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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0134
Saladin34 stand, mit ausdrücklicher Einwilligung seines Vormunds zusammen mit den nächsten
Verwandten Baden für immer den Rücken kehrte.

In der Neuen Welt

Soweit die im Freiburger Staatsarchiv aufbewahrten Auswanderungsakten, deren Inhalt im
Rahmen unserer kursorischen Durchsicht schon aus Platzgründen nicht umfassend referiert
und analysiert werden konnte. Wann genau die Familie Seiinger ihr Heimatdorf verließ, welche
Reiseroute die Gruppe wählte (und vermutlich auch mehr oder weniger erfolgreich zurücklegte),
wie lange der „Transfer" dauerte und wo bzw. unter welchen näheren Umständen die Auswanderer
in der Neuen Welt ankamen und schließlich sesshaft wurden, lässt sich den im voraufgehenden
Abschnitt behandelten Unterlagen nicht direkt entnehmen.35 Bedeutsamer als solche und weiter
reichende Überlegungen zu diesem wohl nicht ganz untypischen Migrationsunternehmen
scheinen aus heutiger Sicht Dokumente, die, wie bereits eingangs dieses Beitrags angedeutet,
im unmittelbaren Umfeld des US-amerikanischen Kunstmalers Jean Paul Seiinger anzusiedeln
sind und - wenn auch mit erheblichen Verwerfungen und Fehlinterpretationen behaftet
- einige interessante Rückschlüsse auf das vielleicht bereits um 1832 erfolgte „settlement" der
Migranten im Raum Boston, der sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts nicht nur zu einer bedeutenden
Industrieregion, sondern auch zu einem künstlerisch-kulturellen Zentrum entwickeln
sollte, zulassen.

Im Vorfeld einer näheren Inaugenscheinnahme der besagten Unterlagen scheint es im
Hinblick auf unser eigentliches Thema zunächst am sinnvollsten, den im Jahr 1815 geborenen
und damit zum Zeitpunkt der Auswanderung erst 17 Jahre alten Klemens Seiinger in den
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. Zum einen ist der in den amtlichen Dokumenten
ausdrücklich als Schreiner (am 21. Juli 1832 auch als lediger Schreinergeselle) bezeichnete
Seiinger-Sprössling in späteren Jahren in Boston als pianomaker nachweisbar,36 andererseits ist

Anton Saladin ist vermutlich identisch mit einem 1789 als Sohn des Michael Saladin und der Johanna
Karle in Merdingen geborenen und am 17.11.1847 ebda, verstorbenen Krämer, der im Jahr 1812 Agatha
Seiinger (1782-1845) geheiratet hatte. Antons Ehefrau war eine Tochter des Wolfgang Seiinger und der
Maria Katharina Gerteisen (hierzu siehe bereits oben Anm. 10) und damit eine Schwester des Franz
Seiinger. Die Pflegschaft des Anton Saladin erklärt sich somit am ehesten über dessen Ehe mit Agatha
Seiinger, d.h. über die Schwagerbeziehung zu Franz Seiinger. Für wertvolle Auskünfte und weiterführende
Hinweise (Mails vom 19.12.2014) möchte ich mich an dieser Stelle nochmals bei Herrn Dr. Läszlö
Strauß-Nemeth (EAF) sehr herzlich bedanken. Archivalische Nachweise: StAF, L 10 Nr. 504 (wie Anm.
6), S. 6 (Eheeintrag); ebd., L 10 Nr. 506 (wie Anm. 11), S. 318, Nr. 38 (Sterbeeintrag).

Die Zahl derartiger Schicksale ist angesichts von Millionen von Auswanderern Legion. Ein - wenn auch
anders gelagertes - anschauliches Fallbeispiel beschreibt neuerdings in wünschenswerter Ausführlichkeit
Simone Blaschka-Eick: In die Neue Welt! Deutsche Auswanderer in drei Jahrhunderten, Reinbek
2010, S. 94-145.

Siehe etwa den entsprechenden Eintrag in den im Internet konsultierbaren „Boston City Directories", hier
Nr. 83620, wo noch für das Jahr 1872 ein Clements Seiinger als pianomaker verzeichnet ist. Nachweis:
www.damrellsfire.com/cgi-bin/directory_search.pl?ds=6&ln=83598 [18.12.2014]. Neben Clements Seiinger
sind ebd. übrigens noch ein bookkeeper namens Henry C Seiinger sowie ein ornamental painter
namens John Seiinger aufgelistet (ebd., Nr. 83621 und 83622, d.h. in unmittelbarem Anschluss an Clements
). Sowohl bei dem Buchhalter Henry C. als auch bei dem Maler John handelt es sich vermutlich um
Söhne des Klemens Seiinger, wobei sich hinter John kein Geringerer als der in späterer Zeit als „Jean Paul
Seiinger" firmierende Kunstmaler verbirgt. Hierzu siehe auch die weiteren Ausführungen des vorliegen-

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