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ich blieb zu Hause und sendete meine Wünsche und Bitten für das Glück des neuen Ehepaares
vom heimischen Dome aus zum lieben Gott. Nach mehrwöchentlicher Hochzeitsreise sind sie in
ihrer prachtvollen häuslichen Einrichtung hier eingetroffen. Gott segne den Bund und lasse sie
in Glück und Zufriedenheit gemessen, was die Gunst des Zufalls und die Fürsorge der Eltern
Risler dem jungen Paare bereitet hat. Meiner Tochter Elise ist durch die Versorgung Klaras eine
grosse Sorge abgenommen, denn Emil ist auch für sie und die jüngeren Kinder eine wesentliche
Stütze, so die Großmutter Maria Elisabeth Waenker von Dankenschweil.55
Emil Risler war ebenso wie sein Vater Jeremias sozial und kommunalpolitisch sehr engagiert
. Er war der erste Akademiker in der Familie und studierte in Freiburg Chemie und
Mineralogie. Nach dem Tod des Vaters übernahm er 1884 die Leitung der 1847 in Freiburg
gegründeten Knopffabrik (Porzellan- und später auch Perlenfabrik). In den Jahren 1886 bis
1888 ließ er die sogenannten „Knopfhäusle" bauen, denen er ein Sozialhaus mit Volksküche
und einen Konsum hinzufügte. Bei den „Knopfhäusle", die in der Stadt heute noch ein Begriff
sind, handelt es sich um den ersten sozialen Wohnungsbau in Freiburg. Ab 1887 Mitglied des
Freiburger Bürgerausschusses (in dessen 1. Klasse der höchstbesteuerten Mitglieder), wurde
Emil Risler 1897 in den Stadtrat gewählt. Das Risler'sche Haus in der Hildastraße galt schon zu
Lebzeiten des Vaters Jeremias als ein gesellschaftlicher Treffpunkt, z.B. war 1881 Franz Liszt
dort zu Besuch.56
Franz Martin und Anna Franziska Stutz
Franz Martin, ältester Sohn von Thomas und Katharina Stutz, geboren 1778 in Herlisheim und
gestorben 1844 in Freiburg, heiratete am 30. Juni 1825 Anna Franziska Prokesch.
Anna Franziska findet in Richard Waenker von Dankenschweils Aufzeichungen besondere
Beachtung. Sie wurde am 15. September 1797 in Graz geboren, in dem Jahr also, in dem ihr
künftiger Schwiegervater das Wentzingerhaus erworben hat. Dort sollte sie später selbst nach ihrer
Heirat einziehen (Abb. 4). Die Mutter Anna Franziskas starb bereits am 15. September 1804,
der Vater am 15. Dezember 1811. Die Stiefmutter heiratete in zweiter Ehe am 26. Dezember
1815 Professor Julius Schneller57, einen alten Freund der Familie, der seinen Stiefkindern, wie
Waenker von Dankenschweil schreibt, sein Leben lang ein treuer Vater gewesen ist5S. Schneller,
zunächst Lehrstuhlinhaber für Profangeschichte am Grazer Lyzeum, unterrichtete seit 1806
auch Weltgeschichte und Geschichte des Deutschen Reiches.59 1823 erhielt er einen Ruf der
Universität Freiburg auf den dortigen Lehrstuhl für Geschichte.
Franz Martin Stutz betrieb mit seinem Bruder Mathias unter dem Namen „Stutz Gebrüder"
einen Großhandel für Lederartikel in Freiburg.60 Bereits 1819 hatte sein Vater Thomas Stutz
ihm und seinem Bruder das Wentzingerhaus überschrieben. Die Familie gehörte in jenen Jahren
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Ebd., Tagebuch 1882, S. 336f.
Fred Ludwig Sepaintner: Jeremias und Emil Risler. Freiburger Unter nehmer profile im 19. und frühen 20.
Jahrhundert, in: Schau-ins-Land 110 (1991), S. 179-188, hier S. 184.
Friedrich Pfaff: Franz Julius Borgias, in: Allgemeine Deutsche Biographie 32, hg. durch die Historische
Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften, Leipzig 1891, S. 165-167 [Onlinefassung
, http://www.deutsche-biographie.de/pndl00268498.html?anchor=adb).
Waenker von Dankenschweil (wie Anm. 6).
Vgl. Walter Höflechner: Das Fach Geschichte an der Universität Graz 1729-1848 (Publikationen aus der
Universität Graz 3), Graz 1975.
Zeidler (wie Anm. 20).
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