http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0094
a
Abb. lOa+b Die Schanze am Hohlen Graben (Bernhaubten), interessante Überarbeitungen der Karte bei
Breitnau und der Burg Wiesneck (Ausschnitte; GLA, H-f/113).
Schließlich wäre noch zu klären, welchem Zweck diese Karte diente. Gut möglich ist, dass
auch sie in den gerade für diese Region sehr unruhigen Kriegszeiten der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts im Umkreis militärischer Unternehmungen oder Planungen entstanden ist. Mit
den enthaltenen Informationen zu Stadt- und Erdbefestigungen sowie wehrhaften Häusern, mit
den Hilfen zur Orientierung durch topografische Einträge und Siedlungen sowie mit den Angaben
zu Handwerk und Gewerbe, das auch kriegswichtig sein konnte, z.B. für die Reparatur von
Waffen und das Beschlagen von Pferden (Schmiede), die Versorgung der Truppen (Gasthäuser
und Mühlen) oder die Herstellung von Baumaterial für einfachere Verteidigungsanlagen (Säge)
konnte sie ein wichtiges Hilfsmittel in der Hand von Kriegsstrategen oder Offizieren sein. Datieren
lässt sich die Karte relativ genau in die Friedenszeit zwischen dem Dreißigjährigen Krieg
und den Erbfolgekriegen, die gleichzeitig für die Habsburger eine Zeit der Kriegsvorbereitungen
angesichts der französischen Bedrohung durch die Heere Ludwigs XIV. war: Wie die Darstellung
Freiburgs zeigt, muss ihre Entstehung in die Jahre zwischen 1654 und 1677 fallen, ihre
Überarbeitung kann auf die Zeit nach 1690 festgelegt werden und zeigt, dass sie auch über einen
längeren Zeitraum hinweg noch in Gebrauch und von Interesse war.
Schlussbemerkungen
Geschichte spielt sich in Zeit und Raum ab; nicht nur die zeitliche, sondern auch die räumliche
Dimension prägt sie. Entsprechend können historische Karten für die Geschichtsforschung von
großem Interesse und besonders für regionalgeschichtliche Untersuchungen sehr wertvoll sein,
wie an diesen vier handgezeichneten Karten hoffentlich deutlich geworden ist. Bei aller Unge-
nauigkeit und Stilisierung enthalten sie eine Fülle von historisch interessanten und relevanten
Informationen, sodass ihr hoher Quellenwert außer Frage steht.
Die vorliegenden Ausführungen mögen die Karten ein Stück weit aufgeschlossen haben,
sie in ihrem historischen und regionalen Zusammenhang gänzlich erklären konnten sie nicht.
Dazu wäre es hilfreich, die Aktenstücke zu ermitteln, denen sie im 19. Jahrhundert entnommen
wurden, oder zumindest schriftliche Unterlagen aus dem weiteren Entstehungszusammenhang
hinzuzuziehen. In diesem Sinne versteht sich der Aufsatz als Werkstattbericht, verbunden mit
der Hoffnung, dass sich Regionalkundler, Historiker und Geografen auch künftig mit ihnen
beschäftigen und ihr Potential weiter ausschöpfen werden.
94
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0094