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von Klavieren (oder doch Teilen davon) war.40 Doch damit nicht genug: Wie wir amtlichen
„Census"-Unterlagen des Jahres 1870 entnehmen können, arbeiteten weitere Angehörige der in
Boston lebenden Einwandererfamilie Seiinger in diesem Metier, namentlich die Söhne Henry
(zum Zeitpunkt der Datenerhebung 21 Jahre alt), John (19 Jahre alt)41 und Francis (18 Jahre alt),
während die jüngeren Söhne Stephen (15 Jahre alt) und Edward (13 Jahre alt) anscheinend noch
zur Schule gingen und die erst vierjährige Tochter Mary A. at home war.42 Dass das besagte
„Census"-Dokument lediglich sechs statt, wie in der biographischen Skizze behauptet, zwölf
Kinder auflistet, könnte unter Umständen mit dem relativ späten Entstehungsdatum der Quelle
zu tun haben, in welcher Nachkommen, die den elterlichen Haushalt bereits verlassen hatten, keine
Berücksichtigung mehr fanden. Auch wird man den gerade für das 19. Jahrhundert doch gravierend
zu Buche schlagenden Faktor der Kindersterblichkeit nicht außer Acht lassen dürfen.43
Immerhin darf nun als sicher gelten, dass uns in den amtlichen Bostoner „Census"-Unterlagen
des Jahres 1870 in der Person des Haushaltsvorstands Clement Seiinger kein Geringerer als
der 1815 in Merdingen geborene, 1832 nach Nordamerika ausgewanderte und 1874 verstorbene
Klemens begegnet. Zum weiteren Schicksal des 1870 namentlich aufgeführten Sohnes
Dass die Tätigkeit des Klavierbauers eine Ausbildung zum Schreiner bzw. Tischler voraussetzte, zeigt
eindrücklich die Gründungsgeschichte der heute nach wie vor bekannten Firma „Steinway & Sons"!
Hierzu siehe wieder Henkel (wie Anm. 39), Sp. 1405. Weiter: Alexander Emmerich: Die Geschichte der
Deutschen in Amerika. Von 1680 bis zur Gegenwart, Köln 2013, S. 132f.
Das in der entsprechenden Liste angegebene Alter deutet daraufhin, dass uns hier der im Jahr 1850 geborene
John Paul Seiinger, der sich später den Künstlernamen Jean Paul Seiinger zulegte, begegnet.
https://familysearch.Org/pal:/MM9.3.l/TH-266-11868-41669-80?cc=1438024 (25.8.2015). Ebd. wird als
Geburtsort des inzwischen 54 Jahre alten Clement Selingir [sie!] Baden-baden angegeben, während
seine Frau, die 47 Jahre alte Dorothy, als aus Bavaria stammend ausgewiesen wird. Ich vermute, dass
die in der Forschungsliteratur behauptete vermeintliche bayerische Herkunft beider Elternteile letztlich
auf die Provenienz der Mutter zurückgeht. Die hinsichtlich des Herkunftsortes des Vaters mitgeteilte
Information beruht hingegen wohl auf einer Verwechslung von Baden mit Baden-Baden. Dass diese
abwegige Gleichsetzung bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt relativ häufig vorkommt und gerade im Fall
von US-amerikanischen Familienforschern nicht selten zu ungewollt unsinnigen und in ihren Resultaten
äußerst frustrierenden Archivanfragen führt, kann jeder Archivar, der mit derlei Recherchen konfrontiert
wird, bestätigen.
Der im soeben erwähnten „Census" des Jahres 1870 aufgeführte Seiinger-Sohn Francis starb bereits am
21. Mai 1876 im Alter von erst 24 Jahren an Tuberkulose, eine im 19. Jahrhundert weit verbreitete Krankheit
, die bereits den Vater Klemens befallen hatte. Letzterer segnete gemäß amtlichen Unterlagen am
9.10.1874 im Alter von 59 Jahren in Boston das Zeitliche. Zu Francis bzw. Frank J. Seiinger siehe: https://
familysearch.org/ark:/61903/l:l:FH7C-Y57 (betreffend„Massachusetts Deaths andBurials"/Fraft£/. Seiinger
als Sohn eines Clement und einer Dorothea) (25.8.2015). Reproduktion des Originaldokuments:
https://familysearch.org/search/record/results?count=20&query=%2Bgivenname%3A%22frank%20
j.%22~%20%2Bsurname%3Aselinger~%20%2Bbirth_place%3Aboston~ (25.8.2015). Dem entsprechenden
Eintrag (S. 123, Nr. 3308) ist zu entnehmen, dass der an einer Phthisis Verstorbene von Beruf
Artist war und als Wohn- bzw. Sterbeadresse 8 Camden PL gemeldet wurde. Frank J. Seiinger starb gemäß
ebd. als Single, Nachkommen sind nicht bekannt. Zum Ableben von Klemens Seiinger siehe https://
familysearch.org/ark:/61903/l:l:NW5Z-H8T (25.8.2015) (betrifft „Massachusetts Deaths", 1841-1915).
Der Verstorbene wird ebd. (S. 222, Nr. 6102) als Klavierbauer (Piano Forte maker) bezeichnet, das Herkunftsland
der Eltern (Francis und Theresa Seiinger) mit Germany angegeben, und als letzte Wohn- bzw.
Sterbeadresse des Verblichenen wird 1584 Washington aufgeführt, was der entsprechenden Angabe in
den Boston City Directories (1872) entspricht (s.o. Anm. 36). Die Nennung der Eltern Francis und Theresa
ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf Franz Seiinger und Theresia Bärmann zu
beziehen.
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