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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0112
die Kleinkinderbewahranstalt86 des Stadtteils Wiehre, die etwa 100 Kinder und schulentlassene
Jugendliche betreute. Gemeinsam mit Lorenz Werthmann87 und Eugen Krebs88 gründete Ida
Kuenzer das St. Annastift, das in dem gleichnamigen, eigens erworbenen Gebäude untergebracht
war und Verkäuferinnen Wohnung, Verpflegung, Betreuung und Arbeitsvermittlung bot. Sie betätigte
sich ferner in der Arbeitersiedlung ihres Verwandten Emil Risler, die im Osten Freiburgs
am ehemaligen Messplatz lag.

Unter dem Vorsitz von Ida Kuenzer schloss sich 1903 die Gesellschaft St. Annastift mit drei
weiteren caritativen Vereinen in Freiburg, dem Verein St. Marienhaus, dem St. Elisabethenverein
und dem St. Philomenenverein zum Marianischen Mädchenschutzverein Freiburg zusammen.
Bereits 1901 hatte Ida die Bahnhofsmission in Freiburg gegründet. 1905 wurde eine Ortsgruppe
des Katholischen Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder (KFV)89 gebildet, dessen
Vorgänger der von ihr 1899 gegründete „Verein vom Guten Hirten" war, der ein Heim für gefährdete
Mädchen in Heitersheim betreute.

1909 entstanden unter dem Vorsitz von Ida Kuenzer die Ortsgruppe Freiburg des Katholischen
Frauenbundes Deutschlands sowie der Verband katholischer Mädchenschutzvereine der
Erzdiözese Freiburg. „Ein halbes Menschenalter war sie die Führerin der katholischen Frauen
Freiburgs", so wird es später in einem Nachruf heißen. „Es gibt keine caritative und soziale
Organisation im katholischen Freiburg, an deren Wiege sie nicht gestanden hatte."90

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges erweiterte sich Ida Kuenzers Tätigkeitsbereich um
die Einrichtung von Suppenküchen in Schulen und am Bahnhof zur Versorgung der durchfahrenden
Truppen. In einer Obstverwertungsstelle im eigenen Haus „saßen täglich 20 Damen,
um Obst einzukochen, das an die Minderbemittelten preiswert verkauft wurde".91 Eine
Schuhmacherwerkstätte in der Talstraße stellte ein weiteres Beispiel alltäglicher Lebenshilfe
dar. Im St. Annastift wurde ein Reservelazarett für deutsche und kriegsgefangene französische
Soldaten errichtet. Gemeinsam mit dem Stadtcaritasverband gründete Ida Kuenzer das
Säuglingsheim St. Hedwigshaus, das Kleinstkinder aufnahm, deren Väter im Felde waren und
deren Mütter die Familie unterhalten mussten.92 „Frau Kuenzers hochstrebender Geist, ihre vornehme
Persönlichkeit gaben all ihren Taten das Gepräge", so ist ebenfalls im vorgenannten
Nachruf zu lesen.

In die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg fällt die Gründung der Sozialpolitischen Frauenschule
in Freiburg, die als Fachausbildungsstätte Kuenzers Anliegen der Bildungsarbeit mit Frauen
entsprach.93 Laut Wollasch ist diese sehr ausgeprägte soziale Tätigkeit Kuenzers in Freiburg

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Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Christuskirche_(Freiburg_im_Breisgau).

https://de.wikipedia.org/wiki/Lorenz_Werthmann.

http s: //de .wikip edia. org/wiki/Eugen_Kr eb s.

Hierzu Andreas Wollasch: Der Katholische Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder (1899-
1945). Ein Beitrag zur Geschichte der Jugend- und Gefährdetenfürsorge in Deutschland, Diss., Freiburg
1991.

I. K. Sieglitz: Nachruf, in: Freiburger katholisches Gemeindeblatt 29 vom 18.7.1926.
Ebd.

Wollasch (wie Anm. 50), S. 164.

Sozialpolitische Frauenschulung - eine Gegenwartsaufgabe, Broschüre, Freiburg 1919, Archiv des Deutschen
Caritasverbandes, 142 Mappe 1; vgl. ferner Birgit Sack: Zwischen religiöser Bindung und moderner
Gesellschaft. Katholische Frauenbewegung und politische Kultur in der Weimarer Republik (1918/19-
1933) (Internationale Hochschulschriften 266), Münster 1998, S. 50; zur Einordnung und Beurteilung der
katholischen Frauenbewegung s.a. ebd., S. 37f.

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