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größere Kirchengebäude präsentiert, die sich lediglich in der Größe, der Turmform, der Platzierung
des Eingangs und zwei in St. Peter zugefügten kleinen Bauten unterscheiden.
Bei aller Stilisierung legte der Zeichner aber auch Wert auf einige reale Details. Da fällt in
Buchenbach neben der Kapelle St. Agatha ein massives, aus unverputzten Steinquadern errichtetes
, mit Schießscharten und Mauer bewehrtes und mit zwei Schornsteinen und Fahnen versehenes
Gebäude auf, das zweifellos mit dem heute „Schlösschen" genannten Haus Schlosshofstr.
16 identisch ist. In der Tat besaßen die damaligen Grundherren, die Familie von Wittenbach, die
seit 1653 mit dem halben Gericht von Buchenbach belehnt war, in Oberbuchenbach ein kleines
Schloss, das heute noch zu sehen ist und an einem Fenstergewände das Datum 1669 trägt.45
Zarten zwischen Dreisam und Rotbach wird als das etwas kleinere Dorf, Ebnet und Kirchzarten
werden als größere Ortschaften gezeigt.
Sehr aufschlussreich ist die Karte auch durch die Informationen, die sie zu Handwerk und
Gewerbe liefert (Abb. 9a-d). Vor allem von Kirchzarten-Burg über das Höllental bis auf die
Passhöhe beim Thurner sind eine Reihe von Gasthäusern zu sehen - erkennbar jeweils am Gasthausschild
, das von einer auf Dachhöhe angebrachten Befestigung hängt -, aber auch Mühlen
und Sägen sind zu erkennen. Im Einzelnen sind folgende Gasthäuser eingetragen: eines mit
einem niedlichen, aber überdimensioniert gezeichneten Taubenhaus ufm Rain (Rainhof in Burg,
der seit 1618 das Wirtshausrecht hatte);46 eines in Himmelreich (spätestens seit 1560 als Gasthaus
betrieben);47 eines in der Holl oder Falkhensteig (ein Wirtshaus mit Herberge unterhalb
der Burg am Engenbach wird schon im 15. Jahrhundert erwähnt - die anderen Wirtshäuser in
Falkensteig entstanden erst im 18. Jahrhundert);48 eines in Steig bei der St.-Oswald-Kapelle
(wahrscheinlich das Wirtshaus „unter der Steig", das heutige „Hofgut Sternen", seit dem Spätmittelalter
als Gasthaus belegt)49 und eines am Thurner (seit dem 16. Jahrhundert als Wirtshaus
bezeugt)50. Mühlen - jeweils mit zwei Mühlrädern, also doppeltem Mahlwerk gezeichnet - finden
sich in Ebnet und under der Steig (das Wirtshaus „unter der Steig" hatte zwei Sägen, eine
Mühle und eine Schmiede)51 sowie eine Säge in Falkensteig. Eine Säge ist in der Holl oder
Falkhensteig aufgeführt. Beim Gasthaus Turner steht ein Pferd vor einer Schmiede; dieses Gebäude
hat im Gegensatz zu den anderen Häusern statt Fenstern ein halbkreisförmig dargestelltes
Schmiedefeuer, die Zeichnung links der Eingangstür könnte ein Hufeisen darstellen, das
offenbar als Symbol zur Kennzeichnung der Schmiede dient. Zum Thurnerwirtshaus gehörte
spätestens seit dem 17. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert eine Schmiede.52
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Instituts Freiburg 47), Bühl/Baden 41989, S. 230-246, hier S. 235f.
Hansjörg Grafen: Unübersichtlichkeit und Bedrückung - Buchenbach vom Mittelalter bis zum Jahr
1800, in: Unsere Heimat Buchenbach (wie Anm. 30), S. 82-109, hier S. 93 mit Bild des „Schlössle" auf S.
94. Vgl.: Amtliche Kreisbeschreibung (wie Anm. 24), Bd. II/l, Freiburg 1972, S. 144. Die ältesten Teile
des Hauses werden dort auf 1669 datiert.
Amtliche Kreisbeschreibung (wie Anm. 45), S. 174.
Heinz Nienhaus: Das „Himmelreich" am Eingang zum Höllental und der „Engel" im Glottertal. Zur
Geschichte, Typologie und Bauzeit von zwei historischen Bauerngasthäusern, in: Schau-ins-Land 124
(2005), S. 71-89, hier S. 73.
Manfred Löffler: Der Ort Falkensteig, in: Unsere Heimat Buchenbach (wie Anm. 30), S. 118-138, hier
S. 122 und 131-133.
49 Helmut Heitzmann: Höfechronik Breitnau, Breitnau 2004, S. 625-629.
50 Hermann Kopf: Der Turner. Schwarz waldpaß und Berggasthaus, Waldkirch 1981, S. 43.
Theo Gremmelspacher: Handwerk, Handel und Verkehr im Falkensteiner Tal und „auf der Steig", in: St.
Oswald im Höllental. Festschrift zum 850jährigen Bestehen der Kapelle, hg. von Helmuth Schubert,
Konstanz 1998. S. 175-194. hier S. 178.
Kopf (wie Anm. 50), S. 46f
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