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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0119
Die vielseitige schriftstellerische und wissenschaftliche Arbeit Prokeschs, der auch mit
Goethe bekannt war,139 umfasst veröffentlichte Reisebeschreibungen, politische Monographien,
GeSchichtswerke, militärgeschichtliche Abhandlungen, wissenschaftliche Aufsätze (etwa zur
Archäologie) und Gedichte. Hinzu kommen zwischen vier- und fünfhundert Briefe, die er jährlich
schrieb.

Prokesch war Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Einrichtungen u.a. der Königlich
Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin140, der Royal Numismatic Society in
London, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, Ehrenmitglied der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, der Wiener Numismatischen Gesellschaft und der
Pariser Societe frangaise de Numismatique et dArcheologie. Im vorliegenden Zusammenhang
von besonderem Interesse ist auch, dass die Historische Gesellschaft in Freiburg, deren
Gastredner er 1830 war, ihn zu ihrem Mitglied wählte. 1868 wurde ihm von der Universität Graz
aufgrund seiner Publikationen über das antike Griechenland und die „Geschichte des Abfalls
der Griechen vom Türkischen Reiche" der Ehrendoktortitel verliehen.

Die Bedeutung Prokeschs als eines hervorragenden Orientkenners gründet vor allem
auf seinen landeskundlichen Werken.141 Neben Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln verfass-
te er Berichte, die, teilweise von kulturgeschichtlichem Wert, in den vom österreichischen
Ministerium des Äußeren herausgegebenen sogenannten „Rotbüchern" enthalten sind, die einen
Teil der außenpolitischen diplomatischen Korrespondenz publizierten.142

Die herausragende politische Bedeutung Prokeschs als einer der wichtigen Diplomaten
des 19. Jahrhunderts wird insbesondere an seiner Rolle deutlich, die er als österreichischer
Botschafter ab 1867 in Konstantinopel spielte. Ihm kam hier die Funktion zu, eine Art
Schnittstelle zwischen dem Ministerium des Äußeren in Wien und den Konsulaten der Levante
zu sein.143 Sechzehn Jahre blieb er in Konstantinopel. Während die europäische Politik jener Zeit
die sogenannte „Orientalische Frage"144 eigenen Interessen unterordnete, ging es Prokesch um
die Erhaltung des Osmanischen Reiches um seiner selbst willen. Hiermit stand er im Gegensatz
zu vielen Politikern seiner Zeit, und seine Haltung brachte ihm manche persönliche Feindschaft

139 Prokesch suchte diesen im Auftrag des Fürsten Schwarzenberg 1820 in Jena und Weimar auf, Bertsch
(wie Anm. 63), S. 23.

Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften. Ihre Mitglieder und Preisträger 1700-
1990. Berlin 1992. S. 285.

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Reisetagebüchern wie Anton Prokesch von Osten: Reise ins Heilige Land. Im Jahr 1829, Wien 1831;
Ders.: Erinnerungen aus Ägypten und Kleinasien, 3 Bde., Wien 1829-1831; Ders.: Das Land zwischen
den Katarakten des Nils, Wien 1831; Ders.: Denkwürdigkeiten und Erinnerungen aus dem Orient, 3 Bde.,
Stuttgart 1836-1837. Außerdem verfasste er eine Fülle von Artikeln in Zeitschriften und Zeitungen (allein
39 Artikel in der „Allgemeinen Zeitung" zwischen 1845 und 1847; 28 Artikel für die Jahre 1834 und 1839
belegbar).

Vgl. auch Eliav Mordechai/Barbara Haider: Osterreich und das Heilige Land. Ausgewählte Konsulats-
dokumente aus Jerusalem 1849-1917 (Fontes Rerum Austriacarum: Osterreichische Geschichtsquelle, 2.
Abt.: Diplomatica et Acta 91), Wien 2000, S. 185-238.

Bertsch (wie Anm. 63), S. 52.

Hierzu Bertsch (wie Anm. 63), S. 364. Die Orientalische Frage spielt auch eine Rolle für den Aufstieg
Preußens: „Preußen wäre heute nicht das, was es ist, wenn Osterreich und Rußland nicht gerade in der
Epoche des politischen Wachstums Preußens von der Türkei beschäftigt und im Zaume gehalten worden
wären", Winfried Baumgart: Zur Außenpolitik Friedrich Wilhelms IV. 1840-1858, Jahrbuch für die Geschichte
Mittel- und Ostdeutschlands 36 (1987), S. 132-156; Ders.: Die „Orientalische Frage" - redivi-
vus? Große Mächte und kleine Nationalitäten 1820-1923, in: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte
28 (1999), S. 35-55.

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