http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0135
einem erst vor einigen Jahrzehnten im Druck erschienenen monographischen Aufsatz zu Leben
und Werk Jean Paul Seiingers zu entnehmen, der genannte Kunstmaler habe am 24. Juni 1850
in Boston als eines von insgesamt zwölf Kindern des Ehepaares Clement and Anna Dorothea
Seiinger, Bavarian immigrants das Licht der Welt erblickt.37 Klemens Seiinger kommt somit eine
Art Brückenfunktion zu. Der auf den ersten Blick irritierende Hinweis zur angeblich bayerischen
Provenienz des Einwanderer-Ehepaares Seiinger geht wohl auf die (vermutlich korrekt angegebene
) Herkunft von Klemens Seiingers Gattin Anna Dorothea (Dorothy) zurück.38 Wichtiger
als Spekulationen zu den möglichen Fehlerquellen solcher Informationen scheint mir, auf eine
weitere Angabe hinzuweisen, die sich in dem soeben ins Feld geführten biographischen Abriss
findet. Der entsprechende Hinweis lautet wie folgt: Clement Seiinger was a talented woodcar-
ver, who upon Coming to America and settling in Boston, became associated with the Chickering
Piano Company.39 Die Bezeichnung woodcarver ist wohl als Pendant zum für das Jahr 1832 für
Klemens nachweisbaren Beruf des Schreiners - eine bis zum heutigen Tage im nicht zuletzt
im süddeutschen Sprachraum gängige Bezeichnung für „Tischler" - aufzufassen, während das
konkrete Arbeitsgebiet Seiingers wohl über einen längeren Zeitraum hinweg die Herstellung
den Beitrags. Übrigens listet bereits das entsprechende Verzeichnis des Jahres 1849 Sellinger Clemens,
piano-forte maker, 334 Wash [ington] /z[ouse] atRoxbury auf, The Boston Directory: Containing the City
Record, a General Directory of the Citizens, a Special Directory of Trades, Professions, &c. An Almanac,
from July, 1849, to July, 1850, with a Variety of Miscellaneous Matter, Boston 1849, hier S. 252. Die Angabe
Roxbury ist auf die gleichnamige Stadt zu beziehen, die ursprünglich selbständig war und im Jahr
1868 eingemeindet wurde.
Charles und Gloria Vogel: Jean Paul and Emily Seiinger, in: Historical New Hampshire 34 (1979), S.
125-142, hier S. 125. Woher der (meines Erachtens völlig abwegige) Hinweis im erst vor einigen Jahren
erschienenen „Boston College Magazine" (online-Ausgabe), „John [sc. Jean Paul] Seiinger" sei der Sohn
eines „Hungarian-born father" gewesen, letztlich herstammt, entzieht sich bislang leider meiner Kenntnis
. Die Information ist umso befremdlicher, als die darüber hinaus gelieferten „Familiennachrichten"
(Tätigkeit des Vaters und der Brüder in einer piano factory, spätere Karriere Johns als portrait painter)
korrekt zu sein scheinen, Gary Wayne Gilbert/Ben Birnbaum/Seth Meehan: First Sight, in: Boston College
Magazine (online-Ausgabe Winter 2013), http://bcm.bc.edu/issues/winter_2013/features/first-sight.
html (17.6.2015), hier Kapitel betreffend „September 5, 1864" (o. P.) (mit Reproduktion des „Boston
College Student Register", John J. Burns Library/Boston, Verzeichnis vom 5.9.1864ff).
Hierzu s.u. Anm. 43. Wo genau Anna Dorothea in Bayern ursprünglich gelebt hatte, ließ sich bislang nicht
feststellen. Siehe auch unten Anm. 94.
Zitiert nach Vogel (wie Anm. 37), S. 127f. Der Hinweis auf die Chickering Piano Company bezieht sich
auf das gleichnamige, im Jahr 1823 in Boston von Jonas Chickering (1798-1853) gegründete US-amerikanische
Klavierbauunternehmen, das nach dem Eintritt der Söhne Thomas E. (1824-1871), C. Frank
(1827-1891) und George H. Chickering (1830-1896) unter dem Namen „Chickering & Sons" firmierte.
Chickering & Sons war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der bedeutendste Klavierbauer der USA, wurde
dann aber 1860 von Steinway & Sons (1853 gegründet von dem aus Wolfshagen im Oberharz stammenden
Tischler Heinrich Engelhard Steinweg [1797-1871, seit 1853 Henry Steinway] und seinen Söhnen
Charles, Henry jun. und William) überholt. Bis zu einer Brandkatastrophe im Jahr 1852 stand die Chicke-
ring-Fabrik in der 336 Washington Street in Boston, 1853/54 wurde dann ein neues Produktionszentrum
in der 791 Tremont Street (wiederum in Boston) errichtet. Als der Gründer Jonas Chickering 1853 starb,
zählte das Unternehmen 500 Beschäftigte und stellte jährlich über 2.000 Klaviere her. Einführende Literatur
: Charles Horton: Artikel „Chickering", in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine
Enzyklopädie der Musik, begr. von Friedrich Blume, 2„ neubearb. Ausgabe, hg. von Ludwig Finscher,
Personenteil, Bd. 4, Kassel u.a. 2000, Sp. 930f; Hubert Henkel: Artikel „Steinway & Sons", in: ebd., Bd.
15, Kassel u.a. 2006, Sp. 1405-1408; Ellen Knight (H. Earle JoHNSON)/Ubers.: Guido Heldt (Thomas M.
Höpfner): Artikel „Boston", in: ebd., Sachteil, Bd. 2, Kassel u.a., 1995, Sp. 82-86, hier Sp. 83.
135
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0135