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Sind diese Informationen korrekt? Die klaren Hinweise zum Vornamen des Vaters sowie zu
dessen Provenienz sind bei der Suche nach dem familiengeschichtlichen Hintergrund der Familie
Seiinger zweifelsohne als hilfreiche Indizien zu werten. Für die Korrektheit der Angaben spricht
vor allem der Inhalt einer (insgesamt nur zwei Seiten umfassenden) Auswanderungsakte, die im
Staatsarchiv Freiburg aufbewahrt wird und die aus Stadelhofen stammenden Brüder Carl und
August Seiinger betrifft.58 Diesem Dossier ist zu entnehmen, dass August Seiinger, also der mutmaßliche
Vater Joseph Seiingers, am 20. Juni 1829, sein Bruder Carl hingegen, also doch wohl
der im Seiinger-Antwortschreiben vom 19. Januar 1891 als Einwohner von Sacramento erwähnte
Onkel Charles, am 10. September 1830 in Stadelhofen als Söhne des Joseph Seiinger und der
Barbara Wilhelm zur Welt gekommen waren.59 Das Gesuch um Erlaubnis zur Auswanderung
nach Amerika, das vom 22. Juni 1850 datiert, wird dann auch erwartungsgemäß in Stadelhofen
situiert und führt Joseph Seiinger, den Vater der beiden Antragsteller, als Ochsenwirth auf (Abb.
7).60 Eine Durchsicht der Stadelhofener Kirchenbücher führt darüber hinaus zum Ergebnis,
dass der zu Beginn des 19. Jahrhunderts geborene Joseph Seiinger am 12. Februar 1827 in
Stadelhofen die aus dem Dorf Haslach (bei Ulm/Stadelhofen) stammende Barbara Wilhelm
zum Traualtar geführt hatte.61 Da der Bräutigam in dem besagten Eintrag ausdrücklich als
Metzger von Stadelhofen sowie als Sohn des Stadelhofener Ochsenwirts Johannes Seiinger bezeichnet
wird,62 liegt es nahe, hinsichtlich der Besitzgeschichte des Gasthauses „Ochsen" zu-
StAF, B 727/12 Nr. 5488.
Aus dem Text der besagten Auswanderungsakte geht hervor, dass diesen Angaben ursprünglich ein
Auszug des Pfarramtes Ulm aus dem Jahr 1839 zugrunde lag. Bei Ulm handelt es sich natürlich nicht
um die gleichnamige Stadt im Alb-Donau-Kreis, sondern vielmehr um den gleichnamigen, unweit von
Stadelhofen gelegenen Ortsteil von Renchen im Ortenaukreis, südlich von Achern. Stadelhofen gehörte
bis 1864 zur Pfarrei Ulm. An der Zuverlässigkeit der Informationen, die in der Regel vom zuständigen
Ortsgeistlichen geliefert wurden, ist im Prinzip nicht zu zweifeln. Tatsächlich bestätigt ein Blick in die im
Staatsarchiv Freiburg aufbewahrten Kirchenbuchduplikate der katholischen Gemeinde Stadelhofen die
Korrektheit der amtlichen Angaben, StAF, L 10 Nr. 3630 (Zeitraum: 1812-1830), S. 58, Nr. 11 (betreffend
August Sellinger als ehelicher Sohn des Joseph Sellinger, Metzger und der Barbara Wilhelm); ebd., [o. R],
Nr. 23 (betreffend Karl/Carolus Sellinger als ehelicher Sohn des Joseph Sellinger, Metzgers und Wirths
und der Barbara Wilhelm). - Gemäss brieflicher Auskunft des Stadtarchivs Offenburg vom 8.7.2015
verstarb Barbara Seiinger geb. Wilhelm am 9.6.1872 im Alter von 62 Jahren in Offenburg als Witwe des
Joseph Seiinger.
Ein Gasthaus „Ochsen" ist bis heute in Oberkirch-Stadelhofen (Ulmer Straße 1) nachweisbar. Notabene:
Im Geburtseintrag betreffend August Seiinger (20.6.1829) firmiert Joseph Seiinger noch als Metzger,
während er im entsprechenden Eintrag betreffend Carl Seiinger (10.9.1830) sowohl als Metzger als auch
als Wirt aufgeführt wird (siehe die voraufgehende Anmerkung). Joseph hat das Gasthaus „Ochsen" somit
möglicherweise um 1829/30 übernommen.
Nachweis des Eheeintrags: StAF, L 10 Nr. 3630 (wie Anm. 59), S. 123, Nr. 1. Auch diese Quelle bezeugt
den Bräutigam lediglich als Metzger von Stadelhofen. Er war zum Zeitpunkt der Eheschließung gemäß
ebd. 25 Jahre und 7 Monate alt und ein ehelicher Sohn des Johannes Sellinger, Ochsenwirths von da, und
der Magdalena Zeller. Die erst 17 V2 Jahre alte Braut Barbara Wilhelm wird ebd. als eheliche Tochter der
bereits verstorbenen Eheleute Johannes Wilhelm und Magdalena Lantmann aufgeführt.
Siehe die voraufgehende Anmerkung. Im Hinblick auf eine Herkunft der Stadelhofener Familie Seiinger
aus dem Raum Zell-Weierbach (bei Offenburg), die in einem späteren Brief Joseph Seiingers (hierzu
s.u. mit Anm. 84) zwar nicht explizit behauptet wird, für den Geistlichen jedoch als Teil der Uberlieferungstradition
gegolten haben dürfte, sei darauf hingewiesen, dass die Spur Johannes Seiingers, also
des Urgroßvaters des Reverends Joseph Seiinger, in der Tat nach Weierbach führt: Johann Seiinger starb
am 8.5.1848 in Stadelhofen (StAF, L 10 Nr. 3632 [Zeitraum: 1848-1869], S. 241, Nr. 7). Sein Alter wird
im entsprechenden Sterbeeintrag mit 76 Jahren angegeben. Aus einem Eheeintrag vom 22.2.1830 im
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