Ort der Dreisamquelle: Und das wasser ist ouch nit vogtber, das da entspringet ze Bernhoupten,
daz da heisset Treysem, Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. II/l, hg. von Heinrich Schreiber
, Freiburg 1828, S. 112, Nr. CCCLVIL
Klug/Diel (wie Anm. 31).
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